Der Porsche 911 ist für viele ein Traum. Für einen Auto-Fan wurde er zum Albtraum. Vor Gericht soll nun geklärt werden, wie ein Porsche Oldtimer aus einer Stuttgarter Tiefgarage verschwinden und bei einem Autohändler in Karlsruhe wieder auftauchen konnte.

Stuttgart - Der Porsche 911 ist das Traumauto vieler Männer. Philippe M. (Name geändert) hat sich diesen Traum bereits vor 18 Jahren in Form eines Porsche 911 SC (Baujahr 1983) erfüllt. Der Plan des damals erst 25-Jährigen: den Wagen im Jahr 2013 als Oldtimer zuzulassen. „Ich habe mit meinem Porsche nur einige wenige Spritztouren unternommen. Als dann irgendwann die Katalysator-Pflicht kam, entschied ich mich dazu, den Wagen ganz stillzulegen, da der geforderte Umbau den Oldtimer-Status meines 911er gefährdet hätte“, erzählt der gebürtige Franzose.

 

„Die Tiefgarage erschien mir so sicher wie ein Tresor“

Um das Fahrzeug bis dahin sicher zu verwahren, mietete Philippe M. einen Stellplatz in einer Stuttgarter Tiefgarage an. „Der Eingang war durch ein Rolltor gesichert, das sich nur mit einer Magnetkarte öffnen ließ. Zudem gab es Kameras und rund um die Uhr Wachpersonal. Für mich war mein Auto dort so sicher wie in einem Tresor“, so der Porsche-Fan weiter.Im Oktober 2012 erhielt Philippe M. ein Rundschreiben des Tiefgaragenbetreibers, in dem er dazu aufgefordert wurde, sein Fahrzeug wegen Renovierungsarbeiten von dem Stellplatz zu entfernen. Als er dem nachkommen wollte, erlebte er eine böse Überraschung: sein Porsche 911 SC war nicht mehr da.

Die Sache kam vor das Stuttgarter Amtsgericht, wo ein Prozess wegen Diebstahls gegen den 34-jährigen Thomas S. eröffnet wurde. Er soll den Porsche bereits ein Jahr zuvor, im August 2011, aus der Tiefgarage gestohlen und weiterverkauft haben. Thomas S. bestreitet die Tat: „Ich war auf der Suche nach einem Oldtimer und bin auf einem Internet-Portal auf den Porsche 911 SC gestoßen“, berichtet der Angeklagte. „Der Verkäufer gab an, dass es sich um ein Erbstück handle und er weder im Besitz der Papiere noch eines Schlüssels sei. Bei einem ersten Treffen wirkte der Mann auf mich vertrauenswürdig, also habe ich dem Kauf zugestimmt.“ Die Adresse des Verkäufers habe er allerdings nicht mehr, ebenso wenig wie den Kaufvertrag.

Das Fahrzeug sollte restauriert werden

Der Unbekannte soll im Besitz einer Magnetkarte gewesen sein, mit der sich die beiden Zutritt zu der Tiefgarage verschafften. Da der Wagen nicht mehr fahrtüchtig war, ließ der Angeklagte den Porsche von einem Stuttgarter Unternehmen zunächst auf dessen Gelände abschleppen. Von dort aus wurde das Auto dann zu einem Karlsruher Kfz-Betrieb gebracht, wo das Fahrzeug laut Thomas S. restauriert werden sollte: „Die Kosten waren mir dann aber doch zu hoch, also bot ich dem Restaurator an, das Auto anzukaufen.“ Das tat dieser dann auch – nur um es im Februar 2012 an eine andere Werkstatt in Karlsruhe weiterzuverkaufen. Dort steht das Auto noch heute.

Autohändler verlangt 89 000 Euro

Ob sich allerdings der ursprüngliche Besitzer Philippe M. jemals wieder hinter das Steuer seines Oldtimers setzen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Der Prozess gegen Thomas S. ist fürs Erste geplatzt, da ein neuer Richter ernannt wurde. Das Strafverfahren wird voraussichtlich erst im Juni neu aufgerollt. Und selbst wenn der Angeklagte des Diebstahls für schuldig befunden wird, ist der Karlsruher Autohändler nicht zur Herausgabe des Wagens verpflichtet. Nach dem Kauf des Porsche 911 SC hatte er diesen nämlich aufwendig restauriert und eine fünfstellige Summe in das Fahrzeug investiert, das ursprünglich rund 20 000 Euro wert war. Philippe M. soll für seinen Wagen nun 89 000 Euro bezahlen.

Eine Hoffnung bleibt dem Geschädigten allerdings: Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegen die beiden beteiligten Kfz-Händler wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Hehlerei, Urkundenfälschung und Beihilfe zum Diebstahl.