Das in den Bauskandal im Wohngebiet Hohlgrabenäcker in Stuttgart-Zazenhausen verwickelte Planungsbüro PP Bauconsulting hat Insolvenzantrag gestellt. Die Bewohner erhalten also keinen Schadenersatz. Gegen die Firma wurde Strafanzeige erstattet.

Stuttgart - Das in den Bauskandal im Neubaugebiet Hohlgrabenäcker in Zazenhausen verwickelte Planungsbüro ist ins Straucheln geraten: Die Stuttgarter Firma PP Bauconsulting hat Insolvenzantrag gestellt. Das hat das Amtsgericht auf Anfrage bestätigt. Und gegen das Unternehmen laufen seit einigen Wochen Ermittlungen bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachts.

 

Wie bereits berichtet, hat PP Bauconsulting mit einigen Bauherren des Zazenhäuser Baugebiets Architektenverträge über die Errichtung von Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften geschlossen. Beim Bau aber gab es massive Probleme, weil 19 Häuser rund einen halben Meter zu hoch gebaut wurden oder um 80 Zentimeter über die zulässige Baugrenze hinausragten. Das Baurechtsamt der Stadt Stuttgart hatte die Überschreitungen bemerkt und im September für die Häuser am Bittenfelderweg Süd und am Rosenapfelweg Nord und Süd einen Baustopp verhängt. Als im November der Bauskandal bekannt wurde, machten mehrere Bauherren die PP Bauconsulting für die Überschreitung der im Bebauungsplan vorgeschriebenen Maße verantwortlich und erhoben schwere Vorwürfe gegen die Firma.

Strafanzeige gestellt

Dass das Unternehmen nun Insolvenzantrag gestellt hat, erstaunt Harald Woida nicht. Er und seine Frau haben einen Architektenvertrag mit der Firma über den Bau eines Einfamilienhauses im Bittenfelderweg geschlossen. „Die Insolvenz war absehbar“, sagt Woida. „Ich hatte mir schon gedacht, dass die den Baustopp nicht überleben werden.“ Sein Haus gehört zu jenen, die im Untergeschoss 80 Zentimeter zu lang sind. Er habe bereits damit gerechnet, dass er wenig Geld als Schadenersatz von der PP Bauconsulting bekommen werde. „Nun ist aber klar, dass wir gar keinen Schadenersatz bekommen“, fürchtet Woida.

Inzwischen haben er und eine weitere Bauherrenfamilie aus dem Bittenfelderweg Strafanzeige gegen vier der am Bau Beteiligten gestellt. Konkret handelt es sich dabei um den aktuellen Geschäftsführer der PP Bauconsulting, um dessen Ehefrau, die als Maklerin aufgetreten war, um den früheren Bauleiter und zeitweiligen Geschäftsführer der PP Bauconsulting sowie um einen Bauingenieur, der die Baupläne bei der Stadt eingereicht haben soll.

Der Vorwurf lautet auf Betrug

Claudia Krauth, die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, bestätigt, dass die Strafanzeige gestellt wurde. Es geht um den Vorwurf des Betrugs, also um die Frage, ob die Verantwortlichen des Unternehmens bewusst gehandelt haben und es sich bei den Vorgängen nicht um eine Verkettung unglücklicher Umstände handelt, wie dies von der Geschäftsführung behauptet wurde. „Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen“, sagt Krauth.

Der jetzige Geschäftsführer der PP Bauconsulting und seine Ehefrau mussten sich erst Mitte März wegen des Vorwurfs der Insolvenzverschleppung vor dem Amtsgericht Leonberg verantworten. In diesem Fall ging es um eine frühere Firma des Unternehmerpaares. Der Mann wurde in dem Verfahren zu einer Strafe von acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Verfahren gegen dessen Ehefrau wurde gegen die Zahlung von 3000 Euro indes eingestellt. Bereits im Jahr 2003 hatte der im März zu einer Bewährungsstrafe Verurteilte wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung eine Bewährungsstrafe erhalten.

Für einige der Bauherren im Hohlgrabenäcker gibt es inzwischen gute Nachrichten. So können sieben Eigentümer, deren Gebäude etwas zu hoch sind, nun ohne größere Änderungen weiterbauen. Für jene Bauherren, deren Doppelhäuser zu lang geraten sind, ist die Lage schwieriger. Zwar müssen sie keine Wände einreißen, wie anfangs gedacht, aber doch immerhin Balkone verkleinern. Harald Woida und seine Frau dürfen ihr zu langes Einfamilienhaus, das ursprünglich vom Teilabriss bedroht war, nun doch weiterbauen, Ende Juni wollen sie einziehen. Einstweilen wohnt das Eherpaar in einer Zwei-Zimmer-Ferienwohnung und hat die Möbel eingelagert.