Haben sich große Versorger beim Gaspreis abgesprochen? Die EU-Kommission vermutet unfairen Wettbewerb und schob eine europaweite Razzia an.

Brüssel - Bei einer groß angelegten Razzia haben EU-Wettbewerbshüter am Dienstag mehrere Büros des russischen Gasriesen Gazprom, aber auch die deutschen Energiekonzerne E.on und RWE durchsucht. Das bestätigten am Dienstag Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur dapd.

 

Nach Angaben aus deutschen Energieunternehmen prüft die EU den Vorwurf wettbewerbswidriger Klauseln in Gaslieferverträgen von Gazprom. Die EU-Wettbwerbshüter selbst erklärten, sie gingen dem Verdacht nach, dass die Firmen durch eine Marktaufteilung oder zu hohe Preise gegen die Wettbewerbsregeln der EU verstießen oder Informationen über Verstöße hätten. Betroffen sind Firmen in zehn Staaten Zentral- und Osteuropas. Im Fokus der Ermittlungen stünden die Lieferungen aus Osteuropa in Richtung Westen, sagte eine Kommissionssprecherin.

Gazprom selbst betonte, das Unternehmen werde die Untersuchung unterstützen. Derartige Inspektionen seien eine Standardpraxis der EU-Wettbewerbshüter und regelmäßig auch gegen andere führende europäische Energieunternehmen eingeleitet worden. Durchsucht wurde auch die deutsche Niederlassung von Gazprom. Ein Sprecher sagte, das Unternehmen sehe „der Prüfung gelassen entgegen“. Er betonte: „Wir arbeiten offen und transparent mit der EU zusammen.

Hohe Bußgelder möglich

Nach Informationen der “Wirtschaftswoche" waren allein in der Deutschland-Niederlassung von Gazprom rund ein Dutzend Beamte im Einsatz. Die Behörde werfe Gazprom Germania in einem achtseitigen Schreiben vor, ihre Marktmacht zu missbrauchen und den Wettbewerb durch Preisabsprachen zu behindern, berichtete das Magazin auf seiner Webseite. Die Vorwürfe richteten sich vor allem auf Gasgeschäfte mit Großhändlern in mittel- und osteuropäischen Ländern.

Auch E.on und RWE, die umfangreiche Geschäftsbeziehungen mit Gazprom unterhalten, bekamen Besuch von den Ermittlern. Ein RWE-Sprecher erklärte, der Energiekonzern unterstütze die Untersuchung und kooperiere voll und ganz mit den Wettbewerbshütern. Bei dem Essener Konzern konzentrierten sich die Fahnder nach seinen Angaben auf die Konzernholding RWE AG, die Handelstochter Supply & Trade und den tschechischen Netzbetreiber RWE Transgas. Bei E.on war nach Unternehmensangaben die Gastochter E.on Ruhrgas Ziel der Ermittler.

Nach Auswertung der Durchsuchungsergebnisse könnten die Wettbewerbshüter Verfahren eröffnen und Bußgelder in Millionenhöhe verhängen.