Laut der neuesten Terminliste aus dem Fellbacher Rathaus ziehen sich die Arbeiten an der Hauptverkehrsachse von Schmiden bis kurz vor Weihnachten hin. Anwohner beklagen sich über Temposünder auf der Ausweichstrecke Karolingerstraße.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Die Dauerbaustelle in der Fellbacher Straße entwickelt sich für die Anwohner zu einer großen Geduldsprobe. Denn nach der jüngsten Prognose wird es wohl fast Weihnachten, bis Bagger und Baulastwagen die Hauptverkehrsachse von Schmiden wieder freimachen.

 

„Wir rechnen bei der Fertigstellung inzwischen mit Mitte Dezember“

„Wir rechnen bei der Fertigstellung inzwischen mit Mitte Dezember“, räumt Thomas Stengel, Leiter des Tiefbauamts im Fellbacher Rathaus, auf Nachfrage ein. Noch vor knapp einer Woche war im Verkehrsausschuss des Gemeinderats von einer Freigabe der Strecke im November die Rede gewesen. Dass es doch später wird mit der Fertigstellung, geht aus dem aktualisierten Bauzeitenplan für die auf 1,3 Millionen Euro bezifferten Arbeiten hervor.

Die Terminliste wurde mit der Baufirma und dem beauftragten Ingenieurbüro abgestimmt – und soll auch einen kleinen Puffer für unerwartete Verzögerungen enthalten. Allerdings betont Baufachmann Stengel, dass auch die jetzige Schätzung von der Witterung in den nächsten Wochen abhängig ist. „Wir haben vor Beginn der Arbeiten von neun Monaten Bauzeit gesprochen und die müssen wir auch ausschöpfen – so leid uns das für die Anwohner auch tut“, sagt der Chef des Tiefbauamts.

An der Baustelle sind neben der Stadt Fellbach auch die Stadtwerke beteiligt

An der Baustelle sind neben der Stadt Fellbach auch die Stadtwerke beteiligt. Leckende Wasserleitungen, Rohrbrüche und viele kleine Undichtigkeiten hatten in den vergangenen Jahren in der Fellbacher Straße immer wieder für Probleme gesorgt. Die aus dem Jahr 1900 stammenden alten Rohre mussten erneuert werden. Auf einer Gesamtlänge von fast 500 Metern werden deshalb seit Frühjahr die Wasser-, Gas- und Stromleitungen sowie private Anschlüsse ausgetauscht. Parallel wird außerdem die Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Leuchten umgestellt, größere Pflanzbeete sollen den Bäumen nach der Umgestaltung mehr Platz zum Wurzeln geben.

Leidtragende der seit Monaten für Lärm, Dreck und Schleichverkehr sorgenden Bauarbeiten sind nicht nur die direkten Anlieger, sondern auch die umliegenden Wohnstraßen. Die Geschäftsleute aus Schmiden klagen über teils drastische Umsatzeinbußen, beim Eiscafé fiel quasi die gesamte Sommersaison in die Bau-grube. Besonders belastet sehen sich die Anwohner der Karolingerstraße – wo bisher eine Sackgasse war, rollt jetzt der Verkehr durch. „Wir haben so die Nase voll“, schimpft Annerose Löffelhardt über die Ausweichstrecke vor ihrer Haustüre. Weil die Stadt den Termin der geplanten Fertigstellung immer wieder verschieben ließ, hat in der Nachbarschaft schon das Gerücht die Runde gemacht, dass Schmiden womöglich sogar bis Januar oder sogar Februar 2018 mit Dreck, Lärm und Rasern leben muss. „Die Stadt muss dringend mehr Geschwindigkeitskontrollen machen in der Karolingerstraße. Wer sich hier an Tempo 30 hält, wird von anderen Fahrern sogar noch überholt“, sagt sie. Auch Nachbarin Sabine Hoffmeister findet es „krass, wie wenig sich die Leute an Tempolimits halten“ – und bestätigt den Eindruck vieler Bürger, dass es auf der Baustelle Fellbacher Straße nur sehr langsam vorangeht.

Die Stadt sieht einen Zeitvorteil

Aus Sicht der Stadt bietet das in Fellbach bisher eher unübliche Modell einer doppelten Bauherrschaft sogar einen Zeitvorteil: „Ich würde schätzen, dass es schneller geht, wenn Stadt und Stadtwerke sich abstimmen, statt die Arbeiten hintereinander zu erledigen“, sagt Tiefbauamtschef Stengel. In der Eugenstraße hätten sich vergleichbare Arbeiten ein Jahr lang hingezogen.