Ein Patenschafts-Projekt der Flüchtlingsfreunde soll Asylbewerbern bei der Integration helfen. Doch auch die Paten können von der Aktion profitieren.

Zuffenhausen - Wer Freude am Umgang mit Menschen aus anderen Ländern hat, gerne neue Kulturen kennenlernen möchte und etwas Zeit investieren will, für den gibt es ein ganz spezielles Angebot: Die Flüchtlingsfreunde Zuffenhausen suchen engagierte Menschen, die Flüchtlingspatenschaften übernehmen.

 

Rund 150 Männer, Frauen und Kinder leben momentan in der Asylunterkunft an der Gottfried-Keller-Straße. Sie kommen aus 15 Nationen. Menschen aus dem Irak, Eritrea und Albanien haben dort ebenso ein vorläufiges Zuhause gefunden wie Asylbewerber aus Nigeria, Kamerun und Gambia. Unter den Bewohnern, das erläutert Sozialarbeiterin Anna Drayß von der Arbeiterwohlfahrt (Awo), gebe es einige, um die man sich ganz besonders kümmern müsse. Dies seien diejenigen, die für eine Patenschaft in Frage kämen. Dabei handle es um circa 20 Personen. Dazu zählen alleinerziehende Frauen ebenso wie Kinder, die aus problematischen Verhältnissen stammen, oder alleinstehende Männer, die sich möglichst schnell in die deutsche Gesellschaft integrieren möchten.

Paten übernehmen eine große Verantwortung

Bei einer Patenschaft, das erklärt Drayß, gehe es nicht darum, zusammen mit den Flüchtlingen Behördengänge zu erledigen. Vielmehr sollten Freizeitgestaltung und Zwischenmenschliches im Fokus stehen. Dazu kann ein Besuch in der Wilhelma ebenso gehören wie eine entspannte Unterhaltung bei einer Tasse Kaffee oder ein Kinobesuch. Sollten Kosten entstehen, gibt es dafür bei den Flüchtlingsfreunden einen Topf.

Laut Dieter Kümmel von den Flüchtlingsfreunden zielt das Patenschafts-Projekt auch auf Menschen ab, die sich bislang noch nicht beim Thema Asyl engagiert haben oder die von den festen Strukturen von Arbeitsgruppen und regelmäßigen Sitzungen eher abgeschreckt werden. Als Pate hingegen könne man selbst entscheiden, wo und wie man die Zeit zusammen verbringe. Allerdings, das betonen Kümmel und auch Drayß, gehe man mit einer Patenschaft natürlich eine Verpflichtung ein. Und die sollte mindestens ein halbes Jahr lang dauern. „Ein Pate braucht Motivation, Zeit, Kultursensibilität und Freude an Umgang mit fremden Menschen“, fasst Kümmel die wichtigsten Eigenschaften zusammen. Gut wären auch Fremdsprachenkenntnisse, vor allem Arabisch. Ein Pate müsse mindestens 18 Jahre alt sein und brauche ein polizeiliches Führungszeugnis. Dies könne im Bezirksrathaus relativ einfach beantragt werden. Kümmel hofft, dass sich nicht zuletzt auch zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund für das Projekt gewinnen lassen. Grundsätzlich wünscht er sich ohnehin, dass sich gerade diese Gesellschaftsgruppe stärker für Flüchtlinge engagiert.

„Die direkte Begegnung ist das, was die Menschen verändert“, sagt Kümmel. Wer sozusagen von Angesicht zu Angesicht in Kontakt mit Flüchtlingen komme, der könne eigene Vorurteile und Ängste abbauen. Und somit selbst ganz entscheidend von einer Patenschaft profitieren. Ein Pate werde weltoffener und lerne neue Kulturkreise und damit auch ganz neue Seiten an sich selbst kennen.