Natürlich ist keiner von einem Endlager begeistert, dennoch wird im Saal der Begriff „Verhinderer“ wie eine Schmähung aufgefasst. Keiner will Spielverderber sein. Die Gemeinden haben Vertreter in die Regionalkonferenzen geschickt, die Kantone und Verbände ebenfalls. Ein Drittel der Plätze ist für Bürger reserviert, die bei Pilotforen 2011 ausgewählt wurden, sich jetzt aber auch noch um einen Platz bewerben können. Die Regierung hat die Sitzungsgelder – umgerechnet 410 Euro für eine eintägige Regionalkonferenz – bewusst hoch angesetzt. An der Bürgerbeteiligung wird nicht gespart. „Willkommen am Tisch der armen Schlucker“, sagt die 25-jährige Buchhändlerin und Musikstudentin Debora Haab. An ihrem Tisch sitzen Studenten, Schüler und eine Reisebürokauffrau, die Mutter von Felix. Natürlich sei die Aufwandsentschädigung eine Motivation, sich hier den Samstag um die Ohren zu schlagen – aber nicht nur. „Jetzt steht der Müll oben, das ist viel gefährlicher als in einem Tiefenlager“, sagt Haab. Ihr gehe es vor allem darum, über das Verfahren informiert zu sein, Vertrauen zu gewinnen: „Aber ich mache mir keine Illusion, dass ich etwas bewirken kann. Das ist doch heiße Luft, was wir diskutieren.“

 

Die wahren Entscheider sind andere. Das Bundesamt für Energie beispielsweise, oder die Nagra, die zur Atomindustrie gehörende Nationale Genossenschaft für die Lagerung atomarer Abfälle – deren Vertreter halten alle kurze Vorträge. Und immer wieder flitzt der 65-jährige Moderator Hannes Hinnen mit dem Mikro durch die Reihen, hakt nach, steuert die Debatte, duzt die Leute und bindet sie ein. Hinnen ist Wirtschaftsmediator von Beruf, er hat schon zwischen Lokführern und SSB geschlichtet, ein Profi. Als man sich in Arbeitsgruppen berät, da geht er raus zum Rauchen. Ja, die hohe Aufwandsentschädigung sei von den 17 deutschen Vertretern in der Regionalkonferenz diskutiert worden, einige hätten sie abgelehnt, wollten „sich nicht kaufen“ lassen, wie sie sagten. „Das ist  der Unterschied“, sagt Hinnen. „Wir Schweizer nehmen das Sitzungsgeld und entscheiden trotzdem frei.“

Wo genau soll die Oberflächenanlage hin?

Mittags beim Leberkäs ist der frühere Leiter des Kernkraftwerks Leibstadt der Tischnachbar. Ja, sagt er, die Auseinandersetzung laufe sachlich, wie es Schweizer Mentalität sei: „Aber wenn erst einmal über einen Standort entschieden ist, wird die Debatte auch bei uns heftiger.“ Am Nachmittag wird es spannend, es geht um die parzellengenauen Standorte für die Oberflächenanlage: So heißt der Einfuhrschacht, eine Art Fabrik, in der der heikelste Teil der Lagerung abläuft. Die gelieferten Brennelemente müssen hier für die Endlagerung umgepackt werden – ein riskantes Unterfangen. Soll das oberirdisch geschehen oder unterirdisch in einer Kaverne, was sicherer wäre bei Flugzeugabstürzen?

Und wo stört die Anlage, die rund 100 Jahre betrieben werden muss, am wenigsten? Vier Standorte um Weiach sind im Gespräch, drei weitere könnten hinzukommen. Die Kantone hatten einen besseren Grundwasserschutz angeregt. Auch der Standort NL-2 wird neu hinterfragt wegen eines Grundwasservorkommens – und da geht es nun sehr konkret zur Sache: Der NL-2 müsse, sagt ein Redner, nun hundert Meter in den Wald hinein verschoben werden. „Nach Osten und Westen geht nicht, da kommen wir zu dicht an die Dörfer Weiach und Glattfelden.“ Um 15.30 Uhr wird die Versammlung beendet – eine Viertelstunde früher als geplant. „Keine Fragen mehr? Wunderbar!“, sagt der Regionalkonferenzpräsident Hanspeter Lienhart, ein Ex-Gewerkschafter. Im Saal wird applaudiert, die Sitzung war geglückt, Ende Juni trifft man sich wieder.

Natürlich ist keiner von einem Endlager begeistert, dennoch wird im Saal der Begriff „Verhinderer“ wie eine Schmähung aufgefasst. Keiner will Spielverderber sein. Die Gemeinden haben Vertreter in die Regionalkonferenzen geschickt, die Kantone und Verbände ebenfalls. Ein Drittel der Plätze ist für Bürger reserviert, die bei Pilotforen 2011 ausgewählt wurden, sich jetzt aber auch noch um einen Platz bewerben können. Die Regierung hat die Sitzungsgelder – umgerechnet 410 Euro für eine eintägige Regionalkonferenz – bewusst hoch angesetzt. An der Bürgerbeteiligung wird nicht gespart. „Willkommen am Tisch der armen Schlucker“, sagt die 25-jährige Buchhändlerin und Musikstudentin Debora Haab. An ihrem Tisch sitzen Studenten, Schüler und eine Reisebürokauffrau, die Mutter von Felix. Natürlich sei die Aufwandsentschädigung eine Motivation, sich hier den Samstag um die Ohren zu schlagen – aber nicht nur. „Jetzt steht der Müll oben, das ist viel gefährlicher als in einem Tiefenlager“, sagt Haab. Ihr gehe es vor allem darum, über das Verfahren informiert zu sein, Vertrauen zu gewinnen: „Aber ich mache mir keine Illusion, dass ich etwas bewirken kann. Das ist doch heiße Luft, was wir diskutieren.“

Die wahren Entscheider sind andere. Das Bundesamt für Energie beispielsweise, oder die Nagra, die zur Atomindustrie gehörende Nationale Genossenschaft für die Lagerung atomarer Abfälle – deren Vertreter halten alle kurze Vorträge. Und immer wieder flitzt der 65-jährige Moderator Hannes Hinnen mit dem Mikro durch die Reihen, hakt nach, steuert die Debatte, duzt die Leute und bindet sie ein. Hinnen ist Wirtschaftsmediator von Beruf, er hat schon zwischen Lokführern und SSB geschlichtet, ein Profi. Als man sich in Arbeitsgruppen berät, da geht er raus zum Rauchen. Ja, die hohe Aufwandsentschädigung sei von den 17 deutschen Vertretern in der Regionalkonferenz diskutiert worden, einige hätten sie abgelehnt, wollten „sich nicht kaufen“ lassen, wie sie sagten. „Das ist  der Unterschied“, sagt Hinnen. „Wir Schweizer nehmen das Sitzungsgeld und entscheiden trotzdem frei.“

Wo genau soll die Oberflächenanlage hin?

Mittags beim Leberkäs ist der frühere Leiter des Kernkraftwerks Leibstadt der Tischnachbar. Ja, sagt er, die Auseinandersetzung laufe sachlich, wie es Schweizer Mentalität sei: „Aber wenn erst einmal über einen Standort entschieden ist, wird die Debatte auch bei uns heftiger.“ Am Nachmittag wird es spannend, es geht um die parzellengenauen Standorte für die Oberflächenanlage: So heißt der Einfuhrschacht, eine Art Fabrik, in der der heikelste Teil der Lagerung abläuft. Die gelieferten Brennelemente müssen hier für die Endlagerung umgepackt werden – ein riskantes Unterfangen. Soll das oberirdisch geschehen oder unterirdisch in einer Kaverne, was sicherer wäre bei Flugzeugabstürzen?

Und wo stört die Anlage, die rund 100 Jahre betrieben werden muss, am wenigsten? Vier Standorte um Weiach sind im Gespräch, drei weitere könnten hinzukommen. Die Kantone hatten einen besseren Grundwasserschutz angeregt. Auch der Standort NL-2 wird neu hinterfragt wegen eines Grundwasservorkommens – und da geht es nun sehr konkret zur Sache: Der NL-2 müsse, sagt ein Redner, nun hundert Meter in den Wald hinein verschoben werden. „Nach Osten und Westen geht nicht, da kommen wir zu dicht an die Dörfer Weiach und Glattfelden.“ Um 15.30 Uhr wird die Versammlung beendet – eine Viertelstunde früher als geplant. „Keine Fragen mehr? Wunderbar!“, sagt der Regionalkonferenzpräsident Hanspeter Lienhart, ein Ex-Gewerkschafter. Im Saal wird applaudiert, die Sitzung war geglückt, Ende Juni trifft man sich wieder.