Ein 40-Jähriger Backnanger soll seine Ex-Freundin vergewaltigt haben. Er muss sich deshalb jetzt vor dem Landgericht verantworten.

Backnang - Hätte ich sie ihn Ruhe gelassen, würde ich nicht hier sitzen“, sagt der Mann aus Backnang zu Prozessbeginn im Landgericht Stuttgart. Damit bezieht er sich allerdings nicht auf das, was ihm vorgeworfen wird: Vom 9. auf den 10. Juli diesen Jahres soll er nach einem Discobesuch seine Ex-Freundin bei sich daheim ins Gesicht geschlagen, bedroht und zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Wegen Vergewaltigung und Körperverletzung ist er deswegen angeklagt.

 

Mit seiner Aussage meint der 40-Jährige, dass er die 18-Jährige danach massiv über alle Kanäle mit beleidigenden Nachrichten bombardiert hat. Obwohl sie ihn gebeten hatte, sie eine Woche lang in Ruhe zu lassen. Wenige Tage später zeigte sie ihn an. „Ich wollte unsere Freundschaft wieder haben“, sagt der Angeklagte, der keinen Abschluss vorweisen kann, dafür umso mehr Erfahrungen mit regelmäßigem Konsum von Speed und Alkohol. Er lebt von Hartz 4 und hat einen Haufen Schulden angesammelt, vor allem wegen des Unterhalts, den er für seine vier Kinder zahlen müsste.

Freundschaft mit Sex – dann eine Beziehung

Im vergangenen Jahr kam, wenn man so will, eine neue Abhängigkeit dazu. Er lernte eine 22 Jahre jüngere Frau kennen. „Sie war schnell meine beste Freundin, ich ihr bester Freund“, erzählt der Angeklagte, der seit dem 14. Juli in U-Haft sitzt. Daraus wird erst Freundschaft mit Sex und dann eine Beziehung. „Eigentlich war alles perfekt, sie war ein liebenswerter Mensch“, sagt er. Diese Einschätzung änderte sich, als seine Freundin fremd ging. „Ich hätte mich trennen sollen, aber ich habe ein Problem mit dem Loslassen.“ Irgendwann folgte die Rückorientierung zum Modell Freundschaft plus Sex, das sich für den Angeklagten von einer Beziehung nicht groß unterschied: „Gefühle waren von meiner Seite immer noch da.“

Allerdings war klar, dass es dabei nicht bleiben soll: „Wir haben uns darüber unterhalten, dass wir noch ein letztes Mal miteinander schlafen wollen“, sagt er. Das soll an jenem besagten 9. Juli, nach dem Besuch in der Disco, passieren. Dort lernte die 18-Jährige einen anderen Mann kennen. „Die haben geknutscht und gefummelt“, sagt der Angeklagte, der seinen Frust darüber mit zehn bis 15 Desperados hinunterspülte.

Zusammen fuhren beide wieder nach Backnang. Dort wollte die Geschädigte von dem Abschiedssex nichts mehr wissen. „Ich habe sie sehr lange und intensiv genervt. Und schließlich hat sie gesagt: Okay, dann machen wir das jetzt und danach nie, nie wieder“, sagte der Angeklagte aus. Anschließend sei es zu Geschlechtsverkehr gekommen, der dann aber abgebrochen worden sei. „Sie hat gesagt, dass es weh tut“, erzählt der Angeklagte. Er sei dann aber zu weiteren Sexspielen gekommen – solche Spiele hätten sie früher immer wieder gemacht. Ein „Nein“ habe er aber dabei nicht vernommen.

„Ich wollte, dass sie mit mir redet.“

Erst danach – und damit anders als in der Anklage formuliert – habe er die Ex-Freundin geschlagen, die ihrerseits beleidigend und aggressiv geworden sei. „Ich wollte, dass sie mit mir redet“, sagt der Angeklagte, der zugibt, auch seine Ex-Frau immer wieder geschlagen zu haben. Reden wollen habe er über die Beziehung und über die neue Flamme der Ex. Nach den Schlägen habe er ihr angeboten, sich selbst bei der Polizei anzuzeigen. „Das wollte sie aber nicht.“

Dafür aber ihre Ruhe. „Ich verstehe das nicht, was wollten sie denn noch erreichen?“, fragte der Richter Norbert Winkelmann. Das kann der Angeklagte nicht sagen: „Mit klarem Denken war in der Zeit nicht viel“, sagt er, der wegen Angst- und Panikzuständen Psychopharmaka nimmt. Der Prozess wird fortgesetzt.