Der Autozulieferer Läpple aus Heilbronn will in den nächsten Jahren deutlich mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken. Dank der positiven Entwicklung ist das nötige Geld vorhanden. Stolz ist das Unternehmen auf einen BMW-Auftrag.

Heilbronn - Der Autozulieferer Läpple will innovativer werden. Deshalb baut der Hersteller von Pressteilen und Rohbaukomponenten die Forschung und Entwicklung (F&E) deutlich aus. Ziel ist, zwischen drei und fünf Prozent des Umsatzes in neue Entwicklungen zu investieren, sagte Vorstandssprecher Peter Spahn im Gespräch mit dieser Zeitung. Derzeit gibt das Familienunternehmen, das vor einigen Jahren noch tief in der Krise steckte, 1,5 Prozent für die technologische Zukunft aus. Künftig soll zudem stärker mit Instituten und Hochschulen zusammengearbeitet werden. Damit schließt Läpple zu anderen Zulieferern auf; in der Branche ist eine F&E-Quote bis fünf Prozent üblich.

 

Erste Aktivitäten zur technologischen Stärkung hat Läpple auf den Weg gebracht. So entsteht derzeit am Stammsitz Heilbronn ein neues Leichtbauzentrum. Fünf Mitarbeiter seien dort bereits tätig; wie viele es werden sollen, sagte Spahn nicht. Die automobilen Kunden scheinen interessiert an den neuen Produkten. So hat Läpple für den BMW M4 GTS, der in limitierter Stückzahl von 700 auf den Markt kommt, die Motorhaube gefertigt. Sie besteht aus Kohlenstofffasern und wiegt gerade noch 7,7 Kilo, erläuterte Spahn. Das seien rund 4,3 Kilo weniger als vergleichbare Motorhauben aus anderen Werkstoffen, fügte er hinzu. Zwar haben die Heilbronner „nur“ einige Hundert solcher leichtgewichtigen Motorhauben hergestellt. „Das ist ein imageträchtiges Produkt“, sagte Siegbert Hummel stolz, der im Läpple-Vorstand für den kaufmännischen Bereich zuständig ist. Kohlenstofffasern, die in der Flugzeugindustrie bereits verwendet werden, haben in der Autoindustrie wegen der hohen Kosten noch keine große Bedeutung. Spahn ist aber überzeugt, dass sich dies in den nächsten fünf bis zehn Jahren ändern wird – ähnlich wie bei Aluminium vor einigen Jahren. Derzeit bestehen 25 Prozent der Autoteile, die Läpple herstellt, aus Aluminium.

Industrie 4.0 wird Vorstandsthema

Aber es soll nicht nur um Leichtbau gehen. Auch die fortschreitende Digitalisierung – ein Stichwort ist Industrie 4.0 – sind Themen des Unternehmens, das zudem im Werkzeug- und Anlagenbau tätig ist. Die neu eingerichtete Stabsstelle, die sich konzernweit um Industrie 4.0 kümmern soll, berichtet dabei direkt an den Vorstand. Aufgrund der positiven Entwicklung habe Läpple die Mittel für Investitionen.

Mit dem vergangenen Jahr ist der Vorstand zufrieden. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 448 Millionen Euro. Auch Ergebnissteigerung und Umsatzrendite seien erfreulich. Die Ebitmarge – also das Ergebnis vor Steuern und Zinsen im Verhältnis zum Umsatz – habe wie im Jahr zuvor im Zielkorridor zwischen fünf und sieben Prozent gelegen, erläuterte Hummel. Alle Geschäftsbereiche hätten profitabel gearbeitet. Das Unternehmen sei schuldenfrei, fügte Spahn hinzu.

Dennoch sollen die Kosten weiter reduziert werden, und zwar beim Einkauf. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit 4000 Lieferanten zusammen – „zu viele“ sagte Hummel, denn alle Lieferanten müssten betreut werden. Nun soll ihre Zahl schrittweise um 1000 reduziert werden. Läpple kauft pro Jahr Waren im Wert von etwa einer Viertelmilliarde Euro ein.

Die gute konjunkturelle Lage hält an

Die gute konjunkturelle Lage habe sich in den ersten fünf Monaten 2016 fortgesetzt – trotz zunehmender Unsicherheiten weltweit, erläuterte der Vorstandschef. Als Beispiele nannte er die Lage in China, die deutlich zunehmenden Probleme auf dem US-Nutzfahrzeugmarkt sowie der drohende Brexit. Zudem komme es vor, das Hersteller kurzfristig Modellreihen ins Ausland verlagerten. In der Autosparte beliefert Läpple Hersteller wie Audi, BMW, Daimler und Porsche mit Pressteilen vor allem im Inland. Im Werkzeug- und Anlagenbau sind die Heilbronner international tätig.

Weltweit beschäftigt das Familienunternehmen rund 2200 Mitarbeiter. Läpple ist ein bedeutender Ausbilder in der Region Heilbronn, und zwar nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch für Dritte. Zwischen 100 und 120 Auszubildende werden von der Tochter Läpple Aus- und Weiterbildung pro Jahr fit gemacht. Ausgebildet werden die jungen Menschen dabei etwa zu Mechatronikern, Elektronikern sowie im kaufmännischen Bereich. Derzeit sei man dabei – in Abstimmung mit der IHK –, die Ausbildungsinhalte an neue Anforderungen der Digitalisierung anzupassen. Darüber hinaus hat Läpple auch rund 100 Umschüler; der Älteste war knapp 60 Jahre alt. Die Programme im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit laufen zwischen 16 und 28 Monate. Auch die Integration von Flüchtlingen hat sich Läpple zur Aufgabe gemacht. Allerdings seien die Hürden hoch, sagte Vorstandschef Spahn. Die Menschen müssten der deutschen Sprache so mächtig sein, dass sie auch Warn- und Sicherheitshinweise etwa an Maschinen verstehen.