Der Basketball-Bundesligist EnBW Ludwigsburg hat den Klassenerhalt geschafft – und eine turbulente Saison hinter sich.

Ludwigsburg - Das virtuelle Clubleben ist weiter als das reale. Auf der Homepage des Basketball-Bundesligisten EnBW Ludwigsburg wird der Nutzer bereits aufgefordert, sich die Dauerkarte für die nächste Saison zu sichern. Dabei ist die Runde der Schwaben erst am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen, der Klassenverbleib nur eine Woche früher gesichert worden. Für die Verantwortlichen ist die „nervenaufreibendste“ Spielzeit, wie sie der Manager Mario Probst bezeichnet, also noch nicht abgeschlossen.

 

Zu viel ist passiert. „Es gab Phasen, in denen alle über die Grenzen gegangen sind“, sagt Probst. Einige Wochen „mit schlaflosen Nächten“ werden ihm noch lange in Erinnerung bleiben. Die Ausfälle von Donatas Zavackas, Jerry Green, Mark Dorris oder John Bowler; Zavackas’ Wechsel nach Riga; die Blitztransfers von Anthony Fisher, Ermin Jazvin und Matt Howard; der Rückzug des Haupt- und Namenssponsors EnBW.

Alle haben zusammengehalten

Die Liste der Unwägbarkeiten der Saison 2011/12 ist noch länger. Doch beim Flügelspieler Howard wird die andere Seite einer solch verkorksten Spielzeit mit einem glücklichen Ende sichtbar. Eine Familie aus dem Vereinsumfeld bot dem US-Amerikaner spontan eine Wohnung an. „Das sind die kleinen Geschichten, die zeigen, dass alle im Verein sowie bei den Fans zusammengehalten haben und positiv geblieben sind“, sagt Probst. „Und sie hat dem enormen Druck standgehalten, schließlich geht es beim Abstiegskampf um Existenzen.“ Nun bleibt der Arena der Ankermieter, der Stadt das sportliche Aushängeschild und der Vereinsjugendarbeit der Leuchtturm erhalten.

Ludwigsburg atmet auf – und kann noch zwei Hoffnungen aus den vergangenen sieben Monaten mitnehmen: wenn die Stimmung in der Mannschaft in solch einer prekären Situation gut bleibt, dann gehen die Spieler meist gestärkt aus dem Abstiegskampf hervor. Zudem ist dieser auch für die Fans spannender als das Herumdümpeln im Tabellenniemandsland. Folglich lag der Zuschauerschnitt bei rund 3300, ein Anstieg von fast zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Kann die Lücke im Etat geschlossen werden?

Zufrieden mit dem Erreichten ist dennoch niemand, die Play-offs waren das heimliche Ziel. Eventuell spricht Probst nun mit Blick auf die Zukunft auch daher von einem „Underdog-Image“, das Ludwigsburg auszeichnen soll, schließlich „war die Erwartungshaltung in den vergangenen Jahren etwas zu groß“. Wie diese Underdog-Truppe aussehen wird? Die Verantwortlichen sind in Gesprächen mit dem Trainer Steven Key, dessen Vertrag ausgelaufen ist. Danach werde der Fokus auf die Spieler gelegt. Dorris würde zum Beispiel gerne bleiben, auch Jeff Greer gefällt es in Ludwigsburg. „Natürlich ist es das Ziel, einen Teil der Truppe zu halten“, sagt Probst.

Das wird davon abhängen, inwieweit die fehlenden 600 000 Euro der EnBW durch andere Sponsoren kompensiert werden können. Außerdem wirkt sich die verschärfte Ausländerregel auf den Kader aus, denn künftig dürfen nur noch sechs Nichtdeutsche auf dem Spielberichtsbogen stehen. Welche das sein werden, verkündet normalerweise dann die Homepage .