Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ob es Baden-Baden wirklich gelingt, die Verluste aus dem Touristengeschäft nachhaltig zu kompensieren, wird sich bald zeigen. Die anderen Gäste, deren Zustrom die Tourismuschefin, die Boutiquenbesitzer und Hotelbetreiber beschwören wie ein Mantra, sollen Araber sein. Man sehe wirklich viele von ihnen in der Stadt und auf den Parkplätzen der Kur- und Schönheitskliniken, sagt Renate Effern. „Aber die Araber kaufen anders ein als die Moskauer“. Wenn einem Russen Socken gefielen, besorge er sich auf der Stelle 20 Paar davon. Auch die russischen Trinkgelder seien legendär.

 

Von Trinkgeldern schweigt Thomas Schindler, der Direktor der Spielbank Baden-Baden. In den meterhohen historischen Räumen des Casinos tummeln sich an diesem Nachmittag nur ein paar Gäste der Generation 50 plus. Das Glücksspielgeschäft beruht auf Diskretion, nur so viel will der Chef verraten, dass die Russen unter den gut 200 000 Besuchern jährlich „ein wichtiger Faktor“ seien. Der Verlust sei schon spürbar. „Wir hoffen, dass sich das wieder einrenkt.“ Die meisten Spieler kämen jedoch aus Deutschland, man habe zum Ende des Jahres das Niveau zum Vorjahr halten können.

„So ein Casino funktioniert wie ein Kreuzfahrtdampfer“

Die wichtigsten Croupiers des Hauses sprechen fließend russisch, das hat Tradition. Im goldgetäfelten, mit großformatigen Wandbildern geschmückten Florentiner Saal des Casinos, wo heute die Spieltische stehen, hing im vorigen Jahrhundert eine riesige Muschel unter der Decke. In ihr wurde bei festlichen Anlässen ein kleines Orchester heruntergelassen und spielte zur Erheiterung der betuchten Gäste zum Tanz auf. Schon immer war Baden-Baden ein Ort jenseits des Alltags gewesen.

Das müsse unter allen Umständen so bleiben, sagt Direktor Schindler, das sei die Zukunft der Spielbank. Vor kurzem ist ein neuer, durchgestylter Nachtklub angebaut worden, in dem am Wochenende internationale DJ’s Platten auflegen. „So ein Casino funktioniert wie ein Kreuzfahrtdampfer. Es muss alles da sein und funktionieren.“

Russische, polnische und rumänische Lebensmittel

Ein wenig außerhalb des Zentrums, in der Lichtentaler Straße, nahe der russisch-orthodoxen Kirche, sucht Anna Heidt einen anderen Zugang zur russischen Kundschaft. Sie spricht Grundbedürfnisse an. Mitte Dezember hat die 31-Jährige zusammen mit einer Geschäftspartnerin einen Supermarkt eröffnet, der ausschließlich russische, polnische und rumänische Lebensmittel anbietet. Die Automobilkauffrau hofft auf das Interesse Tausender in Baden-Baden lebender russischstämmiger Einwohner, kalkuliert aber auch das Touristengeschäft ein. „Was gegessen wird, ist schon immer gelaufen“, sagt sie.

Am Vormittag hat sie eine Führung mit einer Gruppe russischer Reiseveranstalter beendet. Der Optimismus auf weitere gute Geschäfte sei ungebrochen, erzählt sie. Und doch sei diesmal etwas anders gewesen. Zum ersten Mal hätten sich die Gäste nach einem Lebensmittelgeschäft vor Ort erkundigt, um vor ihrer Rückreise einzukaufen. Immer mehr westliche Markenartikel seien in Moskau nicht mehr erhältlich.

Araber kaufen anders ein als Moskauer

Ob es Baden-Baden wirklich gelingt, die Verluste aus dem Touristengeschäft nachhaltig zu kompensieren, wird sich bald zeigen. Die anderen Gäste, deren Zustrom die Tourismuschefin, die Boutiquenbesitzer und Hotelbetreiber beschwören wie ein Mantra, sollen Araber sein. Man sehe wirklich viele von ihnen in der Stadt und auf den Parkplätzen der Kur- und Schönheitskliniken, sagt Renate Effern. „Aber die Araber kaufen anders ein als die Moskauer“. Wenn einem Russen Socken gefielen, besorge er sich auf der Stelle 20 Paar davon. Auch die russischen Trinkgelder seien legendär.

Von Trinkgeldern schweigt Thomas Schindler, der Direktor der Spielbank Baden-Baden. In den meterhohen historischen Räumen des Casinos tummeln sich an diesem Nachmittag nur ein paar Gäste der Generation 50 plus. Das Glücksspielgeschäft beruht auf Diskretion, nur so viel will der Chef verraten, dass die Russen unter den gut 200 000 Besuchern jährlich „ein wichtiger Faktor“ seien. Der Verlust sei schon spürbar. „Wir hoffen, dass sich das wieder einrenkt.“ Die meisten Spieler kämen jedoch aus Deutschland, man habe zum Ende des Jahres das Niveau zum Vorjahr halten können.

„So ein Casino funktioniert wie ein Kreuzfahrtdampfer“

Die wichtigsten Croupiers des Hauses sprechen fließend russisch, das hat Tradition. Im goldgetäfelten, mit großformatigen Wandbildern geschmückten Florentiner Saal des Casinos, wo heute die Spieltische stehen, hing im vorigen Jahrhundert eine riesige Muschel unter der Decke. In ihr wurde bei festlichen Anlässen ein kleines Orchester heruntergelassen und spielte zur Erheiterung der betuchten Gäste zum Tanz auf. Schon immer war Baden-Baden ein Ort jenseits des Alltags gewesen.

Das müsse unter allen Umständen so bleiben, sagt Direktor Schindler, das sei die Zukunft der Spielbank. Vor kurzem ist ein neuer, durchgestylter Nachtklub angebaut worden, in dem am Wochenende internationale DJ’s Platten auflegen. „So ein Casino funktioniert wie ein Kreuzfahrtdampfer. Es muss alles da sein und funktionieren.“

Russische, polnische und rumänische Lebensmittel

Ein wenig außerhalb des Zentrums, in der Lichtentaler Straße, nahe der russisch-orthodoxen Kirche, sucht Anna Heidt einen anderen Zugang zur russischen Kundschaft. Sie spricht Grundbedürfnisse an. Mitte Dezember hat die 31-Jährige zusammen mit einer Geschäftspartnerin einen Supermarkt eröffnet, der ausschließlich russische, polnische und rumänische Lebensmittel anbietet. Die Automobilkauffrau hofft auf das Interesse Tausender in Baden-Baden lebender russischstämmiger Einwohner, kalkuliert aber auch das Touristengeschäft ein. „Was gegessen wird, ist schon immer gelaufen“, sagt sie.

Und wenn die Touristen auf unabsehbare Zeit nicht mehr kommen? Da lacht sie. „Das ist ein großes Risiko. Aber, wie man bei uns sagt: Wer nicht wagt, trinkt keinen Champagner.“ Noch ist Leben in Baden-Baden.