Burt Ward und Adam West geben in den 60er Jahren in der TV-Serie „Batman“ Robin und Batman. Das Stück Popkulturgeschichte gibt’s nun als DVD-Box.

Stuttgart - Nichts gegen maskierte Verbrecherjäger, aber Batmans Auto war schon immer sehr viel cooler als er selber. In der mittlerweile 75 Jahre langen Geschichte faszinierender Fahrzeuge sticht allerdings kein Batmobile auch nur annähernd so elegant von seinem Fahrer ab wie die rot-schwarze, düsengetriebene Edelkarre aus der 1966 gestarteten TV-Serie „Batman“.

 

Wenn da nicht ständig dieses Gerede vom kleinen Atomreaktor an Bord wäre, wenn nicht Nahaufnahmen seltsame Klappen, Instrumente und mit dem kleinen Klebebuchstabenset aus dem Supermarkt gefertigte Beschriftungen zeigen würden, dann könnte man dieses prächtige Einzelstück als Prachtrequisite in jeden ernst gemeinten Batman-Film schmuggeln.

Batman im Schlafanzug

Aber am Steuer saß Adam West als Batman in einer Mischung aus grauem Frottee-Schlafanzug, Sadomaso-Häubchen für sensible Anfänger und Fernmeldetechniker-Werkzeuggürtel in schönstem Postautogelb. Einen Rest Würde behält Batman nur durch den direkten Kontrast mit seinem von Burt Ward gespielten Helfer Robin, der in Gold-Grün-daherkommt wie ein Rauschgoldengelchen, das mit heißem Kerzenwachs auf den Tannenzweig geleimt wurde: nur die wenig tarnungseffiziente Waschbärenmaske stört den Eindruck ein wenig.

Ist der Oldie „Batman“, der jetzt in einer verwegen kompletten DVD-Box vorgelegt wird (alle drei Staffeln, alle 120 Folgen, makellos restauriert), also eine historische Tiefstmarke der TV-Unterhaltung? Nein, dieser Murks ist Popkulturgeschichte! Denn er nimmt sich selbst nicht ernst.

Dem Produzenten William Dozier war klar, wie ein ernster Versuch, die Popularität Batmans fürs Fernsehen auszubeuten, enden würde: im Desaster. Er kannte die alten Kinoserials um Batman und Superman, er kannte die Superman-TV-Serie der fünfziger Jahre, er hatte vor Augen, wie die in den Comics so elegant umherfliegenden Helden jämmerlich auf der Nase landeten. Also setzte er von vornherein auf Komik. Genauer gesagt: auf „camp humor“.

Übertriebener Kitsch als Erfolgsgeheimnis

So nennen die Amerikaner das vorsätzlich Ungelenke, willentlich Kitschige, dabei schamlos Schräge: und so feiert in „Batman“ der kindische Aberwitz, der in den Comics steckt, fröhliche Urständ. So erfolgreich war diese Veralberung der Batman-Welt, dass die darüber gar nicht glücklichen Autoren und Zeichner ihre Comics zeitweilig dem Stil der Serie anpassen mussten.

Wenn Batman und Robin sich mit Schurken prügeln, platzen grellbunte Buchstaben ins Bild: „kapow!“, „wam!“ und „sock!“ stehen da. Robin quakt vorlaut die Lösung von Rätselspielen daher, die Polizei ist eine bierernste Gurkentruppe, Batman will eine überbreite Brust und Athletenmuskeln herausstrecken, die er sichtlich nicht besitzt. Der Knüller aber sind die Superschurken, das Bunteste in einer knallbunten Welt: Burgess Meredith als Penguin, Cesar Romero als Joker, Frank Gorshin als Riddler, Vincent Price als Egghead. Die sind in ihrer schrillen Übertreibung wunderbare Bilder für das Vergnügen, das wir auch beim Lesen stets empfinden: die Superschurken sind unsere asozialen Instinkte in närrischer Ausgehkluft.

Nein, auf einen Sitz wie manche gute dramatische Serien kann man sich das nicht anschauen. Aber man nascht ja auch keine Bonbonniere an einem Nachmittag leer. „Batman“ will in kleinen Portionen zwischendurch genossen sein, als Erinnerung an Zeiten, als die bessere Gesellschaft zum Greifen nah schien: so nah, dass man sich über die Beschützer der Schwachen von gestern lustig machen durfte.

Batman – Staffel 1–3.
Warner. 18 DVDs/13 Blu-rays. 3018 Minuten. Ca. 60/80 Euro.