Die Ausstellung „Die Unsichtbaren“ im Hauptbahnhof Stuttgart zeigt Fotografien von Obdachlosen, die am und im Berliner Bahnhof Zoo leben, und erzählt von deren Geschichte.

Stuttgart - Das Leben draußen ist beschissen. Was soll ich sonst sagen?“ Frank ist 53 Jahre alt und obdachlos, sein Bild und seine Worte sind seit Montag in der Bahnhofshalle im Rahmen der Ausstellung „Die Unsichtbaren“ zu sehen. Neben der von Frank sind 24 weitere großformatige Aufnahmen zu sehen, eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Bilder, die Obdachlose vom Berliner Bahnhof Zoo zeigen.

 

„Die Unsichtbaren“ ist ein Projekt von Uta Keseling, Redakteurin der „Berliner Morgenpost“, und Reto Klar, Fotograf und Fotochef der Zeitung. Die Redaktion der beiden befindet sich in direkter Nähe zum Bahnhof Zoo. Als eines Morgens ein Obdachloser schlafend im Eingang lag, entstand die Idee, den wohnungslosen Menschen eine Plattform zu geben, sich und ihre Geschichte zu zeigen.

Die Obdachlosen sind stolz auf das Ergebnis

Drei Wochen lang haben Keseling und Klar dafür den Alltag der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo begleitet. Der Heizungsraum der Mission ist außerdem zu einem Fotostudio umgebaut worden, in dem mit den Obdachlosen gesprochen wurde und Porträts entstanden. „Natürlich wollten nicht alle an unserem Projekt teilnehmen“, sagt Keseling, die zur Ausstellungseröffnung aus Berlin angereist ist. Der Grat zwischen Zurschaustellung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe sei bei so einem Projekt schmal. „Wir wollten niemanden vorführen, sondern wollten wissen, wer diese Menschen sind und wie es ihnen geht“, sagt Keseling. Die Unsichtbaren sichtbar zu machen war der Plan. Tatsächlich seien die Obdachlosen, die am Projekt teilgenommen haben, stolz auf das Ergebnis. Zur Wanderausstellung ist ein Begleitbuch entstanden mit den Fotografien, Texten und der Reportage „24 Stunden in der Bahnhofsmission am Zoo“.

Dass die Bilder auch im Stuttgarter Hauptbahnhof gezeigt werden, war ursprünglich gar nicht vorgesehen. „Ich war durch Zufall bei der Eröffnung in Berlin“, sagt Sven-Uwe Hantel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Baden-Württemberg. Im Anschluss habe er sich dafür eingesetzt, die Ausstellung auch nach Baden-Württemberg zu holen, denn das Thema sei universell. In Stuttgart werden die Bilder nun bis zum 27. Mai gezeigt, danach zieht die Ausstellung weiter nach Mannheim.

Bahnhofsmission ist auf Spenden angewiesen

Die Bilder wie das Buch erzählen nicht nur von den Menschen auf der Straße, sondern auch von den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern der Bahnhofsmissionen, die täglich Hilfestellung geben.

240 000 Menschen kommen im Schnitt täglich durch den Stuttgarter Hauptbahnhof. Manche stranden bei der Bahnhofsmission, weil sie nicht wissen, wie sie zum richtigen Gleis finden. Andere kommen täglich hierher, da es die einzige Anlaufstelle ist, die sie haben. „Wir haben täglich zwischen fünfzig und hundert Kontakte“, sagt die Leiterin der Bahnhofsmission Stuttgart, Renate Beigert. Um die Mitarbeiter, die häufig aufgrund ihrer Uniform als „blaue Engel“ bezeichnet werden, weiter zu unterstützen, hat Hantel bei der Ausstellungseröffnung im Namen der Deutsche-Bahn-Stiftung einen Scheck in Höhe von 500 Euro an Beigert überreicht. Die Bahnhofsmission ist zur Finanzierung ihrer Arbeit auf Spenden angewiesen.