Birgit Keil wehrt sich allerdings dagegen, auf das klassische Ballett als Schwerpunkt ihres Spielplankonzepts festgelegt zu werden. „Es ist ein großes, wunderschönes Repertoire mit bedeutenden Werken, aber eben auch – und das ist für die Entwicklung des Ensembles besonders wichtig – neuen Kreationen“, sagt sie. Was jedoch das Niveau des Ensembles angeht, da setzt für Keil die Ballett-Tradition die Maßstäbe: „Die klassischen Werke entscheiden über die Qualität einer Kompanie, daran kann sie sich messen und ist mit anderen Ensembles vergleichbar, was bei neuen Kreationen nicht der Fall ist.“

 

Dass die tänzerische Leistung der ehemaligen Ballerina wichtig ist, merkt man der Karlsruher Kompanie an. Das zu Beginn von Keils Ballettdirektion zu einem großen Teil aus aufstrebenden Nachwuchstalenten zusammengesetzte, damals bereits ausgezeichnete Ensemble hat sein Niveau noch gesteigert. Trotz einiger Wechsel ist die Kontinuität im Ensemble groß. Genauso jedoch bekommt der Nachwuchs eine Chance, sei es bei Rollenbesetzungen oder im Ballettstudio des Badischen Staatstheaters, wo die Tanzstudenten Bühnenpraxis sammeln können.

„Die Förderung junger Nachwuchstalente liegt mir sehr am Herzen“, sagt die Ballettchefin. Schließlich ist sie auch Pädagogin, leitet seit nunmehr fünfzehn Jahren die Akademie des Tanzes Mannheim und hat außerdem ihre private Tanzstiftung ins Leben gerufen. Davon profitiert auch die Karlsruher Kompanie. Mehr als die Hälfte des Ensembles wurde in Mannheim ausgebildet. Und ist einmal rollenreiches Stück wie etwa „Giselle“ nicht allein mit Ensemblemitgliedern zu besetzen, dann kommen eben die Studierenden im Corps de ballet zum Einsatz. So ist es der verhältnismäßig kleinen Kompanie möglich, auch groß besetzte Werke zu zeigen. Dass die eine oder andere Wunschproduktion dennoch nicht realisiert werden kann, liegt an der Finanzierung. „Es ist oft eine Kostenfrage, wir sind kein Haus, das mit einem sehr großen Etat arbeiten kann, aber das sollte nicht die Qualität schmälern“, findet die Direktorin.

Ein Kind der Cranko-Schule

Betrachtet man die Breite des Karlsruher Repertoires sowie manchen Choreografennamen, dann liegt natürlich der Gedanke an das Stuttgarter Ballett nah. Birgit Keil betont selbst, wie sehr ihre Zeit als Tänzerin dort sie geprägt hat: „Ich bin ein Kind der Stuttgarter Schule von John Cranko, was ich dort erlebt und an Förderung und Zuwendung erfahren habe, das habe ich als mein Kapital mitgenommen. Das fließt in meine Arbeit und in meine Einstellung zum Tanz ein.“ Auch in Bezug auf ihre konzeptionelle Basis kommt das zum Tragen: „Die Vielseitigkeit in der Gestaltung, die uns in Stuttgart ermöglicht wurde, ist heute noch wegweisend.“

Ein anderes von Keil gefördertes Choreografentalent, das früh eine größere Aufgabe bekam, ist Tim Plegge. Dessen wunderbare, eigenwillige Umsetzung des Kinder- und Jugendromans „Momo“ (uraufgeführt 2012) bringt eine erfrischend originelle und andere Note in die im Großen und Ganzen doch an der klassischen Linie und Eleganz orientierte Auffassung und die tendenziell eher traditionellen Erzählweisen der Stücke im Karlsruher Repertoire, für die als Beispiel Christopher Wheeldons hochästhetische, aber auch nicht aufregend neue Sichtweise auf „Schwanensee“ genannt sei.

Die Tanztradition setzt den Maßstab

Birgit Keil wehrt sich allerdings dagegen, auf das klassische Ballett als Schwerpunkt ihres Spielplankonzepts festgelegt zu werden. „Es ist ein großes, wunderschönes Repertoire mit bedeutenden Werken, aber eben auch – und das ist für die Entwicklung des Ensembles besonders wichtig – neuen Kreationen“, sagt sie. Was jedoch das Niveau des Ensembles angeht, da setzt für Keil die Ballett-Tradition die Maßstäbe: „Die klassischen Werke entscheiden über die Qualität einer Kompanie, daran kann sie sich messen und ist mit anderen Ensembles vergleichbar, was bei neuen Kreationen nicht der Fall ist.“

Dass die tänzerische Leistung der ehemaligen Ballerina wichtig ist, merkt man der Karlsruher Kompanie an. Das zu Beginn von Keils Ballettdirektion zu einem großen Teil aus aufstrebenden Nachwuchstalenten zusammengesetzte, damals bereits ausgezeichnete Ensemble hat sein Niveau noch gesteigert. Trotz einiger Wechsel ist die Kontinuität im Ensemble groß. Genauso jedoch bekommt der Nachwuchs eine Chance, sei es bei Rollenbesetzungen oder im Ballettstudio des Badischen Staatstheaters, wo die Tanzstudenten Bühnenpraxis sammeln können.

„Die Förderung junger Nachwuchstalente liegt mir sehr am Herzen“, sagt die Ballettchefin. Schließlich ist sie auch Pädagogin, leitet seit nunmehr fünfzehn Jahren die Akademie des Tanzes Mannheim und hat außerdem ihre private Tanzstiftung ins Leben gerufen. Davon profitiert auch die Karlsruher Kompanie. Mehr als die Hälfte des Ensembles wurde in Mannheim ausgebildet. Und ist einmal rollenreiches Stück wie etwa „Giselle“ nicht allein mit Ensemblemitgliedern zu besetzen, dann kommen eben die Studierenden im Corps de ballet zum Einsatz. So ist es der verhältnismäßig kleinen Kompanie möglich, auch groß besetzte Werke zu zeigen. Dass die eine oder andere Wunschproduktion dennoch nicht realisiert werden kann, liegt an der Finanzierung. „Es ist oft eine Kostenfrage, wir sind kein Haus, das mit einem sehr großen Etat arbeiten kann, aber das sollte nicht die Qualität schmälern“, findet die Direktorin.

Ein Kind der Cranko-Schule

Betrachtet man die Breite des Karlsruher Repertoires sowie manchen Choreografennamen, dann liegt natürlich der Gedanke an das Stuttgarter Ballett nah. Birgit Keil betont selbst, wie sehr ihre Zeit als Tänzerin dort sie geprägt hat: „Ich bin ein Kind der Stuttgarter Schule von John Cranko, was ich dort erlebt und an Förderung und Zuwendung erfahren habe, das habe ich als mein Kapital mitgenommen. Das fließt in meine Arbeit und in meine Einstellung zum Tanz ein.“ Auch in Bezug auf ihre konzeptionelle Basis kommt das zum Tragen: „Die Vielseitigkeit in der Gestaltung, die uns in Stuttgart ermöglicht wurde, ist heute noch wegweisend.“

Vergleiche ihrer Kompanie mit dem Stuttgarter Ballett weist Keil jedoch entschieden zurück. Dafür habe man gar nicht die entsprechenden Mittel und die Tradition. In der Tat hat das Karlsruher Ballett trotz mancher Parallelen zu Stuttgart seine eigene programmatische Linie. So zeigt man beispielsweise statt Crankos „Romeo und Julia“ die Version von Kenneth MacMillan. Die Liste der in Karlsruhe tätigen Choreografen umfasst jede Menge Tanzschöpfer, die man nicht aus Stuttgart kennt. Der „Karlsruher Weg“ ist eben mehr als ein Name, sondern manifestiert sich im unverwechselbaren Profil der Kompanie.