Die Sozialstation nördliches Strohgäu wird 40 Jahre alt. Grund genug für Gabriele Koenigs, an ihre alte Wirkungsstätte in Hemmingen zurückzukehren – mit Bildern statt Predigten.

Hemmingen - Es sind wohl die berühmtesten Sätze aus einem berühmten Büchlein: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen in Antoine de Saint-Exupérys gleichnamigem Buch. Die ökumenische Sozialstation nördliches Strohgäu, kurz ÖSS, hat sich diesen Satz in leicht abgewandelter Form zum Motto gemacht, dort heißt es: „Man pflegt nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist unbezahlbar.“ Gute Pflege, so die Botschaft, hänge weniger vom Geld ab als vom Engagement der Mitarbeiter. Es sind tröstende Worte, liebevolle Gesten oder ein freundlicher Blick, die den Unterschied machen können. „Das Wesentliche ist unbezahlbar“ heißt nun auch die Ausstellung von Gabriele Koenigs in der Hemminger Laurentiuskirche, die das 40-jährige Bestehen der Sozialstation würdigt.

 

Koenigs, die bei Bad Wildbad lebt, hat hauptsächlich Aquarelle mitgebracht. Dass die freischaffende Künstlerin in der Hemminger Kirche ausstellt, ist eine Art Heimspiel: Elf Jahre lang, von 1993 bis 2004, war sie hier Pfarrerin. Jetzt hier ihre Bilder zu zeigen, „in einem Kleinod“, freut sie. Die Idee dazu kommt von der Sozialstation. Für Simone Bosch, die Geschäftsführerin, war es wichtig zu zeigen, was ihre Arbeit ausmacht – und die Stimmung einzufangen.

Bilder als Kontrast

Strikte Vorgaben hatte Gabriele Koenigs bei der Umsetzung nicht. „Die Idee war, etwas aus dem Arbeitsalltag zu malen“, sagt die 58-Jährige. Es ging darum, die „Würde des Alltags“ zu zeigen und die Beziehung zwischen den Generationen. Weil Koenigs meist nach Fotos malt, hatte sie eine befreundete Fotografin gebeten, die Mitarbeiter der Sozialstation zu begleiten. Herausgekommen ist unter anderem das Titelbild der Ausstellung, bei der eine Pflegerin die Hand einer Seniorin massiert. Nur die Hände der beiden Frauen sind zu sehen. Wie die Pflegerin die Hand der Seniorin ergreift strahlt tatsächlich etwas Würdevolles aus.

Die Bilder von Gabriele Koenigs sind überwiegend hell und freundlich, sie bestehen auch abseits der Ausstellung in Hemmingen aus viel Floralem, Porträts und Naturidyllen. Für Koenigs waren sie zu Beginn ihres Künstlerdaseins ein Kontrast zu ihrer damaligen Arbeit. Im Jahr 2005 hat sie als Klinikseelsorgerin in Bad Wildbad angefangen – und war häufig mit eher düsteren Stimmungen konfrontiert. „Ich habe etwas gesucht, das mir einen anderen Ausdruck bietet – ohne reden oder zuhören.“ In einem Schnupperkurs entdeckte die 58-Jährige ihre Begeisterung für das Aquarellmalen. Kurze Zeit später fing sie an, bei der Calwer Künstlerin Tamara Gross zu lernen. Im Laufe der Jahre, erzählt Koenigs, wuchs ihre Begeisterung, und vor vier Jahren hat sie sich vom Pfarramt beurlauben lassen, um sich ganz auf die Kunst zu konzentrieren. Heute stellt sie international aus, eines ihrer Bilder wurde von einer französischen Fachzeitschrift für Aquarellmalerei zum besten Porträt gewählt. Auch die christliche Prägung spielt in Koenigs‘ Bildern eine Rolle. Auf ihrer Homepage steht, dass sie den Glauben durch die Kunst zeigen möchte. Ein Bild, das ihr sehr am Herzen liegt, spiegelt das wider: Es ist das Bild von Schwester Eva-Maria, „einer sehr frommen Frau“.