Mit öffentlichen Veranstaltungen und vertiefenden Beiträgen will sich die Stuttgarter Hochschule für Technik (HFT) in den Diskurs um die Zukunft der Villa Berg einklinken. „Die Villa ist ein Juwel“, sagt Rainer Franke, der Rektor der HFT.

Stuttgart - Die herausgehobene Lage der Villa Berg erschließt sich dem Betrachter sofort: Auf dem gerade fertig gestellten städtebaulichen Modell im Maßstab eins zu tausend verdecken weder Bäume noch Büsche die ehemalige Prachtanlage, die einmal dem württembergischen Kronprinzenpaar Karl und Olga als Sommersitz diente und später dem SWR als Sendestudio. So der Gemeinderat zustimmt, wird die Villa am 1. August wieder im Besitz der Stadt sein. Das Modell, das derzeit noch in der Werkstatt der Hochschule für Technik (HFT) steht, wurde anhand von 980 Laserdateien angefertigt, wiegt 100 Kilo. Es soll nicht nur Studenten inspirieren und der Erforschung der historischen Baupläne dienen. Es ist auch dazu gedacht, den gesellschaftlichen Diskurs über die künftige Nutzung der historischen Anlage anzustoßen.

 

„Die Villa ist ein Juwel“, sagt Rainer Franke, der Rektor der HFT. Aber leider habe die Stadt den Park verkommen lassen, ergänzt Horst Sondermann, der Dekan der Architekturfakultät. „Der Halbmondsee ist ein Dreckloch, der Pavillon ist richtig versifft.“ Aktuell beschäftigen sich die Studierenden aus dem dritten Semester des Masterstudiengangs Architektur damit, wie man, unter Einbeziehung des Parks, ein Konzerthaus errichten könnte, eines mit zwei Sälen, die 600 und 2500 Plätze bieten. „Es mangelt an Konzertsälen in dieser Größe“, sagt Dekan Sondermann.

Denkmalschutz bleibt bei studentischen Arbeiten außen vor

Dass die Villa unter Denkmalschutz steht, müssen die angehenden Architekten bei ihren Entwürfen allerdings nicht berücksichtigen. In der Realität ist dies freilich ein heikles Thema, denn es schränkt die mögliche Nutzung drastisch ein. Dennoch sind Sondermann und Franke davon überzeugt, dass die Arbeiten der Studierenden nutzbringend sein werden – für diese selber, weil sie somit eine größere Wirkung erzielen können, aber auch für den gesellschaftlichen Diskurs in der Sache.

Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden von, Freitag, 10. Juli, bis Sonntag, 12. Juli, von 10 bis 16 Uhr im Projektraum Lotte (Willy-Brandt-Straße 18) gezeigt, am Dienstag, 14. Juli, schließt sich bei der Finissage (Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr) mit den Video- und Modellpräsentationen eine Podiumsdiskussion an, an der sich auch Vertreter der Stadt und der Initiative „Occupy Villa Berg“ beteiligen werden. Letztere hat sich als offenes Netzwerk seit zwei Jahren darum bemüht, die Ideen aus der Bürgerschaft zu sammeln und zu dokumentieren. Ihre Ergebnisse sollen am Jahresende der Stadt übergeben werden, die ja eine Bürgerbeteiligung angekündigt hat.

Architekturfakultät digitalisiert historische Baupläne

Auch die HFT will das Thema weiter vertiefen. Es soll nicht nur bei studentischen Arbeiten bleiben. Derzeit sei die Architekturfakultät auch dabei, historische Baupläne der Villa zusammenzustellen und digital zu bündeln. „Da haben alle Kollegen Zugriff“, sagt Horst Sondermann. Selbst an der Architekturfakultät der TU Berlin habe man Pläne der Villa gefunden, berichtet der Dekan. Die Beschaffung und Digitalisierung der Pläne werde von der Knödler-Decker-Stiftung unterstützt, die Fakultät Architektur und Gestaltung der HFT trage jedoch den Löwenanteil.

Somit werde es möglich, die historische Villa auch von innen zu besichtigen, jedenfalls virtuell. „Wir werden auch die Tagebücher von Fürstin Olga auswerten.“ Schließlich müsse auch der historische Kontext in die aktuelle Debatte einfließen. All dies soll dann im kommenden Jahr in eine Ausstellung münden, für die man auch die Stadt gewinnen wolle. Begrüßen würde die Hochschule auch, wenn die Stadt einen Ideenwettbewerb veranstalten würde. „Den würden wir dann gern begleiten“, kündigt Rektor Rainer Franke an. „Da erhält man vielleicht Konzepte, die auch die Bevölkerung überzeugen.“ Auch das städtebauliche Modell werde man gern zur Verfügung stellen. Dabei geht es dem Rektor freilich auch um Öffentlichkeitsarbeit: „Es ist unser ureigenes Interesse, dass wir in der Stadt präsent sind.“

Auch die Masterstudenten werden ihre Beschäftigung mit der Villa weiter vertiefen, in Form ihrer Abschlussarbeit, der Masterthesis. „Falls die Stadt also Mitarbeiter sucht, die sich auskennen“, meint Rektor Franke, „die können wir liefern“.