Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Die Personalnot in der Ausländerbehörde hängt wie berichtet mit mehren Aspekten zusammen: acht Stellen sind aktuell unbesetzt, Sachbearbeiter sind gebunden, weil sie neue Mitarbeiter einlernen müssen. Hinzu kommen die Fluktuation und der hohe Krankenstand. Im Schnitt fehlten jeden Tag fünf Kollegen, weil sie krank seien, so Gerda Kinateder, die Leiterin der Ausländerbehörde. Intern hat sie im Februar 2014 einen Hilferuf abgesetzt, indem sie eine Überlastungsanzeige für die gesamte Abteilung Ausländerrecht stellte.

 

„Die Kollegen sind am Limit, die Stimmung ist verzweifelt“, berichtet der Personalratsvertreter Gerhard Ihrig aus dem Amt für öffentliche Ordnung. Eigentlich wollten sie doch in einer Willkommensbehörde arbeiten, so Ihrig. Die Anforderungen im Ausländerrecht seien immer mehr gestiegen, die Personalausstattung jedoch nicht, kritisiert er. Ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will, klagt über die Arbeitsbedingungen in dem Gebäude. Es sei sehr laut, sehr beengt und sehr heiß: „Wir haben keine Klimaanlage und keine Lüftung.“ Andere Ausländerbehörden, zum Beispiel die in München, seien zudem personell deutlich besser ausgestattet.

IHK wünscht sich „funktionsfähige Behörden“

Mit Sorge beobachtet Alejandro Palacios-Tovar, sachkundiger Bürger im Internationalen Ausschuss, die Entwicklung in der Ausländerbehörde. Es sei wichtig, den Menschen mit einer Willkommenskultur zu begegnen. Mit der Schließung der vier Schalter erreiche man das Gegenteil, kritisiert der Unternehmensberater, der ankündigt, das Thema in den Ausschuss zu tragen. „Zuerst heißen wir die Neubürger im Welcome-Center willkommen, und dann werden sie anschließend abgefertigt“, kritisiert er. Der Kolumbianer mit deutschem Pass befürchtet, dass wegen der Schließung der Schalter zum Teil Arbeitsverträge nicht zustande kommen könnten.

Die Wirtschaft sieht offenbar noch kein großes Problem – vielleicht auch, da die Arbeitnehmer diejenigen sind, die die Schalter aufsuchen. Die Handwerkskammer Region Stuttgart hat die Ausländerbehörde zwar immer als „sehr gut beschäftigt“ erlebt, dort gebe es „immens viel zu tun“, was sich an Wartezeiten zeige, so der Sprecher Gerd Kistenfeger. Zu den Folgen der Schalterschließungen könne man aber nichts sagen. „Natürlich wünschen wir uns funktionsfähige Behörden“, heißt es bei der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart. Es sei aber klar, dass die große Anzahl an Flüchtlingen eine Herausforderung darstelle, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Bernd Engelhardt.