Das Material, das Engelsing erreichte, war so reichhaltig, dass er ein Begleitbuch zur Ausstellung erstellen konnte, das im Südverlag erschienen ist. Darin zeichnet er die Geschichte der Konstanzer Juden nach, von ihrer Blütezeit, beginnend mit dem Gleichstellungsgesetz von 1862, als in Baden alle verfassungsrechtlichen Einschränkungen aufgehoben wurden, bis zu ihrer Verfolgung und Vernichtung.

 

„Wir wollten die Juden in Konstanz nicht aus ausgemergelte KZ-Opfer zeigen, denn damit hätten wir ihr Leben ausgeblendet und den Beitrag, mit dem sie die Geschichte dieser Stadt bereichert haben“, sagt Engelsing. Vom 19. Oktober bis 1. November soll ein erhaltener Waggon der Reichsbahn, mit dem badische Juden nach Gurs deportiert wurden, als besonderes Mahnmal aufgestellt werden.

Der kranke und erschöpfte Simon Levinger starb 1941 im Alter von 74 Jahren, nur zwei Jahre nach seiner Flucht. Seine Erben kämpften nach dem Krieg lange mit den Behörden um die Anerkennung der während der NS-Zeit erlittenen Schäden.

Rahmenprogramm bis Ende Dezember

Da der Hausverkauf zu fairen Bedingungen abgelaufen war, machte die Familie Gesundheits- und Vermögensschäden geltend und erhielt 5000 Mark. 1977 zog Tochter Alice mit ihrem Sohn nach Konstanz. Sie starb dort 1981 in einem Altenheim.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Dezember im Kulturzentrum am Münster in Konstanz zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Samstag sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Jeden Dienstag finden um 16 Uhr öffentliche Führungen statt. Eintritt drei Euro.

Von 4500 Juden aus Baden wurden 2000 in die Konzentrationslager Majdanek und Auschwitz verschleppt und ermordet. Nur 750 Menschen überlebten. Aus Anlass des 75. Jahrestages der Deportation der badischen Juden zeigt das Rosgartenmuseum am Münster die Ausstellung „Das jüdische Konstanz – Blütezeit und Vernichtung“.

Kleidung, Tagebücher und Briefe aus aller Welt

Auffällig an der ambitionierten Sonderausstellung ist das stete Bemühen von Museumsleiter Tobias Engelsing, die Schicksale der Menschen durch besondere Exponate und die Nacherzählung ihrer Lebensgeschichten hautnah erklär- und erfahrbar zu machen. Engelsing hatte die ihm bekannten Adressen noch lebender Emigrierter und ihrer Nachfahren angeschrieben und alsbald aus allen Teilen der Welt Post erhalten.

Die Nachfahren schreiben zurück, es sei schön, dass die Schicksale der Familien nicht vergessen seien und legten liebevoll aufbewahrte Erinnerungsstücke bei. Darunter Gegenstände aus jüdischen Haushalten, Kleidungsstücke, Brillenetuis, Werbegeschenke, Kleiderbügel ehemaliger jüdischer Warenhäuser, Tagebücher, Bücher und Briefe sowie ein kleines Lederetui für den Hausschlüssel, mit dem der Konstanzer Kantor Jacob Bravman damals vor der Flucht für immer sein Haus abschloss.

Die Arisierung, auch in Konstanz ein dunkles Kapitel, wird intensiv beleuchtet. Durch Akten der Industrie- und Handelskammer gelingt es Engelsing nachzuweisen, dass in Konstanz während der NS-Zeit mindestens 46 jüdische Gewerbebetriebe enteignet wurden; zumeist Einzelhändler, kleine Handwerksbetriebe, Verlage, Arztpraxen und Anwaltskanzleien.

Die Ausstellung zeigt die Blütezeit der Konstanzer Juden

Das Material, das Engelsing erreichte, war so reichhaltig, dass er ein Begleitbuch zur Ausstellung erstellen konnte, das im Südverlag erschienen ist. Darin zeichnet er die Geschichte der Konstanzer Juden nach, von ihrer Blütezeit, beginnend mit dem Gleichstellungsgesetz von 1862, als in Baden alle verfassungsrechtlichen Einschränkungen aufgehoben wurden, bis zu ihrer Verfolgung und Vernichtung.

„Wir wollten die Juden in Konstanz nicht aus ausgemergelte KZ-Opfer zeigen, denn damit hätten wir ihr Leben ausgeblendet und den Beitrag, mit dem sie die Geschichte dieser Stadt bereichert haben“, sagt Engelsing. Vom 19. Oktober bis 1. November soll ein erhaltener Waggon der Reichsbahn, mit dem badische Juden nach Gurs deportiert wurden, als besonderes Mahnmal aufgestellt werden.

Der kranke und erschöpfte Simon Levinger starb 1941 im Alter von 74 Jahren, nur zwei Jahre nach seiner Flucht. Seine Erben kämpften nach dem Krieg lange mit den Behörden um die Anerkennung der während der NS-Zeit erlittenen Schäden.

Rahmenprogramm bis Ende Dezember

Da der Hausverkauf zu fairen Bedingungen abgelaufen war, machte die Familie Gesundheits- und Vermögensschäden geltend und erhielt 5000 Mark. 1977 zog Tochter Alice mit ihrem Sohn nach Konstanz. Sie starb dort 1981 in einem Altenheim.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Dezember im Kulturzentrum am Münster in Konstanz zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Samstag sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Jeden Dienstag finden um 16 Uhr öffentliche Führungen statt. Eintritt drei Euro.

Das städtische Museum bietet zu der Ausstellung „Das jüdische Konstanz. Blütezeit und Vernichtung“ ein umfangreiches Rahmenprogramm. Am 20.September findet ein Rundgang zu den Schauplätzen jüdischen Lebens in Konstanz statt. Am 24. September läuft im Scala-Kino der Film „Menschliches Versagen“ im Beisein des Regisseurs Michael Verhoeven über die „Arisierung“. Am 11. Oktober und 8. November wird eine Führung über den jüdischen Friedhof angeboten. Weitere Termine unter
www.konstanz.de/rosgartenmuseum