Im Geschäftsjahr 2016 hat die Baugenossenschaft Neues Heim einen Jahresübschuss von 3,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Bei der Mitgliederversammlung wurde allerdings kritisiert, dass die Stadt nicht genug neue Baugrundstücke zur Verfügung stelle.

Zuffenhausen - Bei der Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Neues Heim (BGNH) konnte der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Maier am Montagabend eine Rekordzahl verkünden: Der Jahresüberschuss für das Geschäftsjahr 2016 liegt bei 3,3 Millionen Euro und damit auf Rekordniveau. „Es ist der höchste ausgewiesene Jahresüberschuss in der Geschichte der Baugenossenschaft“, sagte Maier im Bürgerhaus Rot vor fast vollen Rängen. Auch sonst habe die Genossenschaft ein „sehr gutes Jahresergebnis“ mit einer Bilanzsumme von gut 84 Millionen Euro erzielt. In den kommenden sechs Jahren sollen 90 Millionen Euro in neue Bauvorhaben gesteckt werden. Kritisiert wurde von Maier und seinem Vorstandskollegen Gisbert Renz hingegen die Stadt. Diese komme ihren Verpflichtungen aus dem Projekt „Bündnis für Wohnen“ nicht nach und stelle nicht genug Grundstücke für Wohnungsbau zur Verfügung.

 

Dass es um die BGNH derart gut stehe, verdanke man laut Maier mehreren Faktoren: dem umsichtigen Handeln der verantwortlichen Organe, die für ein starkes wirtschaftliches Fundament mit einer Eigenkapitalausstattung von weit über 60 Prozent und einem Cashflow von fünf Millionen Euro gesorgt hätten, einem sehr gut sanierten Gebäudebestand sowie einem vergleichsweise kleinen, aber sehr kompetenten und engagierten Team von Mitarbeitern.

„Wir wollen neue Wohnungen hinzugewinnen und nicht nur durch Abriss und Neubau auf eigenen Grundstücken Wachstum generieren“, sagte Maier. Seit 2009 habe man 274 neue Wohnungen gebaut, in den kommenden sechs Jahren sollen weitere 410 hinzukommen. Die Nachfrage vor allem nach günstigem Wohnraum sei sehr groß. An neue Grundstücke möchten die Baugenossen über das Projekt „Bündnis für Wohnen“ kommen, dass die BGNH zusammen mit anderen Wohnungsunternehmen im vergangenen Jahr mit der Stadt eingegangen ist. „Wenn ich mir die Zeitstufenliste der Baugebiete anschaue und den Stand der Baureifmachung der dort verorteten Grundstücke vor Augen führe wird klar, dass die im Bündnis vereinbarten Ziele gar nicht oder nur sehr schwer zu erreichen ist“, kritisierte Maier die Stadt.

Immer strengere Vorgaben erschweren das Bauen

Nach Maier ergriff das Vorstandsmitglied Gisbert Renz das Wort. Auch er sparte nicht mit Kritik: Zwar werde für Stuttgart ein jährliches Defizit von rund 8600 Wohnungen prognostiziert. Strenge Vorgaben von Bund und Ländern, beispielsweise durch Energiesparverordnungen, ein neues Wärmegesetz und neue Landesbauordnungen, jedoch zu hohen Baukostensteigerungen führen. Auch mit der Stadt ging er ins Gericht: Für ein Neubauvorhaben der BGNH an der Fleiner und der Erligheimer Straße fehle nach wie vor die Baugenehmigung. Schuld trügen Baurechtsamt und Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Wiederholt habe die Genossenschaft umplanen und auch die Gebäudehöhe um 90 Zentimeter reduzieren müssen – bei einer Gesamthöhe von über 18 Metern. Probleme mit den beiden Ämtern gebe es auch beim geplanten Projekt an der Prevorster/Fleiner Straße. Würde man die Vorstellungen der Stadt in die Tat umsetzen, entstünden dort nach Abriss und Neubau weniger Wohnungen als zuvor. Immer wieder propagiere Oberbürgermeister Fritz Kuhn, dass die Stadt dringend bezahlbaren Wohnraum benötige und dies vor allem durch Nachverdichtung gelingen solle. „Bis jetzt sind diese Vorgaben leider noch nicht zum Stadtplanungsamt und zum Baurechtsamt vorgedrungen“, sagte Renz.

Renz hatte aber nicht nur Grund zum Klagen. Im Gegenteil: Das Großprojekt an der Mittenfeldstraße in Giebel laufe mehr als rund. Die Baukosten für das Baufeld West seien sehr niedrig, deshalb könne man Bestandsmietern eine vergünstigte Miete anbieten. Im Herbst soll das Baufeld mit seinen 157 Wohnungen komplett fertig werden, die gesamte Investitionssumme für das Areal beträgt 23,5 Millionen Euro. Übertroffen wird dieser Betrag freilich durch das Baufeld Ost, mit dem im Spätherbst begonnen werden soll. Knapp 180 Wohnungen sollen dort in acht Gebäuden bis Ende 2023 entstehen. Etwa 35 Millionen Euro möchte die Baugenossenschaft Neues Heim dort investieren.

Nachdem die anwesenden 116 Mitglieder einstimmig dem Jahresabschluss, der Verwendung des Bilanzgewinns (die Dividendenausschüttung beträgt 4 Prozent) und der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat ihr Plazet erteilten, wurden die Aufsichtsräte Theresia Bay-Pfau, Torsten Jans und Holger Sauter einstimmig für drei weitere Jahre in ihren Ämtern bestätigt.