Beim Besuch des Landesverkehrsministers Winfried Hermann auf der Baustelle zum B-14-Anschluss Backnang Mitte fordern der Landrat Johannes Fuchs und der Oberbürgermeister Frank Nopper den weiteren vierspurigen Ausbau der Bundesstraße.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Den ohnehin schon mehrfach verschobenen symbolischen ersten Baggerbiss für die B-14-Anschlussstelle Backnang-Mitte hat der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bereits gut ein Dreivierteljahr vor dem eigentlichen Baustart gesetzt. Dann mussten allerdings noch umfangreiche Vorarbeiten erledigt und 20 000 Tonnen belasteter Boden ausgehoben und entsorgt werden. Erst Ende Januar ging es wirklich los. Gestern hat sich Hermann im Rahmen einer größeren Baustellentour zusammen mit dem Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl und den verkehrspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen über den Fortgang der rund acht Millionen Euro teuren Maßnahme informiert.

 

120 000 Kubikmeter Erdreich bewegt

Im Gegensatz zu dem langwierigen politischen Genehmigungsverfahren scheint auf der Baustelle kurz hinter dem Murrtalviadukt alles flott und nach Plan zu verlaufen. „In den sieben Monaten hat sich hier viel getan“, betonte jedenfalls Matthias Kühnel vom Baureferat Süd des Regierungspräsidiums Stuttgart, das für die Maßnahme verantwortlich zeichnet. Dank des milden Winters habe man nahezu komplett durcharbeiten können. Rund 120 000 Kubikmeter Aushub hätten bewegt werden müssen. Nach der Entsorgung des belasteten Materials seien 60 000 Kubikmeter Erde für Geländemodellierungen landwirtschaftlicher Flächen nach Leutenbach transportiert worden. 40 000 Kubikmeter Fels werden vor Ort mit einer Fräse aufbereitet, so dass sie beim weiteren Bau wiederverwendet werden können.

Über der B 14 spannt sich seit dem Wochenende ein stählernes Traggerüst, auf dem eine neue Brücke entstehen soll. Sie wird für den Anschluss der Kreisstraßen benötigt. An den Rändern deuten Verschalungen an, dass bei dem Bauwerk durchaus auch auf die Optik Wert gelegt wird, wie Kühnel betonte. Bis zum September soll die neue Brücke betoniert sein, im Oktober könnte die alte dann abgerissen werden. Danach werden die Anschlussrampen errichtet. Das Ziel ist, die Gesamtmaßnahme bis zum nächsten Sommer abzuschließen.

Projekt sollte schon 2011 fertig sein

Verkehrsminister Hermann wertete die Botschaft über den Stand der Dinge als eine „gute Nachricht“, die lange auf sich habe warten lassen. Eigentlich hätte das Projekt schon Ende 2011 vollendet sein sollen. Der B-14-Anschluss war der Stadt Backnang mit der Fertigstellung der kreiseigenen Biovergärungsanlage auf einem Areal in Neuschöntal versprochen worden. Der Knotenpunkt sollte deshalb vorzeitig eingerichtet werden, damit der Müllastverkehr direkt über die Bundesstraße an- und abfließen kann. Doch die Altlastenproblematik hatte die bereits zugesagte Finanzierung noch einmal in Frage gestellt.

Die knappen Finanzressourcen des Bundes sind freilich kein ausschließliches Backnanger Problem. Zwar habe das Land Baden-Württemberg für den Straßenbau insgesamt mehr Geld bekommen, als noch im Jahr zuvor, aber dennoch sei man „weit unter dem, was wir eigentlich brauchen“, sagte Hermann. Dem widersprach auch der CDU-Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd und haushaltspolitische Sprecher seiner Fraktion, Norbert Barthle, nicht. Allerdings habe man im Koalitionsvertrag ausgehandelt, dass etwaige zusätzliche finanzielle Spielräume im Bundeshaushalt dem Straßenbau zugute kommen sollten.

Fuchs und Nopper fordern weiteren Ausbau der B 14

Im Backnanger Raum erhebt man darauf schon lange Anspruch. Denn die jetzt in Angriff genommene Anschlussstelle ist nur ein Vorgriff auf eine ungleich aufwendigere Maßnahme. Das langfristige Ziel ist der durchgehende vierspurige Ausbau der B 14 von Nellmersbach bis nach Backnang. Daran erinnerten bei der Baustellenbesichtigung auch der Landrat Johannes Fuchs und der Oberbürgermeister Frank Nopper. Mit der aktuellen Maßnahme sei ein wichtiger Schritt in eine bessere Verkehrszukunft getan, sagte Nopper. Wichtig sei aber, dass es nicht dabei bleibe. Zumindest der rund 1,1 Kilometer lange vierspurige Weiterbau nach Waldrems müsse dringend in Angriff genommen werden.

Die Pläne dafür liegen längst in der Schublade des Regierungspräsidiums. Bereits kurz vor Ende des Jahres 2009 hatte die damalige Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) die Realisierung des aktuell auf zehn Millionen Euro geschätzten Bauprojekts verkündet. Doch das vorgezogene Weihnachtsgeschenk war kurzerhand wieder gestrichen worden.