Auf Reisen ist das Taxifahren oft mit Ärger verbunden - unsere Korrespondenten wissen davon ein Lied zu singen. Dieses Mal: Israel.  

Jerusalem - Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmungen ist das Taxifahren in Jerusalem normalerweise kein Abenteuer. Die meisten Fahrzeuge sind modern, sauber und mit einer Klimaanlage ausgestattet. Der Fahrpreis ist - vor allem in Vergleich zu Europa - günstig, selbst wenn man mal übervorteilt werden sollte. Doch das kommt recht selten vor. Wer ein offizielles Taxi nimmt, das man leicht an der Marke an Tür und auf dem Dach erkennt, wird selten auf Betrüger treffen.

 

Die häufigste Finte, derer sich israelische Taxifahrer bedienen, ist international bekannt: der überflüssige Umweg. Ein eher typisch lokaler Trick: naiv aussehenden Touristen wird die Geschichte von einem Verwandten erzählt, der angeblich direkt auf der Wegstrecke wohnt, und dem man nur kurz etwas vorbeibringen muss. Den Cousin oder Neffen gibt es natürlich nicht, und sein vermeintlicher Wohnort ist stets ein einträglicher Umweg. Viel öfter sind die Taxifahrer aber einfach nur interessante Menschen, die hinterm Steuer nach einem Auskommen suchen. Manche schalten von allein den Taxameter aus, wenn man in einem unerwarteten Stau stecken geblieben ist, oder gewähren Jugendlichen eine Ermäßigung, nur um sicher zu sein, dass diese nach einem nächtlichen Diskothekengang wohlbehalten daheim ankommen.

Sammeltaxen als Alternative zum Bus

Außer den normalen Taxis, die hier „Special“ genannt werden, gibt es in Jerusalem noch zwei besondere Formen des „privaten öffentlichen“ Verkehrs. Das eine sind Sammeltaxen, „Sherut“ auf Hebräisch. Besonders auf langen Strecken sind sie eine kostengünstige Alternative zum Taxi und eine schnellere Option als der Bus. Sammeltaxen sind Minibusse, die an zentralen Orten warten, bis genug Fahrgäste da sind, und dann sofort losfahren. Sie bieten eine wunderbare Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen, weil die zügige Fahrweise die Menschen herrlich durcheinanderschaukelt und in Kurven eng anein-ander drückt. Wer in den arabischen Ostteil der Stadt fahren will, kann einen der weißen, mit arabischen Lettern beschriebenen Minibusse oder Sammeltaxen nehmen, die auf festen Routen fahren.

Hier gibt es arabische Klänge zur Fahrt gratis dazu. Ganz im Sinne des allgegenwärtigen israelischen Unternehmertums versuchen viele, das Taxifahren mit einem anderen Geschäft zu verbinden. So verdingen sie sich als Fremdenführer, stellen CDs auf dem Armaturenbrett zum Verkauf aus oder versuchen bereits nach einem fünfminütigen Gespräch, den Fahrgast mit einer Bekanntschaft zu verkuppeln. In einer Sache unterscheiden sich Israels Taxifahrer in keiner Weise von ihren Kollegen weltweit: Wer eine unverfälschte Meinung zu den neuesten politischen Ereignissen hören will, sitzt auf der Rückbank ei-nes israelischen Taxis immer richtig.

Gil Yaron wurde 1973 in Haifa, Israel, geboren, wuchs aber in Deutschland auf. In den USA und in Jerusalem studierte er Medizin. Seit acht Jahren arbeitet er für verschiedene deutschsprachige Medien und publiziert Bücher zum Thema Nahost. Wenn Yaron nicht mit seinem Mountainbike durch das Heilige Land brettert oder seinem Sohn die Windeln wechselt, arbeitet er ehrenamtlich als Arzt bei einer Menschenrechtsorganisation.

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