Der Ausstellungsraum im Stadtmuseum Kornhaus wurde mit Stellwänden so gestaltet, dass der Eindruck von Zugabteilen vermittelt wird. Nicht alles ist historisch. Die Schau "soll ein Scharnier sein zwischen Vergangenheit und Zukunft", beschreibt die Stadtmuseums-Mitarbeiterin Sarah Willner das Konzept. Zu sehen sind vorwiegend Exponate aus Tübingen und historische Fotos aus dem Stadtarchiv. Aber in der Vorbereitung stöberten die Ausstellungsmacher auf Dachböden von Bahngebäuden, im Luftschutzkeller des Hauptbahnhofs und gingen stillgelegte Gleise entlang. Mitarbeiter der Bahn wurden zur Mitarbeit an der Ausstellung ermuntert.

 

Der Stuhl des Tübinger Bahnhofsvorstehers tauchte auf diese Weise unverhofft auf. Mit grünem Polster hob er sich ab von dem blanken Holz der Sitzgelegenheiten anderer Bahnbediensteter. Die stark beschädigte Uhr vom Waaghäuschen am Güterbahnhof durfte abgeschraubt werden. "Vandalismus bereitete der Bahn große Probleme", heißt es heute. Vom Güterbahnhof stammt ein Schrank mit vielen Fächern. Dort lagen Plankarten, die auf die aktuelle Position der Züge hinwiesen. Kohlen aus Dampflokzeiten fanden sich noch jetzt zwischen den Schwellern stillgelegter Gleise. Billets für einmal Tübingen-Hamburg und zurück sind zu sehen. Ein alter Schwellennagel tauchte auf, aus den Tagen der ersten Eisenbahn in Tübingen.

Unterhaltung wird ebenfalls geboten: Ein Filmausschnitt von "Der grüne Vogel" mit Hannelore Elsner wurde 1979 auf dem Tübinger Hauptbahnhof gedreht. Außerdem wird die Erinnerung an Züge geweckt, die Gastarbeiter brachten. Aber auch an Waggons, mit denen jüdische Mitbürger in Konzentrationslager deportiert wurden.