Der HBW Balingen-Weilstetten war sportlich aus der Bundesliga abgestiegen. Am grünen Tisch kam er zurück – als 19. Verein. Das führte zu Problemen bei der Kaderzusammenstellung und auch bei der Terminplanung.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Balingen - Manchmal stößt selbst ein Lehrer an seine pädagogischen Grenzen. So wie Markus Gaugisch, der noch ein reduziertes Gymnasialdeputat besitzt, im Hauptjob allerdings Trainer des Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten ist. Während einer Klassenfahrt herrschte zuletzt ein striktes Handyverbot, das dann allerdings ausgerechnet Gaugisch aufheben musste, weil dringende sportliche Gespräche anstanden. Kein Wunder, schließlich ist der HBW in diesem Sommer das Kunststück gelungen, gleich zweimal abzusteigen (sportlich und durch die nachträgliche Lizenzerteilung für den HSV) und zweimal wieder aufzusteigen: erst durch den Lizenzentzug für den HSV und dann später durch die erwirkte Einstweilige Verfügung des Landgerichts Dortmund, weshalb die Bundesliga nun auf 19 Mannschaften aufgestockt wurde.

 

Weil der Spielplan stand, wurde der HBW einfach zusätzlich ins Programm genommen, wie es gerade passte. Das führt zu recht unorthodoxen Ansetzungen, zum Beispiel zu vier Heimspielen in zehn Tagen Anfang September, „was natürlich sehr schwierig ist“, wie Gaugisch einräumt. Doch als Nachrücker am grünen Tisch darf man eben keine Ansprüche stellen – auch wenn es wieder um den Klassenverbleib geht. „Wenn wir den schaffen, haben wir Großes geleistet“, sagt Gaugisch vor dem ersten Spiel am Dienstag in Melsungen mit dem Zusatz: „Unter diesen Bedingungen.“ Damit meint er nicht nur den Terminkalender, sondern auch die erschwerte Zusammenstellung des Kaders, nachdem der Verein bis 1. Juli nicht wusste, in welcher Liga er spielt: eins oder zwei. Also musste das Team zweigleisig zusammengestellt werden, heraus kamen acht Neuzugänge.

Ein Umbruch, hoffentlich kein Einbruch. „Ich bin zufrieden, wie die Mannschaft jetzt steht“, sagt Gaugisch, auch wenn die Vorbereitung wie so oft nicht optimal verlief. Der Spielmacher Felix König verpasste sie kompett, Olivier Nyokas teilweise, „so dass wir im taktischen Bereich noch etwas aufholen müssen“, wie der Trainer zugibt. Dennoch sagt der Präsident Arne Stumpp. „Es mag vermessen klingen, aber ich schätze uns etwas stärker ein als im Vorjahr.“

Ein Linkshänder im Rückraum ist schwer zu finden

Zur Erinnerung: da hatten die Verantwortlichen vom stärksten HBW-Kader aller Zeiten gesprochen. Diesmal setzen sie auf dem Teamgeist, der zu stimmen scheint, wenn man dem Kabinenfunk glauben darf, zum Beispiel dem Franzosen Yann Polydore: „Mannschaft und Trainer haben mir bei der Integration sehr geholfen“, auch wenn die Sprachprobleme und Nationenvielfalt das nicht ganz einfach machen. So setzt der HBW neben zwei Franzosen auf eine zumindest politisch brisante Kombination aus Kroaten und Serben im Tor, doch Markus Gaugisch sagt zu dem zuletzt angeschlagenen Duo Matej Asanin und Radivoje Ristanovic: „Die ergänzen sich prima, jung und alt.“

Wobei auch die zweite Mannschaft ihren Teil dazu beiträgt, der zum Beispiel der dritte Torwart Karim Ketelaer entsprungen ist. Deshalb war der Verein stets stolz auf das Nachwuchszertifikat der HBL, die neue Variante mit Stern macht den HBW-II-Coach Eckard Nothdurft aber ratlos. „Wir brauchen jetzt einen hauptamtlichen Koordinator und Trainer für je 24 000 Euro Jahresverdienst. Wie soll das gehen?“ Wo doch der Etat bisher nur 45 000 Euro betrug, der gesamte zwischen 2,5 und drei Millionen Euro liegt.

Und ein Linkshänder im Rückraum ist in den eigenen Reihen auch nur schwer zu finden. Nachdem es den Neuzugang Gianluca Lima aus privaten Gründen zurück in die Schweiz zog, „versuchen wir da nachzulegen“, sagt Stumpp. Womit das Handyverbot wohl noch ab und zu aufgehoben wird.