Pöbeleien und Gebrüll auf einer Bürgerversammlung zu einem Flüchtlingsheim: Im sächsischen Freital sind die Masken gefallen. Dahinter sieht man keine sorgenvollen Mienen, sondern Hass, kommentiert Katja Bauer.

Berlin - Der Tumult bei der Bürgerversammlung in Freital darf keinen Verantwortlichen überraschen. Zwei Stunden lang besiegte der blanke Hass jede Chance, die dagewesen wäre – zur Kritik, für Fragen, zum Besserverstehen, zum Benennen von Problemen. Dieser Hass ist gesät.

 

Schon vor Monaten haben die Vertreter von Pegida bei Demonstrationen agitiert. Sie haben bewusst Tabus gebrochen, so wie Lutz Bachmann, der im April gegen gerade angekommene „eritreische Fachkräfte“ hetzte. Damals waren es 20 Flüchtlinge in der Kreisstadt. Politisch liegt der Fehler auf der Hand.

Salbungsvoll wurde von „besorgten Bürgern“ gesprochen, gleichzeitig konnten Hetzer jene agitieren, die vielleicht erst wirklich nur Sorgen hatten. Die Verantwortlichen haben viel zu spät verstanden, dass sie sich weder in die eine noch in die andere Richtung wegducken können. Einerseits gilt es, Bürger ordentlich zu informieren und für Fragen zur Verfügung zu stehen. Andererseits hätten Politiker sagen müssen, dass es zu den Grundfesten dieser Demokratie gehört, Flüchtlinge aufzunehmen, dass das Geld kostet und das Zusammenleben komplizierter machen kann. Und dass von ihnen als Gastgebern etwas Offenheit zu verlangen ist.

Vielleicht hätte der ein oder andere Zornige dann verstanden, dass er gerade zwar sehr laut ist, aber nicht in der Mehrheit.