Das war nichts: Ludwigsburgs Bundesliga-Basketballer verloren gegen Bayern München 71:100. Dabei störte den Trainer vor allem die fehlende Einstellung einiger Spieler.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Als Mitte des zweiten Viertels Münchens Nihad Dedovic genau vor der Bayern-Bank einen Drei-Punkte-Wurf versenkte, sprangen sämtliche Ersatzspieler auf und rissen die vor ihnen platzierte Werbebande gleich mit ein. Was zur Folge hatte, dass die Leuchtreklame erst einmal ihren Geist aufgab. Irgendwie übertrug sich der Blackout aufs Spiel – der Ludwigsburger. Bei denen war plötzlich die Spannung weg. Denn bis zum 31:36 konnten die MHP Riesen in diesem vermeintlichen Spitzenspiel noch einigermaßen mithalten, dann wurde es beim 71:100 einseitige Angelegenheit. Oder, wie der Trainer John Patrick sagte, „etwas peinlich“.

 

Es reiche nicht, wenn nur vier, fünf Mann so ein Spiel annehmen. Als da waren Kerron Jonson, Royce O’Neale, Brad Loesing noch und wie gewohnt Jon Brockmann, auch wenn der oft allein gelassen wurde und sich so nur einen Offensivrebound schnappen konnte, wie der Gästecoach Svetislav Pesic stolz anmerkte. Weil er in dieser Wertung nicht nur einer der Besten der Liga sei, „sondern in Europa“. Pesic war gut drauf, von Rücktrittsgedanken jedenfalls keine Spur mehr. Wobei: „Als Trainer weiß man immer nur, wenn man anfängt, aber nie wann man aufhört.“ Nun ja, sein Kollege Patrick steht nach dem dritten Play-off-Einzug nicht zur Diskussion.

Jason Boone macht mehr Fouls als Punkte

Die Einstellung seiner Mannschaft umso mehr. „Es ist egal, ob wir mit 30 Punkten verlieren, wir müssen daraus lernen“, sagt Patrick. Nur was? Vor allem die Körpersprache gefiel dem Coach zuletzt nicht, gegen die schwächeren Teams Bayreuth und Crailsheim reichte es noch zum Sieg, gegen ein Topteam wie München nicht. Der Spanier Alvaro Munoz etwa machte vor Respekt (oder doch Angst?) in die Hose und der Center Boone mehr Fouls (5) als Punkte (4). Die Statistik tat ihr übriges. Nur neun Freiwürfe holte Ludwigsburg heraus (gegenüber 37 der Bayern), was zeigt, dass die Mannschaft keinen Zug zum Korb entwickelte. Und die wenigen Spieler mit Leidenschaft waren zunehmend überfordert, weil die Bayern von der Bank immer noch Qualität bringen konnten.

Bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft den Lernprozess annimmt – und gesund bleibt, wie der Trainer betont. Gegen die Bayern feierte Loesing nach dreiwöchiger Verletzungspause zwar ein ordentliches Comeback, dafür fehlten weiter die Spielmacher Tekele Cotton und auch noch David McCray – von Mustafa Shakur ganz zu schweigen. Der introvertierte Amerikaner war gar nicht erst beim Spiel, was nicht nur Patrick nachdenklich stimmte. Unabhängig von seinem Genesungsprozess geht in Ludwigsburg niemand mehr davon aus, dass er in den Play-offs nochmals eingreift.

Bis dahin sind noch vier Spiele, in denen es gilt, sich eine gute Ausgangsposition (Platz fünf?) zu verschaffen. Beim Kabelbrand der Werbebande blieben die Spieler zwar unversehrt, dennoch meinte Patrick: „Manchmal ist es ganz gut, wenn man einen Schlag ins Gesicht bekommt.“ 71:100 eben.