Kultur: Adrienne Braun (adr)

So gelingt es dem Mannheimer Kuratorenteam, Kunst und Kulturgeschichte zu verknüpfen, harte Wissenschaft und Schöngeistiges in einen Dialog zu bringen, Zusammenhänge zwischen der großen, weiten Welt und dem Südwesten als auch Bezüge zur Gegenwart herzustellen. Wie beiläufig wurde zwischen die alten Schätze auch zeitgenössische Kunst gemogelt – etwa Ori Gershts Videoarbeit „Granatapfel“ (2006), ein gefilmtes Stillleben, bei dem ein Granatapfel durchschossen wird und die blutigroten Kerne in Slowmotion über das Arrangement rieseln. Auch auf der Fotografie von Andrzej Maciejewski ist ein Stillleben zu sehen, die kleinen Aufkleber auf Kiwi, Ananas und Granatapfel verraten, dass es aus der Gegenwart stammt, in der sich der Welthandel am Etikett ablesen lässt.

 

Bei der Schwangeren aus Elfenbein lässt sich der Darm herausnehmen

So liefert diese Ausstellung einen detaillierten und differenzierten Blick auf das Barock und überrascht dabei immer wieder mit ungewöhnlichen Stücke – wie das Souvenir, das Pilger damals heimbrachten: das Modell der Grabeskirche in Jerusalem aus Rosenholz, Perlmutt und Bein. Bemerkenswert ist auch der kleine „Christus Anatomicus“ aus dem 18.Jahrhundert, dessen Bauchdecke man anheben kann, um Innereien und Herzwunde zu studieren. Bei einer kleinen Schwangeren aus Elfenbein von 1725/1775 lässt sich sogar der winzige Darm separat herausnehmen.

Hugenotten, die in diesen Zeiten der konfessionellen Auseinandersetzungen ihren protestantischen Glauben verbergen mussten, versteckten Bibel und Psalmbücher in einem speziellen Versteckspiegel. Und Mädchen, die den Herren signalisieren wollten, dass sie einem Abenteuer nicht abgeneigt sind, klebten sich „Mouches“ auf die Wange, Pflaster aus Samt oder Seide in Form von Sternen, Herzen oder Fliegen.

Aber wie hielt man es im Barock nun tatsächlich mit dem Waschen? Es stimmt, dass man sich vom Wasser fernhielt, aber nicht, weil man unreinlich war, sondern im Gegenteil fürchtete, dass durch das Wasser Krankheitserregerin die Haut eindringen könnten. Auf Sauberkeit achtete man sehr wohl. Penibel wurde der Körper abgerieben mit Tüchern, die Hemden mussten makellos rein sein. Und in der Perücke trug man unauffällig ein kleines Röhrchen aus Elfenbein, das mit Honig ausgestrichen und mit einem in Blut getunkten Wattebausch gefüllt wurde – als Flohfalle.

So gelingt es dem Mannheimer Kuratorenteam, Kunst und Kulturgeschichte zu verknüpfen, harte Wissenschaft und Schöngeistiges in einen Dialog zu bringen, Zusammenhänge zwischen der großen, weiten Welt und dem Südwesten als auch Bezüge zur Gegenwart herzustellen. Wie beiläufig wurde zwischen die alten Schätze auch zeitgenössische Kunst gemogelt – etwa Ori Gershts Videoarbeit „Granatapfel“ (2006), ein gefilmtes Stillleben, bei dem ein Granatapfel durchschossen wird und die blutigroten Kerne in Slowmotion über das Arrangement rieseln. Auch auf der Fotografie von Andrzej Maciejewski ist ein Stillleben zu sehen, die kleinen Aufkleber auf Kiwi, Ananas und Granatapfel verraten, dass es aus der Gegenwart stammt, in der sich der Welthandel am Etikett ablesen lässt.

Bei der Schwangeren aus Elfenbein lässt sich der Darm herausnehmen

So liefert diese Ausstellung einen detaillierten und differenzierten Blick auf das Barock und überrascht dabei immer wieder mit ungewöhnlichen Stücke – wie das Souvenir, das Pilger damals heimbrachten: das Modell der Grabeskirche in Jerusalem aus Rosenholz, Perlmutt und Bein. Bemerkenswert ist auch der kleine „Christus Anatomicus“ aus dem 18.Jahrhundert, dessen Bauchdecke man anheben kann, um Innereien und Herzwunde zu studieren. Bei einer kleinen Schwangeren aus Elfenbein von 1725/1775 lässt sich sogar der winzige Darm separat herausnehmen.

Hugenotten, die in diesen Zeiten der konfessionellen Auseinandersetzungen ihren protestantischen Glauben verbergen mussten, versteckten Bibel und Psalmbücher in einem speziellen Versteckspiegel. Und Mädchen, die den Herren signalisieren wollten, dass sie einem Abenteuer nicht abgeneigt sind, klebten sich „Mouches“ auf die Wange, Pflaster aus Samt oder Seide in Form von Sternen, Herzen oder Fliegen.

Aber wie hielt man es im Barock nun tatsächlich mit dem Waschen? Es stimmt, dass man sich vom Wasser fernhielt, aber nicht, weil man unreinlich war, sondern im Gegenteil fürchtete, dass durch das Wasser Krankheitserregerin die Haut eindringen könnten. Auf Sauberkeit achtete man sehr wohl. Penibel wurde der Körper abgerieben mit Tüchern, die Hemden mussten makellos rein sein. Und in der Perücke trug man unauffällig ein kleines Röhrchen aus Elfenbein, das mit Honig ausgestrichen und mit einem in Blut getunkten Wattebausch gefüllt wurde – als Flohfalle.