Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till will mit einem Grundsatzbechluss den Neubau eines Technischen Rathauses am Bahnhof jetzt aufs Gleis bringen. Die Sanierung bestehender Gebäude sei wesentlich teurer.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Der Göppinger Gemeinderat wird am nächsten Donnerstag in einer Kampfabstimmung darüber entscheiden, ob die Stadt einen Architektenwettbewerb für ein zweites zentrales Rathaus am Bahnhof ausschreiben soll. Damit verbunden wäre ein Grundsatzbeschluss für das auf 23 Millionen Euro geschätzte Bauprojekt. Zum Vergleich: Der Bau der EWS-Arena war mit 17,8 Millionen Euro abgerechnet worden.

 

Im Gemeinsamen Ausschuss signalisierten am Donnerstagabend nur CDU und Grüne uneingeschränkte Zustimmung. Zusammen mit dem Oberbürgermeister Guido Till (CDU) kommen sie auf 19 von 41 Stimmen. Demgegenüber äußerten andere Fraktionen Zweifel, ob die Stadt das Millionenprojekt schultern könne. „Irgendwann bekommen auch wir Probleme mit unseren Institutionen“, sagte Wolfgang Berge (Freie Wähler) in Anspielung auf Griechenland. Der Kämmerer Rudolf Hollnaicher verwies jedoch darauf, dass sich der Mittelabfluss über mehrere Jahre verteile. Auch unter Berücksichtigung anderer Großprojekte bei der Feuerwehr oder im Schulbau bewegten sich die jährlichen Investitionssummen im Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Altgebäude wären gut zu vermarkten

Der OB begann am Freitag damit, unter vier Augen weitere Unterstützer zu werben. Zentrale Bedeutung hat dabei ein 41-seitiges Papier, das der Baubürgermeister Helmut Renftle am Donnerstagabend vorstellte. Darin wird vorgerechnet, dass ein Nein zu dem Projekt die Stadt noch teurer käme. Dann müssten das Technische Rathaus und vier weitere kleinere Außenstellen saniert und barrierefrei gemacht werden. „Wir haben hier Jahrzehnte nichts getan“, sagte Renftle, der die Kosten hierfür auf 24,3 Millionen Euro summierte.

Bei einem Neubau am Bahnhof ließen sich die Altgebäude hingegen vermarkten. Er sehe keine Probleme, sie in Wohnraum umzuwandeln, sagte der Geschäftsführer der Städtischen Wohnbau (WGG), Volker Kurz. Die kalkulierten Einnahmen von drei Millionen Euro seien realistisch. Zusammen mit zu erwartenden Landesgeldern reduziere sich der städtische Finanzierungsanteil damit auf 16,5 Millionen Euro, sagte Renftle.

In der Bürgerschaft gibt es viele Zweifel

„Wie wären dumm, wenn wir es nicht machen würden“, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Felix Gerber. Sein SPD-Kollege Armin Roos äußerte hingegen die Vermutung, der OB habe das Projekt schön rechnen lassen. So musste die Verwaltung auf Nachfrage von Claudia Rassi (SPD) einräumen, dass die Kosten für den bereits erfolgten Grundstückskauf nicht in der Investitionssumme enthalten sind. Und auch Emil Frick (Freie Wähler) bemühte noch einmal einen Griechenland-Vergleich: „Bei einem Referendum würden wir wohl keine Mehrheit für den Bau bekommen.“