Viele Brücken im Land sind marode. Gründe dafür sind etwa der zunehmende Verkehr und das Alter der Bauwerke. Jetzt schlägt die Bauwirtschaft Alarm.

Stuttgart - Die Südwest-Bauwirtschaft hat ein Sonderprogramm zur Sanierung der Brücken gefordert. Es seien jährlich 60 Millionen Euro notwendig, um den schleichenden Verfall der Bauwerke zu stoppen, erklärte der Vizepräsident des Verbandes, Mathias Waggershauser, am Mittwoch in Stuttgart. Das Land halte sich im Gegensatz zum Bund beim Thema Brückensanierung auffallend zurück.

 

An Landesstraßen gibt es mehr als 3100 Brücken. 40 Prozent sind laut Verbandsangaben in einem so schlechten Zustand, dass sie dringend saniert werden müssten. „Der Beton bröckelt, der Stahl korrodiert und die Oberfläche bekommt Risse.“ Hauptursache für den raschen Verfall sei der stark angestiegene Schwerlastverkehr. Vor drei Jahren sollten nach Verbandsangaben noch 60 Millionen Euro für die Ertüchtigung und den Erhalt der Brücken an Landesstraßen bereitgestellt werden. Zwischenzeitlich sei nur noch von 30 Millionen Euro die Rede.

Sparen am Unterbau

Das Verkehrministerium zweifelte die von der Bauwirtschaft vorgelegten Zahlen zum Zustand der Brücken an. Lediglich zehn Prozent seien in einem schlechten Bauwerkszustand. „Dies heißt jedoch nicht, dass diese Brücken einsturzgefährdet sind.“ Die Erhaltung der Infrastruktur, also von Brücken, Tunneln und Straßen, sei in den letzten Jahren deutlich gestärkt worden und die notwendigen Ressourcen bereitgestellt. Die Erhaltung habe auch zukünftig Priorität, wobei insbesondere die Sanierung von Brücken einen Schwerpunkt darstelle. „Um einen Sanierungsstau zu vermeiden, ist ein dauerhaft hoher Mitteleinsatz nötig.“

Der Verbandsvize verlangte generell mehr Mittel für die Unterhaltung der Straßen. Wenn es zur Sanierung komme, werde oftmals nur die oberste Deckschicht gerichtet und am Unterbau gespart. Seit 2011 mit Amtsantritt von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sind die Erhaltungsmittel den Angaben zufolge stetig gestiegen: an Landesstraßen von 85 Millionen Euro (2011) auf 120 Millionen Euro (2015) und an Bundesstraßen von 198 Millionen Euro (2011) auf 353 Millionen Euro (2015). Rund 22 Millionen Euro dieser Investitionen seien 2015 an Landesstraßen in die Brücken geflossen. An Bundesstraßen waren es 2015 rund ein Viertel der Investitionen, teilte das Verkehrsministerium weiter mit.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte: „Es zeigt sich schon heute, dass Grün-Schwarz die Anforderungen an den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg nicht erfüllt. Insbesondere das Verhalten der CDU ist inakzeptabel.“ Generell profitiert die Branche von einer regen Bautätigkeit im Land. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 8,7 Prozent auf 6,23 Milliarden Euro an. So legten vor allem der Wohnungsbau und auch die Ausgaben der öffentlichen Hand für Bauvorhaben kräftig zu. Aktuell sind im Bauhauptgewerbe rund 95.000 Menschen beschäftigt.