Eine Ausstellung würdigt Winnendens ersten Oberbürgermeister Hermann Schwab zu dessen 100. Geburtstag. Zur Vernissage wurden einige Anekdoten erzählt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Das freundliche Wesen des ehemaligen Stadtoberhauptes wird von allen hervorgehoben, mit denen man über Hermann Schwab spricht. Dieser konnte jedoch auch anders, erinnert sich sein langjähriger Stellvertreter und Nachfolger als Winnender Oberbürgermeister, Karl-Heinrich Lebherz: „Der mit seinem schmalen Horizont“, habe der Chef schon mal voller Wut gerufen, wenn er sich über jemanden aufregte. Allerdings sei das nur selten vorgekommen, berichtet Lebherz.

 

Anlässlich seines 100. Geburtstages am 20. Juli ist Hermann Schwab eine Ausstellung im Winnender Rathaus gewidmet. Zur Vernissage waren viele Gäste gekommen, denn der im Jahr 2000 verstorbene Hermann Schwab hat nach wie vor einen großen Stellenwert in der Stadt.

„Sperret Se den Bue ein paar Stunden ein!“

31 Jahre lang stand er dem Rathaus vor, zuerst als Bürgermeister, danach als Oberbürgermeister, als Winnenden Große Kreisstadt geworden war. „6200 Einwohner, 2200 Neubürger, 2500 Steuerakten“, habe sein Vater vorgefunden, als er 1947 das Amt des Bürgermeisters übernommen hatte, sagt sein Sohn Klaus-Dieter Schwab, Jahrgang 1947. „Em Bürgermoischter sein Jonger“ kann sich lebhaft an seine Kindheit erinnern, in der er auch oft im Amtszimmer des Vaters vorbeischaute. Im Rathaus arbeiteten damals gerade Mal 18 Bedienstete, darunter auch Beamte der Stadtpolizei, die dort ihren Posten hatte.

„Da war ein Schalter an seinem Schreibtisch. Als ich gefragt habe, für was der sei, hat er gesagt, ich solle mal draufdrücken“, erzählt Schwab vor dem Publikum, welches im Rathausfoyer kaum genug Platz findet. „Kurz darauf ist ein Polizist erschienen und mein Vater hat zu ihm gesagt, sperret Se den Bue ein paar Stunden ein. Das war natürlich ein Spaß.“

Vater und Sohn hatten ein herzliches Verhältnis, das wird aus den Erzählungen Schwabs deutlich. Doch auch die Winnender hätten ihr Stadtoberhaupt sehr geschätzt – was allein die Wiederwahlen zeigen, die zu 31 Dienstjahren an der Verwaltungsspitze führten und schließlich auch die Ernennung zum Ehrenbürger. „Dr Lächele hat man ihn genannt“, verrät der langjährige Stadtrat Theo Bachteler, denn Hermann Schwab habe auch in heiklen Situationen nicht nur die Fassung gewahrt, sondern auch freundlich gelächelt. „Schockstarre am Ehrentisch“ hat jedoch sein Sohn beobachtet, als er in Albertville während der 60er-Jahre mit seiner Freundin eng umschlungen im Festsaal erschien. „So etwas war damals noch undenkbar“, sagt Klaus-Dieter Schwab. Doch bevor sein Vater den Mund habe aufmachen können, habe jemand seinen Tischnachbarn erklärt, das seien der Sohn des Bürgermeisters und seine Verlobte.

Die Kosten der Stadthalle galten als skandalös

„Jetzt lasset mers, ich könnte noch Stunden weiter erzählen“, schließt Schwab junior seine Erinnerungen, in denen er auch berichtete, wie eines Winters mit Gülle gelöscht worden sei, weil das Wasser eingefroren war. Sein Vater, der den Einsatz begleitet hatte, habe hinterher nicht nach Rosen geduftet.

Die Stadt hat Hermann Schwab nicht nur das Schelmenholz zu verdanken oder die Versorgung mit Fernwärme, erinnert Karl-Heinrich Lebherz. „Die Struktur der Stadt von heute mit ihren lebhaften Teilorten geht auf seine Arbeit zurück.“ Schwab sei zwar zuerst etwas skeptisch gewesen, als er vom Bürgermeister zum Oberbürgermeister avancieren sollte. Doch dann habe er das Amt mit großem Engagement und auch einer gewissen Schlitzohrigkeit bekleidet. Ihm sei auch die Stadthalle zu verdanken, die heute nach ihm benannt ist. „Die war damals eine der größten weit und breit. Die Schwabenlandhalle gab es ja noch nicht“, so Lebherz. Theo Bachteler erinnert sich: „Eine Million Mark hat sie gekostet, das galt damals in der Bevölkerung schier als Skandal.“