Welche Lehren aber die Regierung aus den gegenwärtigen Ereignissen ziehen wird, lässt sich schlicht nicht prognostizieren. Bislang beharrt sie auf einem klaren Konfrontationskurs, auf einem extrem harten Vorgehen der Sicherheitskräfte, was wiederum den Prostest nur weiter anwachsen und radikaler werden lässt. Unklar auch, wie sich die streng religiösen Anhänger der Regierungspartei verhalten werden, ob sie ebenfalls auf die Straße gehen werden, gegen die Protestierenden.

 

Die sozialen Medien tragen den Protest

Wie auch immer die Unruhen ausgehen werden, die vergangenen Tage scheinen den Beginn einer wehrhaften Zivilgesellschaft in der Türkei zu markieren. Wie oben bereits erwähnt, sind es die sozialen Medien, in denen sich die Proteste ungefiltert spiegeln, wo von der jüngeren und mittleren Generation Videos und Fotos geteilt werden, ununterbrochen berichtet wird. Die beständig hochgehaltenen Mobiltelefone während der Kundgebungen als Symbol für die Präsenz und Relevanz des virtuellen Raums zeigen die enorme Bedeutung der Netzwerke, die diesen Raum zu Verfügung stellen. Über Tage fanden sich in den großen türkischen Medien keine Berichte über die gegenwärtigen Proteste. Sie wurden schlicht verschwiegen, was einerseits nur wieder zu weiterem Unmut führte und andererseits dem Einzelnen eine doppelte Bedeutung als Teilnehmer und Berichterstatter gibt.