Nach dem Verbot einer Facebook-Party durch die Stadt Backnang hat nun auch Schwaikheim eine solche untersagt – mehr als 20.000 Feierwillige hatten dorthin ausweichen wollen. Auf Facebook machen sie ihrem Ärger Luft.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Nach dem Verbot einer geplanten Massenparty durch die Stadt Backnang hat nun auch die Gemeinde Schwaikheim eine solche per Allgemeinverfügung untersagt. Wie berichtet, hatten sich mehr als 20 000 Mitglieder des sozialen Netzwerks Facebook via Internet zu einer Feier auf einem Grillplatz im Backnanger Naherholungsgebiet Plattenwald verabredet. Die Stadt hatte das Gelände für den Samstagabend „wegen nicht absehbarer Gefahren für die öffentliche Sicherheit“ zum Sperrgebiet erklärt.

 

Der anonyme Veranstalter reagierte darauf mit einer Planänderung: Die Partywilligen wurden dazu animiert, am selben Abend vom Schwaikheimer Bahnhof aus auf die Felder am Ende der Lessingstraße auszuweichen. Nach wie vor signalisierten mehr als 20 000 der gut 100 000 eingeladenen Personen ihre Zusage, die Hälfte davon kategorisierte ihre Teilnahme allerdings als „unsicher“.

Auch wurde darüber heftig diskutiert, ob man sich den Sperrbezirk Plattenwald wirklich diktieren lassen wolle. „Die Party wird gerockt, scheiß auf die Bullen!“ schrieb etwa ein Facebook-Mitglied aus Unterensingen, „jeder, der zugesagt hat und nicht kommt, ist das Allerallerletzte!“. „Kommt einfach alle nach Backnang, wie es ursprünglich die ganze Zeit geplant war!“, schrieb ein anderer.

Ein Plakat entworfen

Die Polizei empfiehlt dringend, davon Abstand zu nehmen und hat auf die Schnelle eigens ein Plakat entworfen, mit dem vor den Folgen gewarnt wird. Eine hübsche Beamtin erklärt darauf, warum es durchaus „spaßigere Arten“ gebe, als einen Samstagabend in Polizeibegleitung zu verbringen. Man werde auf jeden Fall mit einem massiven Aufgebot präsent sein, um eine Massenparty zu unterbinden, sagte der Waiblinger Polizeisprecher Ronald Krötz. Schon in den S-Bahnen werde es Kontrollen geben. „Egal, wohin die Partygäste ausweichen, wir werden sie im Auge haben.“ Auch das Landratsamt hat seine Unterstützung bei dem Erlass möglicher weiterer Allgemeinverfügungen signalisiert und „eine harte, konsequente Gangart“ angekündigt.

Unabhängig davon prüfen die Polizei und die Stadt Backnang aber auch, ob man den Initiatoren die Kosten für den Einsatz der Ordnungskräfte und mögliche Schäden in Rechnung stellen kann. Man müsse hier ein Exempel statuieren, sagt der Backnanger Stadtsprecher Hannes Östreich. „Das Ganze ist ein Unding und hat mit Party und lustig nichts zu tun. Hier werden Steuergelder verschwendet, nur weil sich ein paar pubertierende Jungs vor anderen aufspielen wollen.“

Das „Project X Plattenwald“, wie sich die Initiative noch immer nennt, ist nicht der erste Facebook-Aufruf für eine Party im Rems-Murr-Kreis. Insbesondere um den ersten Mai hatten Jugendliche das Medium bereits genutzt, um auch überregional Gäste zu spontanen, unangemeldeten Privatfeiern anzulocken. Eine derartige Resonanz habe es aber noch nie gegeben, sagt der Polizeisprecher.

Warum aber hat ausgerechnet der Plattenwald, ein Grill- und Spielplatz mitten im Wald, ohne Strom und Licht, den sogar der Stadtsprecher als „überhaupt nicht prickelnd“ beschreibt, einen solchen Widerhall gefunden? Darauf können sich offenbar selbst die mutmaßlichen Verantwortlichen keinen Reim machen. In einem Radiobeitrag mit verstellter Stimme haben sich zwei 16-jährige Jungs aus Backnang als ursprüngliche Initiatoren des Projekts bekannt. Sie hätten nicht damit gerechnet, eine solche Lawine loszutreten und daraufhin auch ihren Eintrag gelöscht. Doch kurz danach sei ein anderer an ihre Stelle getreten und habe die Sache weiter beworben.