Ist die Jugend von heute unpolitisch? Nein, sagt Baran Kücük. Welche Probleme es trotzdem gibt, wenn es darum geht, die Jugendlichen mehr zu beteiligen, erklärt der Vorsitzende der Filder-Jusos im Interview.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Die Filder-Jusos haben sich die Dialogreihe „Gestalte dein Stuttgart“ ausgedacht. Dabei geht es auch um die Beteiligung Jugendlicher an der Politik. Was sich daran verbessern ließe, erklärt der 19-jährige Vorsitzende der Filder-Jusos, Baran Kücük aus dem Steckfeld.

 
Baran Kücük, Sie wollen junge Leute motivieren, sich mehr ins politische Geschehen einzubringen. Ist die Jugend von heute unpolitisch?
Das würde ich nicht sagen. Ein gutes Beispiel ist unser Jugendrat in Stuttgart, der schon viele Projekte durchgesetzt hat wie das ganztägige netzweite Schulticket.
Wir haben Pressemitteilungen herausgegeben mit der Bitte, dass möglichst viele Jugendliche kandidieren. Darüber hinaus haben wir Jugendliche in unserer Umgebung angesprochen. Der Jugendrat kann die Stimme der Jugend sein. Woran kann es also liegen? Es kann daran liegen, dass Jugendliche wegziehen. Oder an der Altersgrenze. Bedenken muss man ebenfalls, dass viele Jugendliche in der Abitur-Phase sind, sodass sie die Zeit, die nötig wäre, nicht aufwenden können.
Wie viel können Jugendräte denn wirklich bewegen, wie ernst werden sie genommen?
Ich glaube, dass der aktuelle Jugendrat schon ernstgenommen wird, aber man sollte trotzdem daran arbeiten, dass er mehr Rechte bekommt. Dass er beispielsweise ein direktes Antragsrecht bekommt oder dass er bei jugendrelevanten Themen immer angehört wird. Die Landesregierung hat hier die Neufassung der Gemeindeordnung bereits vorgelegt. Und im Gemeinschaftskundeunterricht kommt die Kommunalpolitik viel zu kurz. Wir fordern, dass sich das ändert, weil man in der Kommunalpolitik unmittelbar Änderungen bewirken kann. Wichtig ist auch, dass man den Jugendrat mit mehr finanziellen Mitteln ausstattet, damit er größere Projekte durchsetzen kann.
Auf den Tagesordnungen der Jugendräte stehen oft Partyplanung oder Grillfest. Wie politisch ist das Gremium tatsächlich?
Man muss Jugendliche mit Spaß begeistern, für politische Inhalte einzutreten. Bei diesen Veranstaltungen kommen die Jugendräte in Kontakt mit anderen Jugendlichen. Ich denke, dass ist kein Widerspruch.
Wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren?
Relativ früh, so mit 15.
Ist Politik anstrengend? Ein Zeitfresser?
Ich muss viel Zeit aufwenden, es gibt auch Konflikte zwischen Schule und Politik. Politik kann anstrengend sein, ist aber mein Hobby, in Hobbys kann man viel Zeit investieren, ohne dass es anstrengend wird.
Das Gespräch führte Judith A. Sägesser.