Rückt dadurch Mexiko, das jedes Jahr 3,5 Millionen Fahrzeuge produziert, davon 80 Prozent für den US-Markt, an den Abgrund? Ist die deutsche Zulieferindustrie bedroht? Alle Wirtschaftsexperten im German Center von Mexiko-City beruhigen erst einmal: Werde Nafta gekündigt, träten die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) in Kraft, dann müsste Mexiko als Schwellenland 2,5 Prozent Zoll für seine Exporte in die USA zahlen, womit es „klarkäme“. Im Gegenzug müssten die Amerikaner im Durchschnitt fünf Prozent Zoll auf ihre Exporte zahlen. Kurzum, der große Bruder schade sich selbst. Am schärfsten bringt es Volker Helms, Direktor von LBBW Mexiko, auf den Punkt: „Es wird sich nichts ändern, ob mit oder ohne Nafta. Es wird sich alles einrenken.“

 

Ganz so harmlos ist der Faktor Trump aber wohl nicht. Bevor die Delegation in Richtung Norden auf einem 16-spurigen Highway fährt – überfüllt mit amerikanischen Trucks – macht sie halt bei Festo. Die Automatisierungstechniker aus Esslingen, die weltweit tätig sind, haben eine kleine Produktion in Mexiko-Stadt und einen starken Ausbildungszweig, genannt Festo Didactic, wo sie junge Mexikaner an ihren Maschinen ausbilden. Ein kluger Schachzug, denn es ist ein hervorragendes Marketingwerkzeug. Festo zeigt in seinem Showraum unter den zwei Dutzend Maschinen auch eine, die roboterhaft ein Spielzeug in eine Pommes-Tüte eintütet – denn das liebten die mexikanische Kinder, erzählt ein Festo-Mann: dass sie in ihren „Papa fritas“ ein Spielzeug fänden.

Firmen, die in Mexiko investierten, gehe es super – sagt der Festo-Werksleiter

Der Festo-Werksleiter Bernd Schreiber gibt gleich zu Beginn der Führung eine Generalerklärung ab: Firmen, die in Mexiko investierten, gehe es super, und „Festo geht es sehr gut“. Allerdings wirft er dann Folien an die Wand, die Risiken für Mexikos Wirtschaft aufzählen und neben der Inflation und dem Verbraucherverhalten steht da auch: Trump. Aber was wolle Trump eigentlich tun, fragt Schreiber, wenn Autoteile bis zu achtmal die amerikanisch-mexikanische Grenze querten und 40 Prozent der Teile aus Mexiko aus in den USA produzierten Komponenten bestünden? Der Festo-Didactic-Manager Armando Ramirez ist äußert sich kritischer über den Amerikaner: „Der Mann ist verrückt. Er hat unsere Gefühle verletzt. Wir Mexikaner importieren viel Mais aus den USA für unsere Tacos, wenn Nafta fällt, kaufen wir den in Argentinien.“