Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Ein Nachteil? Mitnichten. Im schärfer werdenden Wettbewerb um fähigen Nachwuchs ist die Gehaltsdifferenz ein zentrales Argument der Arbeitgeber geworden. „Die werben mit den höheren Einkommen“, betont die Gewerkschafterin Gölz. Einst sind die Südwest-Unikliniken aus der Tarifgemeinschaft der Länder ausgetreten, um günstigere Bedingungen zu erringen. Das war ein Trugschluss: Nun liegen sie klar darüber. „Ich habe aber den Eindruck, dass sie jetzt ernsthaft dahinter stehen“, sagt Gölz. Kurz vor dieser Tarifrunde hatten sich die vier Kliniken in einem neuen Arbeitgeberverband vereint. Verdi begrüßt dies als „Bekenntnis zum eigenen Tarifvertrag“, der an den Unikliniken „richtig gut“ sei.

 

Hohe Belastung durch schwere Krankheitsfälle

Zur Realität gehört zwar auch, dass sich die Unikliniken durch die Kostenzuwächse bei Personal und Sachmitteln seit Jahren in einer finanziell angespannten Lage sehen. Gerade bei ihnen werden besonders komplexe und teure Krankheitsverläufe nach neuesten Standards behandelt. Der Bundesverband der Universitätsklinika beklagt daher, dass der Staat die überproportionale Belastung nicht ausreichend honoriere. Jüngst wurden Finanzierungslücken von durchschnittlich 3,5 Millionen Euro pro Klinikum allein durch sogenannte Extremkostenfälle festgestellt. Auf alle Unikrankenhäuser hochgerechnet betrage das Defizit sogar fast 100 Millionen Euro.

So ganz dramatisch ist die aktuelle Finanzlage im Südwesten aber nicht. Die Jahresabschlüsse für 2015 sind bisher nicht veröffentlicht, doch haben nach Informationen dieser Zeitung die Unikliniken in Tübingen, Freiburg und Heidelberg zumindest leicht schwarze Zahlen geschrieben. Der positive Trend von 2014 hat sich demnach fortgesetzt. Auch die Ulmer haben sich von ihrer Krise durch den Bau einer neuen Chirurgie offenbar weiter erholt.