Ludwigsburger Basketballer verlieren zum dritten Mal zu Hause mit einem Punkt Unterschied. Jochums Mannschaft gab das Spiel im dritten Durchgang aus der Hand.

Ludwigsburg - Das Heimspiel hat sich erneut mit der letzten Aktion entschieden. Ludwigsburg unterliegt Bonn zu Hause mit einem Punkt. Jochums Mannschaft gab das Spiel nach der Pause aus der Hand.

 

Spielverlauf: Schon vor der Partie erreichte die Fans des Basketball-Bundesligisten EnBW Ludwigsburg eine erfreuliche Nachricht: der Spielmacher Jerry Green machte sich warm. Das war insofern verwunderlich, als dass der US-Amerikaner unter der Woche ein Training abbrechen musste.

Eine Sprunggelenksverletzung, die sein Mitwirken in den vergangenen beiden Partien verhinderte, bereitete ihm weiter Probleme. Auch der Club selbst ging laut einer Pressemitteilung davon aus, dass der Kapitän gegen die Telekom Baskets aus Bonn ebenfalls fehlen würde.

Der Ludwigsburger Trainer Markus Jochum, der jüngst die mangelhafte Verteidigungsarbeit und das wenig mannschaftliche Offensivspiel seiner Mannschaft kritisierte, brachte Green aber nicht von Beginn an. Mark Dorris, Alex Harris, Jeff Greer, Donatas Zavackas und John Bowler starteten vor 3107 Zuschauern.

Bowler spricht von "Schlüsselspiel"

Letzterer sprach vor der Partie gegen seine ehemaligen Kollegen von einem "Schlüsselspiel". Sportlich läuft es aktuell nicht nach Wunsch bei den Schwaben, auch die Diskussionen um den Hauptsponsor erleichtern das Arbeiten auf dem Parkett nicht.

Da kommen Ablenkungen gerade recht. Im Vorfeld des All-Star-Spiels im Janaur haben sich die Ludwigsburger Profis beispielsweise jüngst bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registrieren lassen, um für den guten Zweck zu werben.

Auf dem Parkett gegen Bonn warb dann Greer mit einem erfolgreichen Distanzwurf auf der Ludwigsburger Seite erstmals für sich (3:4). Dorris legte zur ersten Führung nach (5:4). Der Spielmacher, in den beiden vergangenen Partien bester Werfer in Jochums Team, erhöhte auf 12:6.

Ludwigsburg ist aus der Distanz erfolgreich

Im ersten Durchgang waren Greer und Co. besonders bei den Dreipunktewürfen erfolgreich (Treffer waren es im ersten Viertel), so versenkte der A-2-Nationalspieler Johannes Lischka seinen ersten Versuch (18:14), bevor Dorris nach einem Ballgewinn mit zwei weiteren Punkten Bonns Trainer Michael Koch zur ersten Auszeit veranlasste.

Die Heimmannschaft agierte in der Offensive gedankenschnell, clever und mutig, in der Verteidigung besonders bei den Rebounds aggressiv - und führte mit neun Punkten nach sieben Minuten (23:14).

Bonn verkürzte den Rückstand zwar noch, doch die schönste Aktion des Startdurchgangs hatte dann der Ludwigsburger Dorris, als er 14 Sekunden vor dem Ende den Bonner Talor Battle bei dessen Korbleger blockte und die Zuschauer erfreute. Mit acht Zählern führte er bis zu diesem Zeitpunkt  die clubinterne Trefferliste an.

McCray liegt in der Luft

Den zweiten Abschnitt  eröffnete Bonn mit vier Punkten, ehe Ludwigsburg ebenfalls mit vier Zählern antwortet. Greer traf per Dunking (33:27), die heimischen Anhänger jubelten, David McCray versenkte einen Offensivrebound in der Luft liegend im Korb.

Doch die Gäste aus Bonn blieben dran, besonders Benas Veikalas - zur Mitte des zweiten Viertels bereits 15 Punkte - bereitete Ludwigsburg Probleme, verkürzte auf 34:37. Der Fluss im Spiel von Jochums Mannschaft war ins Stocken geraten, seine Profis nahmen vermehrt auch knappe und schwierige Würfe, auch die Genauigkeit ging leicht verloren.

Sechs Versuche aus der Distanz verfehlten ihr Ziel, ehe Zavackas traf und Harris nachlegte (43:38). Doch auch Jared Jordan, der Spielmacher der Bonner, war gut aufgelegt, glich mit seinem Punkten zehn und elf aus (45:45). Der letzte Treffer gehörte dann aber der Heimmannschaft. Zavackas sorgte mit einem erfolgreichen Freiwurf für die Halbzeitführung.

Gummibärchen überbrücken technische Probleme

Die zweite Hälfte startete mit einer Verzögerung, weil die Technik für die Anzeige nicht funktionierte. Der Hallensprecher verteilte in der Zwischenzeit mit dem Ludwigsburger Maskottchen Lurchi Gummibärchen zur Erheiterung.

Schließlich ging es dann wieder los, und Harris sowie Zavackas trafen zum 50:47. Doch die Partie bleib gleich wieder ausgeglichen. Es folgten Punkte auf beiden Seiten. Jordan brachte dann die Gäste seit langem mal wieder in Führung (57:56), Lischka holte diese zurück.

Wenig später veranlasste ein Dunking von Bonns Tony Gaffney zur Dreipunkteführung der Gäste Jochum zu einer Auszeit. Der anschließende Angriff endete aber ohne Versuch, als die 24-Sekunde-Sirene erklang. Ludwigsburg musste nun aufpassen. Doch Greer fabrizierte den nächsten Ballverlust, Bonn vollendete einen 8:0-Lauf, Jochum nahm gleich die nächste Auszeit.

Greer übernimmt Verantwortung

Jetzt könnte ein Green Verantwortung übernehmen, doch es ging nicht, der Guard konnte nicht. Doch ein anderer Routinier erledigte das: Jeff Greer mit drei Punkten zum 61:65. Die Fans wuden wieder laut. Auch wenn Bonn nochmal punktete, Ludwigsburg war jetzt wieder wach. Es blieb eng nach drei Durchgängen (63:67).

Den Schlussabschnitt eröffneten McCray mit drei Punkten (66:67) und ein Ballverlust von Bonns Zvonko Buljan. Doch McCray machte in der Offensive einen Schrittfehler und vergab wenig später einen Korbleger - wurde dabei aber hart angegangen.

Das Spiel kam nun in seine entscheidende Phase, Bonn traf aus der Distanz, Ludwigsburg antwortete ebenfalls mit drei Punkten (69:75). Nachdem Harris einen Ballverlust fabrizierte sicherte die Ludwigsburger Defensive den Ball, Dorris spielte Zavackas schön frei: 71:75.

Der Lärm der Zuschauer wird lauter

Kurz Looby fing dann einen Pass von Battle ab, Zavackas wurde gefoult, traf einen Freiwurf. Bonns Jordan verlor im nächsten Angriff den Ball, Bowler punktete zweifach (74:75). Nach einem weiteren Ballgewinn von Harris traf dieser selbst zur erneuten Führung (76:75).

Den Ludwigsburger Lauf (7:0) stoppte Buljan. Doch Harris antwortete mit einem Distanztreffer (79:77). Der Lärm wurde lauter, und eine spannende Schlussphase bahnte sich an.

Jordan warf die Gäste wieder in Front, Bowler glich aus. 1:11 Minute vor dem Ende dann eine enge Situation: Bei einem Rebound hat auch Dorris seine Hand am Ball, die Scheidsrichter entscheiden auf Doppelfehler - und Ludwigsburg bekam den Ball, weil der Einwurfpfeil für das Heimteam anzeigte.

Vier Sekunden und der Ball fliegt

Greer traf im Angriff nach einem Foul beide Freiwürfe zum 83:82, musste danach mit fünf Fouls selbst das Parkett verlassen. Auf der anderen Seite war Chris Ensminger mit einem Korbleger erfolgreich. Vier Sekunden waren noch zu spielen, Ludwigsburg lag mit einem Punkt zurück, Jochum nahm eine Auszeit.

Dorris bekommt nach dem Einwurf den Ball, er zieht in die Zone, täuscht an, dass er am Bonner vorbeigeht, macht einen Schritt zurück, wirft und der Ball fliegt - gegen den Ring. Ludwigsburg verliert erneut ein Spiel in der letzten Sekunde.

Jerry Green griff letztlich doch nicht in das Geschehen ein, schon beim Aufwärmen für die zweite Hälfte saß er geknickt auf der Ersatzbank. Ihm und der Mannschaft war das jedoch bereits vor der Partie klar. Dennoch vermisst er den aktiven Basketball, und die Fans vermissen ihn. Am Donnerstag zu Hause gegen Phönix Hagen (20 Uhr) bietet sich für den Kapitän eine neue Möglichkeit.

Kommentar: Ludwigsburg startete gut in das Basketball-Bundesligaheimspiel gegen die Telekom Baskets aus Bonn. Hinten aggressiv und erfolgreich bei den Rebounds unter dem eigenen Korb, vorne effektiv - besonders aus der Distanz. Dementsprechend verdient war der zweischenzeitliche Neunpunktevorsprung.

Doch Bonn, mit einem sehr guten Saisonstart sowie einem anschließenden Leistungseinbruch angereist, blieben dran, bissen sich zurück. Ludwigsburg war in der Defensive nicht mehr so wach und traf in der Offensive nicht mehr so gut. Besonders die Bonner Veikalas und Jordan bekam Jochums Team nicht in den Griff. Folgerichtig war das Spiel zur Pause wieder ausgeglichen.

Im dritten Durchgang ließ die Konzentration der Ludwigsburger nach, Ballverluste, schlechte Würfe und eine gute, aggresive Bonner Verteidigung drehten das Siel zugunster der Gäste. ImSchlussviertel kam das Heimteam dann noch einmal eindrucksvoll zurück, bewies Kampfgeist und Moral, übernahm wieder die Führung.

In der Schlussphase ging es dann wieder hin und her, Bonn führte letztlich vier Sekunden vor dem Ende mit einem Punkt - und Ludwigsburg hatte abermals das Pech des letzten Versuchs, der scheiterte. Unter dem Strich gab Jochums Mannschaft das Spiel im dritten Durchgang aus der Hand, hätte aber aufgrund der Aufholjagd im Schlussviertel einen Sieg verdient gehabt.

EnBW Ludwigsburg: Greer (27:56 Minuten/15 Punkte/0 Rebounds/4 Assists/0 Ballgewinne/1 Ballverlust/0 Blocks), Zavackas (31:04/15/6/2/0/0/0), Harris (27:58/13/3/4/2/2/0), Lischka (21:56/11/3/0/1/0/0), Dorris (34:20/10/2/7/2/5/1), Bowler (24:25/10/4/0/0/1/0), McCray (15:20/5/1/1/0/2/0),  Looby (15:35/2/5/0/1/1/2), Koch (1:26/2/0/0/0/0/0), Green, Bekteshi, Maier (alle nicht eingesetzt).

Telekom Baskets Bonn: Jordan (30:00/24/3/5/2/4/0), Veikalas (32:48/17/1/2/0/0/0), Gaffney (30:56/11/4/5/1/0/4), Battle (17:47/11/1/2/1/1/0), Buljan (22:49/8/7/2/1/4/0), Serapinas (25:06/7/2/1/3/0/0), Ensminger (26:57/6/4/0/1/1/0), Mangold (6:50/0/0/0/0/0/0), Thülig (6:36/0/0/0/0/0/0), Hain (0:11/0/0/0/0/0/0), Wohlfarth-Bottermann (nicht engesetzt).

Schiedsrichter: Rodriguez, Simonov, Streit.

Zuschauer: 3107.

Stimmen:

Jochum - "Wenn man zu Hause 84 Punkte gegen sich bekommt, dann ist das in der Verteidigung zu wenig. Wir müssen derzeit mit vielen Dingen kämpfen, wie Verletzungen und knappe Niederlagen. Das verarbeitet man nicht in einer Nacht, aber jetzt müssen positiv auf das nächste Spiel blicken - und das ist ein Muss."

Koch - "Glückwunsch an meine Mannschaft. Sie hat nach fünf Niederlagen in Serie und einem schwachen Beginn weiter an sich geglaubt. Am Ende war es ein glücklicher Sieg."