Der Ingenieur ist guter Dinge, dass er eine Lösung finden wird. Eichinger und Wiech, die beide von der Firma Baum und Seil Schindler aus Dußlingen kommen und zertifizierte Baumkontrolleure sind, ziehen nun von einer anderen Seite am Ast. „Durch die Mess-Sensoren können wir die Neigung des Baumes bis auf ein tausendstel Grad bestimmen“, erläutert Wessolly. Aus Studien wisse man, wie viel Zug- beziehungsweise Windkraft die verschiedenen Holzarten aushalten. Danach könne man anhand von mathematischen Formeln errechnen, wie lange der Baum noch standfest sei. „Dafür übernehme ich die Haftung“, erklärt Wessolly.

 

Die Stadt Leonberg beauftragt den Baumstatiker schon seit mehreren Jahren. „Wir brauchen ihn immer dann, wenn unsere städtischen Mitarbeiter bei einer Sichtprüfung nicht weiterkommen“, erläutert Undine Thiel, die Pressesprecherin der Stadt. Und bevor ein Baum endgültig gefällt werden dürfe, müsse zunächst festgestellt werden, dass er eine Gefahr für Menschen und Dinge darstelle.

Ein Baum kann sich selbst regenerieren

Wessolly prüft daher nicht nur die Zugfestigkeit des Baumes, sondern schaut sich auch an, ob die Bäume von Pilzen befallen sind. „Ein alter Baum wird normalerweise innen immer hohler“, sagt der Baumexperte. Aber auch hohle Stämme könnten stabil genug sein, um das Gewicht der Äste zu tragen. „Außerdem ist ein Baum in der Lage, sich bei Schwachstellen selbst zu regenerieren. Man muss die Natur manchmal einfach nur machen lassen“, erklärt Wessolly.

Ein weiterer Aspekt, auf den er achtet, ist die Größe der Baumkrone. „Je mehr Widerstand ein Baum dem Wind bietet, desto gefährlicher wird es“, so Wessolly. Unter Umständen müsse man Zweige abschneiden, um dem Wind die Angriffsfläche zu nehmen. „Ich habe rund 12 000 Bäume in Europa untersucht, nur 100 waren hoffnungslose Fälle“, macht Wessolly Mut.