Die imposante Stiftskirche in Backnang ist marode. Das Wahrzeichen der Stadt soll bis Oktober 2016 saniert sein. Der neue Kirchbauverein tritt am Sonntag während des Gottesdiensts erstmals größer in Erscheinung.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der Kirchbauverein Stiftkirche Backnang will jetzt voll durchstarten und die millionenschweren Sanierungsarbeiten an dem Gotteshaus unterstützen. Die Backnanger Ärztin und Stadträtin Ute Ulfert – sie ist auch Vorsitzende des Kirchengemeinderats – und der Rechtsanwalt Sebastian Zeller, ebenfalls Kirchengemeinderat, haben den Verein zusammen mit gut einem Dutzend weiteren Backnangern zwar bereits Ende vergangnen Jahres gegründet. Doch erst jetzt wollen die Ehrenamtlichen sich und ihr Anliegen in der Öffentlichkeit präsentieren, am kommenden Sonntag, 26. Juli, von 10 Uhr an beim sogenannten Baustartgottesdienst. Der Verein will Gelder sammeln, nicht nur für diese Sanierung sondern auch für den „dauerhaften baulichen Erhalt“ dieser denkmalgeschützten Immobilie auf dem Stiftshof, der Keimzelle der Stadt Backnang.

 

Eigentlich sollten unmittelbar nach diesem Gottesdienst am letzten Sonntag vor den großen Ferien die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an dem Wahrzeichen der Murrstadt beginnen. Doch wie das so ist bei Großprojekten, sie kommen mitunter ins Stocken noch bevor sie begonnen haben. Ute Ulfert sagt trotzdem, sie sei nach wie vor verhalten optimistisch, dass die seit Jahren überfällige Generalsanierung der Stiftskirche am 16. Oktober 2016 abgeschlossen werden könne – pünktlich zur ersten urkundlicher Erwähnung des Gotteshauses vor 900 Jahren.

Der Putz bröckelt, die Fenster sind undicht

Der Kirchbauverein präsentiert sich mit einem Logo, das der Backnanger Grafiker Hellmut G. Bomm kostenfrei entworfen hat. Es zeigt ein wenig beachtetes Detail der Stiftskirche: einen Teil des einstigen Turms, der nach dem Umbau der Kirche vor mehreren hundert Jahren in das Gebäude integriert worden ist. Ein Flyer, der auch beim Baustartgottesdienst verteilt werden soll, erzählt die Geschichte der Kirche, etwa von der uralten Grablege der Familie der Markgrafen von Baden in der Krypta und vom verheerenden Stadtbrand anno 1693.

Vielen in der Stadt ist klar: die Stiftskirche muss dringend saniert werden. Teilweise bröckelt der Putz aus dem alten Mauerwerk, das Feuchtigkeit anzieht. Die Fenster sind nicht mehr ganz dicht, die Heizung scheppert und quietscht. Der Dekan Wilfried Braun sagt, die Kirche sei in einem „schändlichen Zustand“. Die Generalsanierung werde rund drei Millionen Euro kosten, erklärt Ute Ulfert. Die evangelische Kirche in Backnang müsse davon rund 900 000 Euro aufbringen. Die Stadt hat eine halbe Million Euro versprochen, den Rest wollen sich die Landeskirche und der Staat teilen.

Bis dato seind gut 300 000 Euro Spendengelder beisammen

Bis dato seien gut 300 000 Euro Spendengelder beisammen, sagt Frau Ulfert. Es gibt also noch viel zu tun für den Kirchengemeinderat und den Kirchbauverein, der erst 17 Mitglieder zählt. Der neue Verein will auch Menschen ansprechen, die mit der Kirche an sich wenig bis nichts am Hut haben, die sich aber für die lokale Geschichte interessieren, die immer auch Kirchengeschichte war, und Menschen, denen es wichtig ist, dass der imposante, stadtbildprägende Bau mitten in Backnang aufgemöbelt wird. Schließlich sind die benachbarten Gebäude, die der Kommune gehören, fast alle fein herausgeputzt worden.