Der Jugendbuchautor Manfred Mai sprach mit Schülerinnen und Schülern der Robert-Koch-Realschule in der Schiller-Buchhandlung ist Stuttgart-Vaihingen über Weltreligionen. Das Wissen der Kinder überraschte.

Vaihingen - Eine Lesung für Kinder zum Thema Weltreligionen ist ein Wagnis. Manfred Mai, deutschlandweit bekannter Verfasser von Sachbüchern und Romanen für junge Leser, ging das Risiko ein und las in der Buchhandlung Schiller vor zwei fünften Klassen der Robert-Koch-Realschule. Auf dem Programm stand sein 2016 erschienenes Buch: „Wir leben alle unter demselben Himmel. Die 5 Weltreligionen für Kinder“.

 

Die Vaihinger Buchhandlung hatte an einer Verlosung der Arbeitsgemeinschaft Jugendbuchverlage teilgenommen und sich den Besuch eines Autors wünschen dürfen. Manfred Mai, der vor seiner Schriftstellertätigkeit als Lehrer gearbeitet hat, machte aus der üblichen Autorenlesung eine lebhafte Frage- und Antwortstunde. Er bezog die Überlegungen seiner Zuhörer in seinen unterhaltsamen, von lebhaften Gesten begleiteten Vortrag ein.

Was ist eigentlich Religion?

In seiner Jugend, so erzählte der Autor, seien in seinem Heimatort auf der Schwäbischen Alb fast alle evangelisch gewesen, es habe höchstens einige wenige Katholiken gegeben. Der Schulalltag heute ist von sehr viel mehr Vielfalt geprägt. „Wir sollten gleichberechtigt sein, auch wenn wir anders aussehen“, sprach eine Schülerin aus, was dem Autor ein Herzensanliegen ist: der gegenseitige Respekt, die Toleranz gegenüber Andersgläubigen.

Manfred Mai ist bekannt dafür, komplizierte Themen in für Kinder tauglicher Sprache wiederzugeben. „Man muss ihnen aber auch etwas zumuten und darf sie nicht unterschätzen“, ist der Schriftsteller überzeugt. Und so stellte er an den Anfang seiner Begegnung mit den Schülern die Frage, was Religion eigentlich sei. Wie sind die großen Weltreligionen Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum entstanden?

Darf man im Namen der Religion Gewalt ausüben?

Antworten darauf sind in Mais Buch nachzulesen. Sein Anliegen an diesem Morgen war es, die Kinder selbst über solche Fragen nachdenken zu lassen. „Unser Gehirn ist wie ein Muskel. Wenn man es nicht benutzt, dann schrumpft es“, riet er, den Verstand einzusetzen und weniger die „große Klappe“. Für die Zehn- und Elfjährigen war es nicht immer leicht, seinen Anmerkungen zu folgen. Es ging um ferne Zeiten, in denen die Menschen in der Natur eine Macht sahen, die größer war als sie selbst. „Deshalb erfanden unsere Vorfahren Geschichten, die alles erklären“, begründete Mai die Entstehung der großen Religionen, deren Gemeinsamkeit die Liebe zu Gott sei. Bis heute werde darüber gestritten, wer den richtigen Glauben habe.

„Darf man im Namen der Religion Gewalt ausüben?“, fragte Mai die Kinder. „Nein“, zeigten sie sich überzeugt. „Früher war es das Christentum, das Andersgläubige mit Gewalt belehren wollte. Heute ist es eher der Islam“, erklärte der Autor. „Das heißt aber nicht, dass alle Muslime so denken“, wandte eine Schülerin ein, und eine andere meinte, der Islamische Staat sei eigentlich nicht muslimisch. „Wir leben eng zusammen, wir müssen uns besser verstehen“, warb Mai für mehr Toleranz. „Warum begreifen die Erwachsenen das eigentlich nicht?“, kam die Frage aus dem Zuhörerkreis. „Deshalb mache ich diese Bücher“, antwortete der Schriftsteller, „ihr sollt es eines Tages besser machen“.