Bei diesem Unterfangen kann er durchaus Geländegewinne verbuchen. In Donaueschingen entwickelt sich zwar kein wirklicher Dialog, aber da Fragen doch ausdrücklich erwünscht sind, nehmen sich viele Christdemokraten die Freiheit, und stellen welche. Der eine vermisst die ausreichende Würdigung der Religion im Vertragswerk, der nächste kommt auf die kalte Progression im Steuerrecht zu sprechen, und auch die Gesundheitsgefahren durch den Mobilfunk fehlen nicht. Es geht munter durcheinander. Mit der Zeit lassen sich aber Tendenzen herauslesen. Einige Wortmeldungen zeigen, dass es die klassischen Konservativen noch gibt: Dass der Ausbau der Kinderbetreuung zu weniger Kindern und nicht zu mehr Kindern führe, legt ein Fragesteller nahe. Ein anderer zeigt sich irritiert über die Erwähnung von Transsexuellen und Intersexuellen, deren Rechte die große Koalition stärken möchte. Auch die dauerhafte Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft für in Deutschland geborene Migrantenkinder schmeckt nicht jedem.

 

Auffallend ist die Zufriedenheit der Sozialpolitiker

Der CDU-Landeschef Strobl windet sich. Die SPD habe viel gefordert, Kompromisse ließen sich nicht umgehen. „Wir dürfen kein christdemokratisches Idealbild erwarten.“ Auffällig ist auch, dass sich die Sozialpolitiker der CDU wie etwa Christian Bäumler, der Chef der Sozialausschüsse, sehr zufrieden äußern. Anders einige Vertreter der Wirtschaft. Ein Mittelständler aus Freiburg klagt, übers Geldausgeben sei viel zu lesen im Vertrag. „Zum Geldverdienen im Sinne einer zukunftsweisenden Politik für den Mittelstand“ finde er aber wenig. Ein anderer kritisiert, dass die von der CDU als Erfolg gefeierte Mütterrente über die Sozialversicherung finanziert werde. Dies geschehe besser aus Steuermitteln, da es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handle. Dagegen wendet Finanzminister Schäuble ein: „Woher nehmen, wenn nicht stehlen?“ Schließlich habe man versprochen, die Steuern nicht zu erhöhen. Landeschef Strobl ist es ein Anliegen, einen Gruß an Ministerpräsident Winfried Kretschmann loszuwerden: Es werde keine Steuererhöhungen geben, „um den maroden Landeshaushalt zu sanieren“. Und wenn sich Grün-Rot an den zusätzlichen Mitteln für die Eingliederungshilfe für Behinderte vergreifen wolle, sage er nur: „Hände weg – das Geld ist für die Kommunen.“