Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Tiefpunkt –
Deutschland habe verlernt ein Gründerland zu sein, so lautet die Klage des Bundesverbands Deutsche Startups, der Interessenvertretung der IT-Gründer. Die Walldorfer Softwarefirma SAP sei das einzige Dax-Unternehmen, dessen Gründer noch lebten. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes untermauern diese Klage: Im Jahr 2012 war die Zahl der durch Gründer geschaffenen Arbeitsplätze mit 383 000 so niedrig wie seit 2005 nicht mehr. Einziger Lichtblick war der IT-Sektor. Im Jahr 2011 beispielsweise lag laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim die Zahl der Gründungen mit 8000 um ein Drittel über dem Durchschnitt seit Mitte der neunziger Jahre.

 

IT-Hochburgen
– Die führenden Gründerregionen für die IT-Branche in Deutschland waren laut der vom Branchenverband Bitkom in Auftrag gegebenen Studie des ZEW in den Jahren 2008 bis 2011 München und Berlin. Auch wenn die deutsche Hauptstadt statistisch nur auf Platz zwei liegt, ist die dort in den vergangenen fünf Jahren gewachsene Struktur für Gründer in Deutschland eine Besonderheit. Während in Bayern viele Fördergelder fließen, ist die Berliner Szene organisch entstanden – und wurde erst danach von der Politik entdeckt. Baden-württembergische Metropolen schaffen es nicht in die Spitzengruppe. Frankfurt, Hambur g und Köln/Düsseldorf liegen bei IT-Gründungen vor Stuttgart, Karlsruhe oder Heidelberg.

Hürden
– Was der deutschen IT-Gründerszene fehlt, ist vor allem der Zugang zum nötigen Kapital. Während Politiker und Wirtschaftsförderer in den meisten Bundesländern die IT-Startups inzwischen entdeckt haben, fehlen immer noch die etwa in den USA selbstverständlichen Kapitalgeber, welche die heikle Startphase finanzieren. Zwar gelang es der sich zurzeit besser organisierenden Gründerlobby Ende Februar ein Gesetz zu stoppen, das solche Investitionen steuerlich unattraktiv gemacht hätte. Doch das komplizierte deutsche Insolvenzrecht, das einen Neustart nach Misserfolgen erschwert, gilt immer noch als Hürde. Auch die relativ gute Lage auf dem Arbeitsmarkt lässt viele vor dem Risiko einer Gründung zurückschrecken.