Die Stadt Backnang würde gerne ein weiteres Industriegebiet aufsiedeln, gerne wieder – wie bei den Lerchenäckern – in Kooperation mit Aspach. Oder mit einer anderen Nachbarkommune. OB Frank Nopper spricht mit Blick auf die Lerchenäcker von einem „Luxusproblem“, denn viele andere Städte in der Region Stuttgart hätten überhaupt keine größeren Gewerbeflächen mehr im Angebot, Backnang habe noch ein paar.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Heute kann der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper über die spöttelnde Kritik seines einstigen Schorndorfer Amtskollegen Winfried Kübler milde lächeln. Kübler ist schon lange nicht mehr OB und seine Bedenken am Backnanger Gewerbegebiet Lerchenäcker haben sich als Trugschluss erwiesen. Im Jahr 2002 hatte Kübler mit Blick auf die Lerchenäcker erklärt: „Nopper, mach die Lichter aus, die Wiesen will doch keiner.“ So erzählt das jedenfalls der Schultes der Murrstadt. Damals wurden die kaum bebauten Lerchenäcker nachts beleuchtet. Die Nachfrage nach Parzellen auf dem Areal an der Bundesstraße 14 war mies.

 

Industriegebiet Lerchenäcker ist bald voll

Doch die Lerchenäcker haben sich in den vergangenen Jahren ganz prächtig entwickelt. Heute sind fast alle Flächen des ersten sowie des zweiten Abschnittes des interkommunalen Gewerbegebiets bebaut, das Backnang zusammen mit der Nachbargemeinde Aspach vermarktet. Die gut 50 Betriebe auf den Lerchenäckern beschäftigen etwa 1700 Mitarbeiter.

Deshalb solle jetzt der dritte und letzte Bauabschnitt erschlossen und vermarktet werden, sagt Nopper. „Dann haben wir noch mal rund zehn Hektar Fläche.“ Die Liste der Firmen, die sich für ein Grundstück interessierten, sei lang, so der OB, der von „vielen attraktiven Unternehmen aus der gesamten Region Stuttgart“ spricht. Es sei gut möglich, dass der Zweckverband, der die Flächen vermarktet, einigen Firmenchefs vor den Kopf stoßen müsse, ihnen keine Angebote machen könne. „Vielleicht haben wir schon 2019 keine Flächen mehr.“

Deshalb ist die Kommune laut Auskunft des Leiters des Stadtplanungsamts, Stefan Setzer, längst auf der Suche nach einem Areal, auf dem ein weiteres Gewerbegebiet ausgewiesen werden könnte. Dieses Gelände sollte mindestens 15 Hektar umfassen. Es sei unrealistisch, eine noch größere Fläche zu finden, etwa eine, die so groß ist wie die Lerchenäcker mit rund 60 Hektar. In die Karten gucken lassen wollen sich Setzer und Nopper freilich nicht. Sie wissen: die Ansiedlung eines Gewerbegebietes sorgt bei den Anwohnern selten für Freude. Setzer sagt nur so viel: es gebe ein paar mögliche Flächen. Gerne würde die Stadt Backnang wieder mit einer Nachbarkommune in Sachen Gewerbegebiet zusammenarbeiten, etwa erneut mit Aspach oder mit einer Gemeinde im Weissacher Tal.

Die Region erstellt ein Industrieflächenkonzept

Nopper spricht mit Blick auf die Lerchenäcker von einem „Luxusproblem“, denn viele andere Städte in der Region Stuttgart hätten überhaupt keine größeren Gewerbeflächen mehr im Angebot. Diese Einschätzung bestätigt die Region Stuttgart. Der Pressesprecher Helmuth Haag sagt, „die Flächen werden immer knapper“. Im Regionalentwicklungsbericht heißt es: Das Angebot an Gewerbebauflächen in der Region Stuttgart sei auf einem historischen Tiefstand angelangt. „Im Falle eines weiterhin anhaltenden Auseinanderdriftens von Gewerbeflächenangebot und -nachfrage sind negative Folgen für das industrielle Wachstum nicht auszuschließen.“

Die Region erstelle derzeit ein Industrieflächenkonzepts. Dieses werde detailliert das Angebot und die Nachfrage nach Gewerbeflächen im Großraum Stuttgart auflisten. Der Bericht, sagt Haag, werde voraussichtlich im Juni vorliegen.