Ein steinalter Gewölbekeller auf dem Backnanger Stiftshof wird für eine Woche zur Backstube für Kinder, deren Eltern entspannt einkaufen wollen. Ein Angebot der Stadt und des Stadtmarketingvereins.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Letzten Advent haben drei Damen in Engelskostümen im Auftrag des Stadtmarketingvereins Backnang mit Kindern in einem eigens für diese Aktion in der Vorweihnachtszeit aufgestellten Holzhäusle auf dem Marktplatz Gutsle gebacken und verziert. Das war schön – aber auch ganz schön kostspielig.

 

Das könnten die Backnanger Vereine bestimmt mindestens so gut, die Aktion wird aber für die Stadt, welche die Zeche am Ende bezahlen muss, viel billiger. So in etwa, knapp zusammengefasst, hat die SPD-Stadträtin Siglinde Lohrmann vor ein paar Monaten ihre Ideen im Gemeinderat dargelegt. Gesagt, getan.

Joel: Die Kekse sind für die Familie

Am Nikolaustag steht Frau Lohrmann, sie ist auch noch Vorsitzende des Akkordeonrings Backnang, zusammen mit drei weiteren beschürzten Frauen aus ihrem Verein in einem steinalten Gewölbekeller auf dem Stiftshof. Die Damen wellen zusammen mit ein paar Steppkes Teig aus. Leonie, die Brüder David und Joel, Elaine, Lara und noch ein paar andere Kinder sind mit Volldampf bei der Arbeit. Die Hände sind bäbbig vom Zuckerguss, die Klamotten sind voller Mehlstaub, die Kinder sind glücklich. Und die Eltern können in Ruhe die Weihnachtsgeschenke einkaufen. So haben sich das die Verantwortlichen vom Marketingverein gedacht.

Die zehnjährige Leonie hat bereits kurz nach der Eröffnung der Backstube ein paar Dutzend Ausstecherle produziert. Bei ihr geht das wie am Fließband. Und, für wen sind die ganzen Weihnachtsbrötle? „Für mich, die esse ich selber.“ Joel ist ein bisschen großzügiger. Nach einer kurzen Denkpause antwortet er: „Die Kekse sind für die Familie“. Immer wieder schneien Mütter und Väter herein, manche machen noch schnell ein Erinnerungsfoto vom Nachwuchs mit der großen Bäckermütze und verduften wieder.

Ein bisschen Geld für die Vereinskasse

Die Kinderpartyagentur aus Köln, die 2013 für die Weihnachtsbäckerei engagiert worden war, habe gut 10 000 Euro bekommen, sagt die Stadtmarketing-Managerin Jana Bonig, die am Eröffnungstag kurz in der unterirdischen Backstube vorbeischaut. Diesmal übernehmen der Akkordeonring und die Landfrauen die Betreuung der Buben und Mädchen. Noch bis einschließlich nächsten Sonntag steigt die Gutslesaktion, sie kostet die Stadt „nur“ rund 3000 Euro. Und die zwei Vereine profitieren auch noch, weil sie je Helferin und Stunde ein paar Euro bekommen.

In Backnang wird gelegentlich darüber beraten, ob der Weihnachtsmarkt, der immer nur ein Wochenende dauert, verlängert werden sollte. Doch wieder wurde beschlossen, lieber verschiedene Aktionen wie das Gutslebacken anzubieten. Die Kinder können auch unter Anleitung Geschenke basteln oder ins Weihnachtskino gehen. Am Sonntag, 20. Dezember, steht ein großes Adventssingen auf dem Programm.

Die Aktion Herzenswunsch

Außerdem gibt es die Aktion Herzenswunsch. In vielen Geschäften liegen Karten aus, auf denen Kinder aus ärmeren Familien ihren Weihnachtswunsch geschrieben oder gemalt haben. Familien, denen es besser geht, können diesen Kindern, die freilich anonym bleiben, ein Geschenk im Wert von rund 20 Euro machen.

Kürzlich im Gemeinderat hat ein Stadtrat gefordert, 2015 in der Vorweihnachtszeit lieber wieder eine mobile Eisbahn aufzubauen. Denn Bewegung sei doch viel besser als Gutsle essen oder ins Kino gehen. Was sagten die kleinen Adventsbäcker dazu? Einer der Buben muss da nicht lange überlegen: „Eisbahn und Kekse backen.“