Sibylle Duhm-Arnoudov und Petra Hagelauer zeigen die Vielfalt der Böblinger Straße in ihrer Ausstellung. Die beiden Künstlerinnen haben drei Gemälde von galizischen Getreidespeicher in 25 Geschäften in Heslach fotografiert.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd/ Heslach - Warum trägt eine Künstlerin ihre Gemälde von Laden zu Laden und lässt sie dort fotografieren? Sibylle Duhm-Arnaudov will ihre Bilder nicht in einer beliebigen Galerie hängen sehen, wo sie einige wenige betrachten. Sie hat ein anderes Kunstverständnis. Die 63-jährige Künstlerin aus Gerlingen will die Kunst in die Gesellschaft bringen, ins Leben und mitten in den Stuttgarter Süden.

 

Geschäfte vom Marienplatz bis zum Erwin-Schoettle-Platz

Für die Ausstellung „Kunst im Süden“ ist Duhm-Arnaudov mehrere Wochen mit der Fotografin Petra Hagelauer durch die Böblinger Straße gezogen. Im Gepäck hatten die beiden drei Gemälde von Duhm-Arnaudov. In den verschiedensten Umgebungen haben sie diese dann in 25 Geschäften fotografiert. Angefangen haben sie am Marienplatz im Restaurant Noir, aufgehört haben sie mit ihrer Serie am Erwin-Schoettle-Platz im Fotostudio „kernweinporträt“.

Im vergangenen Jahr hat Duhm-Arnaudov ihren Broterwerbsberuf aufgegeben und arbeitet seither als freie Künstlerin. Dazu suchte sie sich ein Atelier. Fündig wurde sie an der Böblinger Straße. „Ich war sofort fasziniert“, erzählt sie. Die Vielfalt, die Lebendigkeit dort habe sie angezogen. Dann wollte sie festhalten, was es so sehr fasziniert an dieser Straße. Also hat sie ihre drei Gemälde von galizischen Getreidespeichern genommen und sich mit Hagelauer auf den Weg gemacht.

„Es gab schon immer den Traum, gemeinsam ein Projekt zu machen“, sagt Hagelauer. Die Malerin und die Fotografin kennen sich schon sehr lange. „Das ging alles ohne Worte zwischen uns“, sagt Hagelauer. „Ich kenne ihre Fotografien sehr gut, und genau ihre Sensibilität brauchen die Bilder“, ergänzt Duhm-Arnaudov.

Die Bilder und Fotografien sollen die Menschen verbinden

Die Bilder führen nun wie ein Lotse durch die Böblinger Straße, vom eher schickeren Restaurant über den Friseursalon und dem Einrichtungshaus bis hin zum Dönerladen. Möglichst viele unterschiedliche Geschäfte wollten die beiden in ihrer Serie dabei haben, aber auch verschiedene Nationen sowie junge, neue neben den alteingesessenen Händlern. Mit ihrem Projekt verbinden sie die Geschäftstreibenden im Stadtteil, die sonst eigentlich wenig miteinander zu tun haben, ja sich sogar teilweise gar nicht mögen. Man habe bei den Alteingesessenen öfter Vorbehalte verspürt gegenüber den Neuen, sagt Duhm-Arnaudov. Durch das Projekt hätten sich viele nun näher kennen gelernt. „Vielleicht geht der Prozess der Annäherung zwischen den Geschäftsleuten weiter. Das hoffen wir sehr“, sagt Hagelauer.

Was Duhm-Arnaudov am Ende so fasziniert hat, sind die unterschiedlichen Ressourcen, aus denen die Menschen schöpfen. Die drei Getreidespeicher sind dabei Symbol für die Existenzgrundlage – der gemeinsame Nenner der Ortsansässigen, die mit ihren Geschäften ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Künstlerin selbst hat sich dadurch auch mit ihrem Atelier in der Böblinger Straße richtig eingelebt und plant, dort zu bleiben. „Es ist so heimatlich hier“, findet sie. Überhaupt sei der Süden insgesamt so authentisch. „Dort würde ich gerne leben“, sagt Duhm-Arnaudov.