Der baden-württembergische Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) appelliert an Bundesministerin Ilse Aigner (CSU). Der Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat zur Reifebeschleunigung vor der Ernte soll in der Landwirtschaft ebenso verboten werden wie der Einsatz in Hausgärten.

Stuttgart - Der baden-württembergische Agrarminister Bonde (Grüne) setzt sich für ein Verbot des Totalherbizids Glyphosat für bestimmte Bereiche auf Bundesebene ein. Mit einem Schreiben macht Bonde die zuständige Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) auf die Dringlichkeit dieses Anliegens zum Schutz der Verbraucher aufmerksam. Österreich habe bereits ein sofortiges Verbot beschlossen. „Es ist dringend an der Zeit, dass auch Deutschland bei der Zulassung von Glyphosat dem Umweltschutz und dem vorbeugenden Verbraucherschutz stärker Rechnung trägt“, heißt es in dem Schreiben.

 

Verboten werden soll der Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels zur Reifebeschleunigung vor der Ernte in der Landwirtschaft, sofern das Erntegut, beispielsweise Weizen, für Lebens- und Futtermittelzwecke bestimmt ist. Zudem hält Bonde die Anwendung im privaten Bereich, also im Haus- und Kleingartenbereich, für nicht mehr verantwortbar.

Glyphosat ist der Kassenschlager unter den Unkrautvernichtungsmitteln. Es wirkt gegen alle Pflanzen und wird deshalb auch in der Landwirtschaft eingesetzt, um noch grüne Getreidehalme abzutöten, Nachzügler etwa und solche an Randstreifen, wo Unkraut die Reife verzögert. Aufgrund dieser Sikkation, so heißt die umstrittene Methode, wird die Reife beschleunigt, die Ernte kann trockener eingefahren werden – was Arbeitszeit und Kosten für eine Nachtrocknung spart.

BUND-Studie weist Pestizid im Urin nach

Wenn Glyphosat als Helfer bei der Getreideernte eingesetzt wird, bestehe die erhöhte Gefahr, dass Rückstände im Lebensmittel bleiben. Bonde verweist auf eine neue Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Demnach sei in Urinproben aus 18 europäischen Ländern Glyphosat nachgewiesen worden. Die gefundenen Mengen seien zwar nicht akut gesundheitsgefährdend, allerdings zeige die Studie, dass dieses Pestizid „in ganz Europa zur Grundbelastung beim Menschen beiträgt“, erläutert Bonde.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält die Ergebnisse der Studie „für plausibel“. Die Bundesbehörden hätten beim Thema Glyphosat und Risikobewertung „eine besondere Verantwortung“, betont Bonde. Deutschland ist im Auftrag der EU Berichterstatter bei der routinemäßigen Wiederzulassung des Mittels.

Verbot auch für Hausgärten gefordert

Glyphosat-Rückstände in Oberflächengewässern deuten darauf hin, dass Hobbygärtner das Mittel unsachgemäß auf Gartenwegen und befestigten Plätzen anwenden. Deshalb solle der Einsatz auch in Hausgärten verboten werden, sagt der Minister. Der Nabu Baden-Württemberg setzt sich ebenfalls für ein Verbot ein. Die Verbraucher sollten Druck machen – und kein mit Gift behandeltes Getreide kaufen.