Die Diskussion um Fahrverbote für Dieselautos und der weltweite Protektionismus können für die deutsche Industrie gefährlich werden, meint Wirtschaftsredakteur Roland Pichler.

Berlin - Das große Misstrauen, das den deutschen Autoherstellern beim Diesel entgegenschlägt, hat die Industrie selbst zu verantworten. Der Abgasskandal bei Volkswagen führt dazu, dass der Diesel in Verruf geraten ist. Wenn große Unternehmen derartige Verfehlungen begehen, darf sich die Branche nicht wundern, dass die Glaubwürdigkeit leidet. Mit ihren Argumenten dringt die Autoindustrie gegenwärtig jedenfalls kaum durch. Das zeigt sich auch an den Plänen der baden-württembergischen Landesregierung für Fahrverbote, die für Dieselfahrzeuge unterhalb der Euro-6-Norm gelten sollen. Ein Fahrverbot wird die Feinstaubbelastung kaum verringern, da die Emissionen aus Pkw daran nur einen geringen Anteil haben.

 

Diesel gerät unter Generalverdacht

Damit bleiben Zweifel, ob die Maßnahmen wirklich dem Gesundheitsschutz dienen. Das Vorgehen der Landesregierung birgt jedenfalls die Gefahr, dass der Diesel generell unter Generalverdacht gestellt wird. Die Politik hat zu wenig an die wirtschaftlichen Folgewirkungen gedacht. Dabei liefert die neueste Euro-6-Norm die beste Voraussetzung dafür, dass die Schadstoffbelastung sinkt. Wenn viele Fahrzeuge mit dieser Norm verkauft werden, nutzt dies dem Klima und der Gesundheit.

Ob diese Botschaft bei den Autofahrern ankommt, ist fraglich. Die Ankündigung von Fahrverboten führt gerade bei Dieselfahrern zu Verunsicherung. Der Brief des früheren Bosch-Chefs Franz Fehrenbach zeigt, wie groß die Sorge der Industrie ist. Weil im Land viele Arbeitsplätze am Diesel hängen, sollte die Politik die Sorgen der Unternehmen ernst nehmen. Das gilt auch mit Blick auf die schwieriger werdende Lage der Weltwirtschaft. Dass der Protektionismus weltweit zunimmt, werden auch die Autohersteller spüren. Zusätzliche Erschwernisse müssen gut begründet sein.