Selbst Jellineks Drohung, seine Bestellung (beinahe die gesamte Jahresproduktion von Daimler) zu stornieren, half nichts. Erst eine große Annonce in zahlreichen deutschen Zeitungen, in der Jellinek die Leute dringend davor warnte, sich in Daimlerautos zu setzen, in denen man wegen der gefährlichen Glührohrzündung verbrennen könne, brachte die Wende. Der wutschnaubende Daimler ließ den Einbau der Boschzündung zu – und Jellinek düpierte in der Woche von Nizza mit seinen überlegenen Daimler-Wagen die gesamte Konkurrenz. Im Überschwang der Begeisterung benannte er die siegreichen Wagen nach dem ersten Vornamen seiner Tochter Mercédès (Adrienne Ramona Manuela) Jellinek und kreierte damit (später sogar notariell besiegelt) einen der berühmtesten Markennamen der Welt.

 

Grundstein für einen weltweiten Siegeszug

Der Durchbruch war damit geschafft: Von einem Tag auf den anderen waren Bosch und Daimler populär. Dem Sieg von Nizza folgte ein weltweiter Siegeszug – vor allem für Bosch und seine Zündungen, die natürlich jetzt auch die anderen Hersteller unbedingt haben wollten. Gestern noch am Rand der Pleite vorbeigeschrammt, heute schon mehrfacher Millionär; so muss sich Bosch – dank Jellinek – damals gefühlt haben.

Und dann ist da noch die Sache mit Ferdinand Porsche. Dem damals 30-jährigen Konstrukteur hat Emil Jellinek im Jahr 1906 als maßgebliches Aufsichtsratsmitglied bei Austro-Daimler in der Wiener Neustadt die Chance gegeben, dort als Nachfolger von Paul Daimler den Posten des Technischen Direktors zu ergattern. Ausgerechnet Porsche, der ja kein studierter Ingenieur war, sondern ein Selfmade-Mann, der kurz vor dem Rauswurf bei der Firma Lohner gestanden hatte, für die er (leider erfolglos) die ersten Elektro- und Hybridautomobile der Welt gebaut hatte. Aber Jellinek glaubte an den talentierten jungen Mann aus Nordböhmen und verschaffte ihm den Posten, der die Karriere des Ferdinand Porsche in die entscheidende Richtung bugsierte. Ohne Jellinek wäre das Kapitel Automobil für Porsche beendet gewesen.

Drei Weltfirmen – dank Jellinek

Die Fahrzeuge mussten stärker werden

Nach einem Besuch in Cannstatt (und einer ersten, Jellinek nur mäßig begeisternden Automobillieferung) schraubte er seine Forderungen in immer neue Höhen: die Fahrzeuge müssten stärker, robuster und vor allen Dingen deutlich schneller werden. Geld spiele dabei keine Rolle. Andererseits eben doch: denn die gewaltigen Summen, die er dabei zur Verfügung stellte, wären ruck, zuck wieder abgezogen, die Autobestellungen storniert, wenn man seinen Wünschen nicht Folge leiste. Und so wagten sich Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach ein ums andere Mal auf absolutes technisches Neuland, um das Unmögliche möglich zu machen.

Als letzter Punkt auf der Liste war da schließlich noch die Sache mit der Zündung: die Bosch-Produkte seien der Daimlerschen Glührohrzündung haushoch überlegen, also bitte einbauen, verlangte Jellinek. Doch Daimler weigerte sich kategorisch: den Kerl habe er schon einmal aus dem Haus geworfen. Eine Zusammenarbeit käme nicht in Frage. Aus, Schluss, Ende der Diskussion: der schwäbische Dickschädel hatte gesprochen.

Jellinek macht Druck auf Daimler

Selbst Jellineks Drohung, seine Bestellung (beinahe die gesamte Jahresproduktion von Daimler) zu stornieren, half nichts. Erst eine große Annonce in zahlreichen deutschen Zeitungen, in der Jellinek die Leute dringend davor warnte, sich in Daimlerautos zu setzen, in denen man wegen der gefährlichen Glührohrzündung verbrennen könne, brachte die Wende. Der wutschnaubende Daimler ließ den Einbau der Boschzündung zu – und Jellinek düpierte in der Woche von Nizza mit seinen überlegenen Daimler-Wagen die gesamte Konkurrenz. Im Überschwang der Begeisterung benannte er die siegreichen Wagen nach dem ersten Vornamen seiner Tochter Mercédès (Adrienne Ramona Manuela) Jellinek und kreierte damit (später sogar notariell besiegelt) einen der berühmtesten Markennamen der Welt.

Grundstein für einen weltweiten Siegeszug

Der Durchbruch war damit geschafft: Von einem Tag auf den anderen waren Bosch und Daimler populär. Dem Sieg von Nizza folgte ein weltweiter Siegeszug – vor allem für Bosch und seine Zündungen, die natürlich jetzt auch die anderen Hersteller unbedingt haben wollten. Gestern noch am Rand der Pleite vorbeigeschrammt, heute schon mehrfacher Millionär; so muss sich Bosch – dank Jellinek – damals gefühlt haben.

Und dann ist da noch die Sache mit Ferdinand Porsche. Dem damals 30-jährigen Konstrukteur hat Emil Jellinek im Jahr 1906 als maßgebliches Aufsichtsratsmitglied bei Austro-Daimler in der Wiener Neustadt die Chance gegeben, dort als Nachfolger von Paul Daimler den Posten des Technischen Direktors zu ergattern. Ausgerechnet Porsche, der ja kein studierter Ingenieur war, sondern ein Selfmade-Mann, der kurz vor dem Rauswurf bei der Firma Lohner gestanden hatte, für die er (leider erfolglos) die ersten Elektro- und Hybridautomobile der Welt gebaut hatte. Aber Jellinek glaubte an den talentierten jungen Mann aus Nordböhmen und verschaffte ihm den Posten, der die Karriere des Ferdinand Porsche in die entscheidende Richtung bugsierte. Ohne Jellinek wäre das Kapitel Automobil für Porsche beendet gewesen.

Drei Weltfirmen – dank Jellinek

Bosch, Daimler, Porsche: drei Stuttgarter Weltfirmen, dank Jellinek. Umso befremdlicher erscheint vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass es ausgerechnet in Stuttgart keine Straße gibt, die an den berühmten „Monsieur Mercedes“ erinnert. Lediglich der Name der Tochter ziert seit 2004 ein Namensschild in Bad Cannstatt. Die einzige Erklärung für das Übergehen von Emil Jellinek findet sich in der Zeit der NS-Diktatur und Jellineks jüdischer Abstammung. Denn weil Adolf Hitler ja ausgerechnet einen Mercedes als „Führer-Wagen“ bevorzugte, musste alles getan werden, um zu verschleiern, dass es sich bei der Namensgeberin um die Tochter eines Juden handelte. Der Name Emil Jellinek verschwand in dieser Zeit in Stuttgart von der offiziellen Bildfläche. Bis heute ist das so.

Kein Straßennamen für Jellinek

Schlimmer noch: nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich trieben die braunen Machthaber Jellineks Sohn Fernand in den Selbstmord. Sein Besitz, darunter eine wertvolle Musikaliensammlung, wurde als „jüdisches Vermögen“ beschlagnahmt und kam auf dubiosen Wegen nach Essen in den Bestand der dortigen Zentralbibliothek. Erst im Jahr 2001 wurde die Herkunft der Sammlung rekonstruiert und Kontakt mit Emil Jellineks letzter noch lebender Tochter Maja (der Schwester von Mercedes) aufgenommen. Wenigstens in den letzten Lebensjahren konnte der völlig verarmten Frau (sie starb im Jahr 2003) finanziell geholfen und zumindest ein kleines bisschen Unrecht an ihrer Familie wiedergutgemacht werden. Maja hat die Sammlung dann der Stadt Essen überlassen.

Was in Essen möglich war, das müsste ja eigentlich auch in Stuttgart gelingen: zumindest in Form eines Straßennamens für Emil Jellinek, dem Mann, dem die Stadt und ihre Weltfirmen zu größtem Dank verpflichtet sind.

Falls aber bei der Stadt kein Willen, keine Motivation oder gar kein Geld für das Täfele in der Kasse vorhanden sein sollte, dann könnten sich vielleicht Bosch, Daimler oder Porsche als Sponsoren und Motivatoren gewinnen lassen.

Der Autor Gunter Haug

Gunter Haug ist freier Autor – er hat unter anderem historische Romane über Daimler, Porsche und Bosch verfasst. Foto: Privat