Anne Seth sitzt in ihrem Büro an der Stuttgarter Olgastraße. Täglich gehen neue Anfragen bei ihr ein: die Physiotherapeutin aus Serbien fragt nach ihren Chancen bei der Anerkennung, die türkische Gesundheitsmanagerin will wissen, an welche Stellen sie sich wenden muss , die Informatikerin und Erzieherin aus Peru fragt, in welchem Bereich sie bessere Chancen hat. Seth berät für das sogenannte IQ-Netzwerk Migranten, die ihren Abschluss anerkennen lassen wollen. Allein im Juli gingen 145 Anfragen bei ihr ein. Neben Zuwanderern aus Osteuropa sind es vermehrt Griechen und Spanier, die sich bei ihr melden. Ein Teil bringt gerade die Berufe mit, die in Deutschland derzeit gefragt sind: Ingenieure, Lehrer, Krankenpfleger.

 

Weiterbildungsangebote fehlen

Auch Anne Seth weiß um enttäuschte Hoffnungen, sie sieht aber auch Verbesserungen. „Neu ist, dass die Berufserfahrung gewertet wird, was bei vielen Migranten die Ausgangslage verbessert.“ Auch gibt es für EU-Staatler Erleichterungen. „Die Hebamme aus Frankreich kann sofort eine Bestätigung bekommen“, sagt Seth. Sie sieht aber auch Mängel: Noch immer fehle eine zentrale Anlaufstelle für Anfragen aus dem Ausland, oft muss sie die Zuwanderer an drei, vier Stellen weiterverweisen. Das größte Defizit aber sieht die Beraterin darin, dass es bisher etwa für ausländische Krankenpfleger und Erzieher, die nicht alle Voraussetzungen erfüllen, nur wenige Weiterbildungsangebote gebe.

Schützenhilfe bekommt Seth von Stefanie Andersson vom Stuttgarter Jobcenter, die den Bedarf der Kliniken, Pflegeheime und Kitas kennt und dabei zusehen muss, wie viele Erzieherinnen und Krankenschwestern aus dem Ausland keine Anerkennung bekommen. „Wir müssen dringend neue Anpassungslehrgänge einrichten“, sagt Andersson. In der Kranken-pflege, wo es für Migranten in Stuttgart nur einen 15-monatigen Qualifizierungslehrgang gibt, konzipieren Jobcenter und Regierungspräsidium derzeit weitere Angebote. Auch für Erzieherinnen sollen in den nächsten Monaten weitere flexible Lehrgänge entwickelt werden. Erich Pawlitschek vom Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) kennt die Nöte der Arbeitgeber. „Soweit möglich entscheiden wir schon jetzt kulant.“

Bewerber müssen sich nachqualifizieren

Berater sehen Nachbesserungsbedarf bei den Regelungen

Anne Seth sitzt in ihrem Büro an der Stuttgarter Olgastraße. Täglich gehen neue Anfragen bei ihr ein: die Physiotherapeutin aus Serbien fragt nach ihren Chancen bei der Anerkennung, die türkische Gesundheitsmanagerin will wissen, an welche Stellen sie sich wenden muss , die Informatikerin und Erzieherin aus Peru fragt, in welchem Bereich sie bessere Chancen hat. Seth berät für das sogenannte IQ-Netzwerk Migranten, die ihren Abschluss anerkennen lassen wollen. Allein im Juli gingen 145 Anfragen bei ihr ein. Neben Zuwanderern aus Osteuropa sind es vermehrt Griechen und Spanier, die sich bei ihr melden. Ein Teil bringt gerade die Berufe mit, die in Deutschland derzeit gefragt sind: Ingenieure, Lehrer, Krankenpfleger.

Weiterbildungsangebote fehlen

Auch Anne Seth weiß um enttäuschte Hoffnungen, sie sieht aber auch Verbesserungen. „Neu ist, dass die Berufserfahrung gewertet wird, was bei vielen Migranten die Ausgangslage verbessert.“ Auch gibt es für EU-Staatler Erleichterungen. „Die Hebamme aus Frankreich kann sofort eine Bestätigung bekommen“, sagt Seth. Sie sieht aber auch Mängel: Noch immer fehle eine zentrale Anlaufstelle für Anfragen aus dem Ausland, oft muss sie die Zuwanderer an drei, vier Stellen weiterverweisen. Das größte Defizit aber sieht die Beraterin darin, dass es bisher etwa für ausländische Krankenpfleger und Erzieher, die nicht alle Voraussetzungen erfüllen, nur wenige Weiterbildungsangebote gebe.

Schützenhilfe bekommt Seth von Stefanie Andersson vom Stuttgarter Jobcenter, die den Bedarf der Kliniken, Pflegeheime und Kitas kennt und dabei zusehen muss, wie viele Erzieherinnen und Krankenschwestern aus dem Ausland keine Anerkennung bekommen. „Wir müssen dringend neue Anpassungslehrgänge einrichten“, sagt Andersson. In der Kranken-pflege, wo es für Migranten in Stuttgart nur einen 15-monatigen Qualifizierungslehrgang gibt, konzipieren Jobcenter und Regierungspräsidium derzeit weitere Angebote. Auch für Erzieherinnen sollen in den nächsten Monaten weitere flexible Lehrgänge entwickelt werden. Erich Pawlitschek vom Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) kennt die Nöte der Arbeitgeber. „Soweit möglich entscheiden wir schon jetzt kulant.“

Bewerber müssen sich nachqualifizieren

Trotzdem müssen sich von den 600 Erziehern und Kinderpflegern, die beim RP derzeit im Jahr eine Anerkennung beantragen, 60 Prozent nachqualifizieren. „Die Erzieherausbildung in Deutschland ist breit angelegt und umfasst alle Altersstufen von null bis 18 Jahren, das ist in anderen Ländern meist nicht der Fall.“ Deshalb müssten viele ausländische Erzieherinnen Kenntnisse in der Psychologie Heranwachsender nachholen.

Ähnlich gelagert ist die Situation bei Lehrern, auch dort gibt es große Unterschiede in der Ausbildung. „In den GUS-Staaten bin ich nach zehn Jahren Schule und zwei Jahren Ausbildung Lehrer.“ Das ist einer der Gründe, warum viele Migranten in Deutschland nicht als Lehrkräfte arbeiten können, obwohl sie im Ausland bereits tätig waren. Zum Jahresende wird das neue Landesgesetz erwartet, das auch die Anerkennung für Lehrer und Erzieher neu regeln wird. Für Pawlitschek aber ist schon jetzt klar: „Es wird viele Klagen von Leuten geben, die sagen, dass sie wegen der Bescheide keinen Job bekommen.“

Handwerkskammer: Erwartungen dämpfen

Bei der Handwerkskammer der Region sind seit April 76 Anträge eingegangen, von denen bisher nur vier entschieden sind. In zwei Fällen, einem Hörgeräteakustiker aus Österreich und einem Elektroniker aus dem Kosovo, wurde die Gleichwertigkeit anerkannt, die anderen wurden abgelehnt. „Wir müssen vielfach Erwartungen dämpfen. Wir brauchen einen staatlichen Abschluss, die Bestätigung eines Betriebes reicht nicht“, sagt Volker Süssmuth von der Kammer. Ein weiteres Problem: in vielen Ländern fehle eine verbindliche Ausbildungsverordnung. Bescheide dauerten deshalb entsprechend lange.

Wenn Unterlagen fehlen, ist auch weiterhin die Zulassung zu einer deutschen Prüfung oder jetzt auch eine andere Qualifikationsanalyse möglich. „Wir hatten in den vergangenen Wochen eine praktische und theoretische Miniprüfung im Kfz-Handwerk“, erzählt Süssmuth. Diese Variante ist für die Migranten allerdings teuer. Denn zusätzlich zu den Gebühren für die Anerkennung, die zwischen 100 und 600 Euro liegen, kommen die Kosten für die Meisterstunden und die Werkstattmiete. Trotzdem bringe das Gesetz Vorteile für die Migranten: „Bisher wurden in den Betrieben ausländische Gesellen eher als Hilfsarbeiter eingestellt, weil sie keine Ankerkennung bekommen konnten.“ Jetzt habe jeder die Chance auf eine Aufwertung.