Eine Ausstellung im Stuttgarter Rathaus soll den Blick für „Schule als Denkmal“ schärfen. Die Gebäude prägen das Stadtbild mit – und sind zugleich Erinnerungs- und Zukunftsorte.

Stuttgart - Schulen prägen das Stuttgarter Stadtbild seit Jahrzehnten mit, doch in der Hektik des Alltags geht ihre historische Bedeutung oft unter. „Sie sind Zukunftsort, Orte der Erinnerung und Dokumente ihrer Zeit. Manche funktionieren wie aufgeschlagene Geschichtsbücher“, sagt die Architekturhistorikerin Kerstin Renz. Sie hat die Ausstellung „Schule als Denkmal“ mit der Landesdenkmalpflege und der Stadt Stuttgart konzipiert, weil sie diese historische „Lesbarkeit“ für die Zukunft sichern möchte. Bis zum 22. Dezember sind 18 Schulporträts in der zweiten Etage des Rathauses zu sehen.

 

„Zum ersten Mal zeigt diese Schau einen Querschnitt durch die Schullandschaft der Stadt“, sagte Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) bei der Ausstellungseröffnung. Renz machte deutlich, dass nur Frankfurt am Main auf eine vergleichbare „Leistungsschau seiner Schullandschaft“ verweisen kann.

Neue Konzepte zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Glanzzeit hatte Stuttgarts Schulbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts – vor allem dank dem Architekten Theodor Fischer. „Zu dieser Zeit prägte die Stuttgarter Schule das Bild der modernen Schule weit über das Land hinaus“, betonte Renz. Neu war vor allem der Blick auf die Bedürfnisse der Schüler. Ärzte und Pädagogen entwickelten mit den Schulplanern fortschrittliche Konzepte und suchten bessere Standort in gesünderer Umgebung. Für Naturwissenschaften, Kunst und Werken wurden neue Räume entworfen. Noch bis in die 1930er Jahre hinein wurden Schulen im ganzen deutschsprachigen Raum in dem sogenannten „süddeutschen Stil“ gebaut.

Los ging es aber eigentlich schon früher, nämlich nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht und der Württembergischen Schulbauverordnung. In den Städten gab es nach 1885 einen regelrechten Schulhaus-Bauboom. Die Gebäude lagen meist an öffentlichen Plätzen oder Hauptverkehrsstraßen. In der „Kasernenschule“ bestimmten Ordnung, Hygiene und Kontrolle das Bild, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen waren nachrangig.