Griechenland tut sich aufgrund der eigenen Not schwer mit den Hilfe suchenden Flüchtlingen. Eine junge Frau aus Baden will daran etwas ändern – mit wenigen Mitteln, aber viel Zuversicht. Mimi Hapig baut Werkstätten auf, sie gibt den Gestrandeten eine Perspektive.

Stuttgart - Als in Deutschland Angela Merkel im Sommer 2015 sagte, „wir schaffen das“, hatte sich Mimi Hapig bald darauf auf den Weg gemacht, um an der kroatischen Grenze Flüchtlingen die Hand zu reichen – aber auch ein bisschen Suppe, eine warme Decke oder ein Spielzeug für die Kinder. „Das war der erste Schritt“, sagt die 26-Jährige aus dem badischen Murg-Niederhof nahe der Schweizer Grenze. Den zweiten beschritt sie nur wenige Monate danach, als sie mit einer Gulaschkanone und der Hilfsorganisation Soup and Socks aus Heidelberg nach Athen gereist ist, um an Bedürftige – egal ob aus dem Aus- oder Inland – Suppe zu verteilen.

 

Schritt für Schritt, so sagt es Mimi Hapig selbst, seien sie immer weiter vorangekommen mit der Unterstützung für die Flüchtenden. So weit, dass Hapig die Rückkehr in ihr Leben zuvor erst einmal nicht geplant hat. Seit August hat sie ihren Lebensmittelpunkt nach Griechenland verlegt. Von dort, nahe dem Flüchtlingscamp Katsikas erzählt sie nun am Telefon von ihrer Arbeit mit den Menschen, die Griechenland erst nur als Durchgangsstation angesehen haben – und nun schon neun Monate in dem Lager leben. „Noch immer ohne eine richtige Perspektive zu haben“, so Hapig.

Von Provisorium zu Provisorium

Noch immer hausen hier Menschen, kochen weiterhin über offenem Feuer, nutzen unzumutbare Toiletten und Duschen. Immerhin: Aus den Zelten wurden inzwischen Container. „Aber sie müssen für alles Schlange stehen“, sagt Hapig. Für Essen, für Kleidung, für Medikamente. „Dabei könnten die Menschen weitaus besser untergebracht werden.“ Etwa in den Wohnungen, die in der nahe gelegenen Stadt Ioannina leerstehen würden oder in einem nahe gelegenen Kinderheim, das nicht mehr genutzt wird. „Es gab immer wieder Versprechungen seitens des griechischen Staates und der großen internationalen Organisationen, die Menschen umzusiedeln, doch das wurde nie eingehalten“, sagt Mimi Hapig. Wenigstens würden nun wetterfeste Container aufgestellt. Insgesamt habe man es versäumt, nachhaltig und langfristig zu planen. „Stattdessen schlittert man von einer improvisierten Lösung in die nächste.“

Trotz alledem – Mimi Hapig will bleiben. Suppe und Brot geben die Freiwilligen von Soup and Socks schon lange nicht mehr aus. Die mobile Küche gibt es nicht mehr. Stattdessen hat das Team mithilfe von Spenden Werkstätten errichtet, in denen jeder, der Lust und Wille hat, seine beruflichen Kompetenzen ausleben oder andere anlernen kann, denn in den Werkstätten, einem Projekt namens Habibi Works, arbeiten auch Fachkräfte aus Griechenland mit. Im Multimediabereich gibt es Video- oder Programmierkurse. Musiker haben die Möglichkeit zusammen zu spielen, Bäcker und Konditoren ihrem Handwerk nachzugehen. Selbst eine Metallwerkstatt und eine Schreinerei gibt es nahe dem Camp.

„Praktische Unterstützung geben, an den Orten, wo die europäische Politik sich weigert, Verantwortung für langfristige Lösungen zu übernehmen“, nennt das Mimi Hapig. Die Frage danach, wie lange dies gehen soll, beantwortet sie mit einem Lachen: „So lange wie nötig!“