Das Welzheimer Museum zeigt in einer kleinen, aber feinen Ausstellung, wie während des Ersten Weltkriegs das Spielzeug militarisiert wurde. Neben Baukästen und Zinnfiguren wurden sogar Bilderbücher zur „politischen Bildung“ genutzt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Welzheim - Das Welzheimer Museum ist bekannt für seine Sonderausstellungen in der Weihnachtszeit. Dieses Jahr haben die Mitglieder des Historischen Vereins das Thema passend zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gewählt. Spielzeug aus jener Zeit wird neben der derzeitigen Ausstellung über Welzheim im Ersten Weltkrieg präsentiert. Dazu konnte wieder einmal dasVereinsmitglied Roland Birkle aus Althütte gewonnen werden, der nicht nur eine Sammlung mit altem Spielzeug sein eigen nennt, sondern als kompetenter Kenner der Materie gilt.

 

Die Anker-Bausteine haben Freunde in der ganzen Welt

Zu sehen sind im zweiten Stock des Museums im alten Dekanat Welzheims viele Spielsachen der Firma Anker aus Rudolstadt in Thüringen. Diese ist weltweit für ihre Steinbaukästen bekannt. „Ich bin vor 25 Jahren dem Club van Ankervrienden beigetreten“, sagt Birkle. Für diesen Club, der in Holland ansässig ist und Mitglieder in Deutschland, Österreich, England und den USA hat, gibt er als Chefredakteur vier Mal im Jahr eine Zeitschrift heraus.

Mit den markanten Bausteinen aus Kreide, Quarzsand, Leinöl und Farbpigmenten können allerhand Häuser, Kirchen, Burgen oder Brücken gebaut werden. Und Festungen, wie ein Beispiel zeigt, das in der Weltkriegsausstellung zu sehen ist. Wer einmal im französischen Belfort gewesen ist, erkennt die Bauweise der Kasematten mit den herausragenden Kanonenrohren sofort wieder. Das Modell stammt aus Birkles Sammlung. „Mit den Steinen kann man verschiedene Bauwerke errichten. Für die Ausstellung habe ich dieses gewählt.“

Kinder sollten durch Spielzeug beeinflusst werden

Neben den Bausteinen hat die Firma Anker auch Legespiele vertrieben. Dabei gibt es welche, mit denen man einen vorgegebenen Umriss nachlegen muss – wie beim chinesischen Tangram. Es gibt aber auch Spiele, in denen man als Vorlagen Soldaten findet, die man anhand der Uniformen den jeweiligen Ländern zuordnen kann, die im Ersten Weltkrieg miteinander und gegeneinander fochten. Diese Konstellationen wurden auch in Kinderbüchern aufgegriffen. „Da spielen etwa zwei Buben, der deutsche Michel und sein österreichischer Freund, miteinander“, sagt Roland Birkle. Die beiden werden dann von einem Lausbuben, der unschwer als Serbe zu identifizieren ist, überfallen. Hilfe erfährt der Lümmel durch seinen Freund Iwan. Schließlich kommt es zu einer gewaltigen Keilerei, aus der die beiden deutschen und österreichischen Buben siegreich hervorgehen. „Ähnliches findet man in einer ganzen Reihe von Büchern. Die Kinder sollten über die Spielsachen beeinflusst werden.“

Einen wertvollen Leitfaden für seine Ausstellung fand Birkle im Nachdruck eines Katalogs von Spielwaren Kurtz in Stuttgart. Dieser stammt aus dem Jahr 1912 und zeigt das riesige Sortiment des Geschäfts. „Alles konnte ich hier natürlich nicht abbilden, zum Beispiel die Puppenstuben“, sagt Birkle. Doch das, was gezeigt wird, ist überaus sehenswert.