Viele Menschen sind von der Insolvenz des Hausverwalters Jürgen Hollenbach betroffen – unter anderem auch eine Seniorenhausgemeinschaft in Degerloch.

Degerloch - Ihre Mutter starb mit 88 Jahren. Im November 2012 war das, und neben dem persönlichen Schmerz, der sie traf, musste sich Bettina Bittmann (Name geändert) nun auch mit der Mietwohnung ihrer Mutter beschäftigen. 13 Monate hatte die betagte Dame in einer Degerlocher Seniorenhausgemeinschaft gelebt, auf einem Stockwerk mit zwölf anderen Senioren.

 

Was Bittmann nicht wusste: Ende vergangenen Jahres war die Hollenbach-Gruppe, die unter anderem die Mietverhältnisse verwaltete und die Nebenkostenabrechnungen erstellte, bereits in finanzieller Schieflage. „Ich bin da blauäugig rein und habe mir nie zeigen lassen, auf welchem Konto die Kaution liegt“, sagt sie. Die Wohnung ist längst leer geräumt und gekündigt, aber auf die Rückzahlung der 2600 Euro wartet Bittmann noch heute.

Gegen Hollenbach ermittel die Staatsanwaltschaft

Inzwischen sind zumindest einige Teile der Unternehmensgruppe mit Sitz in Heumaden „Über der Straße“ insolvent. Gegen das Bauunternehmen des Investors Jürgen Hollenbach wurde bereits vergangenes Jahr das Verfahren eröffnet. Für die Hollenbach Immobilien GbR wird in naher Zukunft ein Insolvenzverwalter bestellt.

Zu der Gruppe gehören noch weitere Firmen, die nach eigenen Angaben 2008 mehr als 6000 Mietobjekte verwalteten. Und auch der Unternehmer selbst ist zahlungsunfähig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn. Der Vorwurf lautet auf Untreue, er soll 1,6 Millionen Euro von Kundenkonten abgezweigt haben. Anrufe unserer Zeitung beantwortete er nicht.

Der mit dem Fall vertraute Insolvenzverwalter Oliver Kirschnek erklärt das weitere Vorgehen. „Mit den Mietverhältnissen selbst habe ich nichts zu tun“, sagt er. Er überblickt das Privatvermögen. Sobald die Zuständigkeiten aber geklärt sind, würden alle Beteiligten angeschrieben und über die Situation informiert. Es dürften wohl mehrere tausend Briefe sein, die irgendwann in den nächsten Wochen verschickt werden. „Man muss die Mietzinszahlungen in neue Bahnen lenken, damit für die Mieter Sicherheit besteht“, sagt Kirschnek.

Um eben die sorgt sich Martin Wendelken, der seinen richtigen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen will. Er kümmert sich um die Geschäfte seines Vaters, der 84 Jahre alt ist und auch in der Seniorenhausgemeinschaft lebt. Ende des Jahres will er ausziehen. „Wir befürchten aber, dass der Hausverwalter bei der Rückzahlung der Kaution säumig wird“, sagt Wendelken. Deshalb hat er schon vorab einen Anwalt beauftragt. Solange das weitere Vorgehen nicht geklärt sei, rät dieser, solle Wendelken keine Miete mehr überweisen.

Auch die Samariterstiftung ist betroffen

Der Anwalt kennt sich mit dem Thema inzwischen aus. Wegen einer nicht bezahlten Rückzahlung von Nebenkosten schrieb er bereits 2012 mehrere Briefe an Hollenbach und leitete ein gerichtliches Mahnverfahren ein, bis vor zwei Monaten die Rückstände in Höhe von 500 Euro schließlich beglichen wurden.

Auch die Samariterstiftung, die der Träger der Seniorenhausgemeinschaft ist, weiß nicht, wie es weitergehen soll. „Das ist für uns alle nicht angenehm“, sagt Uwe Breuninger von der Stiftung. Welche Firmen genau insolvent sind und welche Auswirkungen dies habe, sei noch unklar. „Bis zum heutigen Tag gibt es dazu noch keine offizielle Mitteilung“, sagt er. Er ist sich aber sicher: „Der Mietschutz bleibt bestehen.“

Bettina Bittmann, die noch auf ihre Kaution wartet, denkt positiv. „Sie muss ja irgendwo sein“, sagt sie. Dennoch verunsichert sie die Ungewissheit. „Ich war noch nie von einem Insolvenzfall betroffen. Und wenn man nach einer Wohnungsauflösung seinem Geld hinterherspringen muss, ist das nicht schön.“